„Thomas soll bei uns einfach mal drei, vier Tage reinschnuppern, um die Atmosphäre in der Nationalmannschaft kennenzulernen“, erklärte der deutsche Bundestrainer Löw zur Berufung von Bayerns Shooting-Star für die beiden letzten Länderspiele des Jahres. Hoeneß hatte schon im Vorfeld negative Auswirkungen der Beförderung Müllers zum Nationalspieler befürchtet: „Kaum schießt einer drei Tore, wird schon nach der Nationalmannschaft gerufen.“ Als weiterer Neuling ist der Bremer Aaron Hunt zum Jahresabschluss des DFB-Teams am 14. November in Köln gegen Chile und vier Tage später in Gelsenkirchen gegen die Elfenbeinküste dabei. Der „neue Müller“ wird Löw aber nur im zweiten Spiel zur Verfügung stehen. Zuvor ist der Offensivmann noch mit der U 21-Auswahl gegen Nordirland im Punktspiel-Einsatz. „Es ist Teil unseres Konzepts und so auch mit U 21-Trainer Rainer Adrion abgesprochen, dass er zunächst das wichtige EM-Qualifikationsspiel in Belfast bestreitet und dort Verantwortung übernehmen soll“, berichtete Löw heute. Der 23 Jahre alte Hunt, der sich zuvor sportlich gegen England, die Heimat seiner Mutter, entschieden hatte, wird schon gegen Chile beim A-Team sein. „Aaron hat in dieser Saison sehr konstant gespielt und mit guten Leistungen einen Schritt nach vorne gemacht“, begründete Löw die Einladung für den im niedersächsischen Goslar geborenen Hunt. Der Bremer war „ein bisschen überrascht“, schlaflose Nächte bereite ihm die kommende Aufgabe hingegen nicht. Wie bereits angekündigt, gibt der Bundestrainer auch dem Leverkusener Stürmer Stefan Kießling, der in der Bundesliga derzeit mit sieben Treffern erfolgreichster Torjäger ist, eine neue Chance. Löw muss am Ende eines sportlich erfolgreichen Jahres - die WM- Endrunde in Südafrika wurde direkt gebucht - vor allem die Balance zwischen den angekündigten Experimenten und den Ansprüchen der Fans finden. Der Bundestrainer weiß spätestens nach den heftigen Unmutsbekundungen über den jüngsten schwachen Auftritt gegen die Finnen (1:1), dass die Zuschauer seinem Personal-Casting für die WM-Endrunde nicht mehr bedingungslos folgen. Für Köln sind bisher nur 33.000 Tickets abgesetzt, für das Spiel in Gelsenkirchen sogar erst 13.000. Die deutsche Nationalelf hat einen Ruf zu verteidigen, so hat Löw auch alle Stars berufen, keinem eine Schonung zugestanden. Pech hat der Stuttgarter Serdar Tasci, der wegen einer Fußverletzung wie schon vor den jüngsten WM-Qualifikationsspielen in Russland (1:0) und gegen Finnland (1:1) Löw absagen musste. Zudem fehlen die verletzten Simon Rolfes (Leverkusen) und Cacau (Stuttgart). Nach seiner längeren Krankheits-Pause gehört auch Hannovers Torhüter Robert Enke noch nicht wieder zum am Freitag berufenen Kader. Neben dem Bremer Tim Wiese, der gegen Chile im Tor stehen soll, und dem für das zweite Spiel in Gelsenkirchen vorgesehenen Manuel Neuer wurde als dritter Torwart René Adler nominiert. Der Leverkusener, aktuell mit den besten Chancen auf die Nummer 1 beim Turnier in Südafrika, leidet allerdings an einer Augenentzündung und konnte am Freitag im Bundesliga-Spiel gegen Eintracht Frankfurt nicht spielen. Die deutsche Nationalmannschaft trifft sich am kommenden Dienstag in Bonn zur Vorbereitung auf den Länderspiel-Jahresabschluss. Wenige Stunden zuvor werden unter anderem Löw und Kapitän Michael Ballack in Herzogenaurach beim DFB-Ausrüster adidas das brandneue WM-Trikot der deutschen Elf offiziell präsentieren.dpa