Drei Tage vor dem Nachtflug mit dem „Airboss 380“ zur Südafrika-Safari soll Deutschlands jüngster WM-Kader seit 76 Jahren bei der Generalprobe gegen Bosnien-Herzegowina Euphorie für die WM-Titelmission wecken.Joachim Löw will den schwarz-rot-goldenen Fans am Donnerstag (20.30 Uhr/ARD) in der ausverkauften Frankfurter Arena seine geplante WM-Elf präsentieren. „Die Struktur der Mannschaft wird man sehen“, kündigte der deutsche Bundestrainer an, dessen 23 WM-Auserwählte nach der Streichung des Hoffenheimers Andreas Beck einen Altersschnitt von nur 24,96 Jahren aufweisen. Allein bei Deutschlands WM-Premiere 1934 war der Kader mit einem Schnitt von 24,16 Jahren noch jünger.Ein Selbstläufer gegen den von Bundesliga-Torschützenkönig Edin Dzeko (VfL Wolfsburg) angeführten Gegner wird der letzte WM-Testlauf nicht, warnte Bastian Schweinsteiger: „Bosnien hat eine sehr gute Qualität. Es wird ein schwieriges Spiel.“ Der „Tag X“ sei erst der 13. Juni, wenn für den dreimaligen Titelgewinner Deutschland in Durban gegen Australien die Weltmeisterschaft beginnt, betonte Vize-Kapitän Schweinsteiger: „Es ist ein Testspiel, kein Punktspiel.“Auch Löw will eine Balance zwischen Ernstfall und Testlauf finden. Im Verlauf der 90 Minuten plant er mehrere Wechsel. „Es gibt für mich auch die Überlegung, das eine oder andere nochmals zu sehen“, sagte er vor der Abreise aus dem Trainingslager in Eppan.Sein größter Wunsch ist nach den bitteren Ausfällen von Kapitän Michael Ballack, Christian Träsch und Heiko Westermann verständlich: „Ich gehe jetzt mal davon aus, dass wir keine weiteren Verletzungen zu beklagen haben.“ Sonst müsste er bis zum Start des Charterfluges „LH 2010“ nach Johannesburg am Sonntagabend (20.30 Uhr) noch einen oder mehrere Spieler als Nachrücker aus dem Hut zaubern.Der „tief enttäuschte“ Hoffenheimer Beck, der nicht mehr mit dem Team aus Bozen nach Frankfurt flog, sondern das Hotel „Weinegg“ in Girlan bereits am frühen Mittwoch verließ, wäre nicht automatisch der erste Nachrücker. „Falls etwas passieren sollte, wäre er selbstverständlich in der Abwehr der erste Kandidat, der nachnominiert wird“, sagte Löw. Was passiert, falls sich in Mittelfeld oder Angriff „eine Problemzone“ auftun sollte, ließ der Bundestrainer dagegen offen.In Frankfurt muss Löw erste Karten aufdecken: Vier Fragen stellen sich noch bei der WM-Elf. Erstens: Spielt Kapitän Philipp Lahm in der Abwehrkette rechts oder links? Zweitens: Wer wird abhängig davon zweiter Außenverteidiger? Drittens: Wer erobert den vakanten Platz in der Innenverteidigung neben dem gesetzten Abwehrchef Per Mertesacker; Arne Friedrich, Serdar Tasci oder doch noch Bayern-Youngster Holger Badstuber? Und viertens: Setzt Löw tatsächlich auf den Münchner Aufsteiger Thomas Müller auf dem rechten Flügel?„Oft findet sich eine Mannschaft auch erst im Turnierverlauf“, hat Löw gesagt und damit bereits angedeutet, dass er sich bei seinem Personal-Puzzle noch nicht ganz im Klaren ist. „Wir haben auch noch eine Woche Trainingseinheiten in Südafrika“, ergänzte der 50-Jährige. Grundsätzlich steht für ihn nach drei intensiven Trainingswochen in Sizilien und Südtirol aber fest: „Wir sind gut vorbereitet.“Feste Größen in Löws Wunschelf sind in der Defensive neben Torwart Manuel Neuer, der nach einem Magen-Darm-Infekt gegen Bosnien wohl spielen kann, noch Lahm und Mertesacker. Im Mittelfeld sind vier von fünf Positionen fix: Vor der in Frankfurt erstmals gemeinsam probenden „Doppel-Sechs“ mit Schweinsteiger und Sami Khedira sind Lukas Podolski und Mesut Özil offensiv erste Wahl.Im Angriff setzt Löw weiter auf Sorgenkind Miroslav Klose als einzige Spitze. Der WM-Torschützenkönig von 2006 benötigt im letzten WM-Test unbedingt ein Erfolgserlebnis, um seine Kritiker zumindest halbwegs verstummen zu lassen. „Wenn du mal ein Tor machst, läuft es von alleine“, glaubt Schweinsteiger, der Klose den Rücken stärkt: „Ich sehe das nicht so dramatisch. Miro ist fokussiert auf die WM.“ Klose selbst glaubt fest an seinem WM-Startplatz: „Ja, absolut.“In Frankfurt will Deutschlands Youngster-Truppe „Begeisterung und einen Schub bei den Fans auslösen“, wie Teammanager Oliver Bierhoff versprach. Direkt nach dem Spiel trennen sich die Wege - bis zum Treffpunkt am Sonntag (16 Uhr) in Frankfurt dürfen Lahm & Co. nochmals für zweieinhalb Tage nach Hause zu ihren Liebsten.dpa