„Wir werden uns damit zum richtigen Zeitpunkt beschäftigen, aber jetzt möchte ich nicht über die Formel 1 sprechen“, sagte der Franzose der finnischen Zeitung „Turun Sanomat“. Während sich die Königsklasse vor dem Großen Preis von Ungarn am Sonntag (14 Uhr) immer mehr in die Debatte um den Ferrari-Teambefehl hineinsteigert, reiste Todt zur Rallye-WM nach Finnland und blockt dort alle Fragen zum brisanten Thema ab.Todt befangen?Der Präsident des Internationalen Automobilverbands FIA dürfte seine Gründe haben, muss er in der Teamorder-Frage doch als höchst befangen gelten. In seiner Zeit als erfolgreichster Teamchef der Ferrari-Geschichte hatte seine Politik entscheidend zum seit 2002 gültigen Verbot der Stallorder geführt. 2001 und 2002 musste Rubens Barrichello in Österreich Michael Schumacher auf Anweisung von der Box vorbeilassen. Schon legendär ist Todts Kommando: „Let Michael pass for the Championship.“Dubioses ÜberholmanöverDas dubiose Überholmanöver von Fernando Alonso gegen den offensichtlich eingebremsten Felipe Massa in Hockenheim am vergangenen Wochenende wirkte wie eine Wiederholung dieser Szenen. Nun soll der Motorsport-Weltrat der FIA über weitere Sanktionen gegen Ferrari nach dem bereits verhängten Bußgeld von 78.500 Euro entscheiden. Doch noch immer ist kein Termin für eine Verhandlung angesetzt. Angeführt wird das Gremium von: Jean Todt.Verzicht auf Richterrolle möglichSchon wird im Fahrerlager am Hungaroring spekuliert, der im vergangenen Oktober ins Amt gewählte Todt könnte in diesem Fall auf seine Richterrolle verzichten. Entweder werde er nur als Gasthörer erscheinen oder der Weltratssitzung sogar ganz fernbleiben, vermuten Beobachter. Ausgerechnet Ferrari, fast 15 Jahre Todts Arbeitgeber, beschert dem Verbandschef die bislang härteste Prüfung seiner Ägide.Längst hat sich die Causa Ferrari zur Grundsatz-Diskussion ausgeweitet. „Wir dürfen nicht zu emotional reagieren, aber das ist sicher etwas, über das geredet werden muss“, bekannte sogar Scuderia-Teamchef Stefano Domenicali bei der offiziellen FIA-Pressekonferenz am Freitag. „Das ist jetzt Sache des Weltrats“Auf Details aber wollte der Italiener aus juristischen Gründen nicht eingehen. „Das ist jetzt Sache des Weltrats“, betonte Domenicali.Auch Sebastian Vettels Red-Bull-Teamchef Christian Horner sieht den Weltverband in der Pflicht. „Wir müssen uns auf die FIA als Regelbehörde verlassen“, sagte der Brite. Mercedes-Technikdirektor Ross Brawn verlangt von der FIA eine Lösung, „die den Wettbewerb genauso berücksichtigt wie die Interessen des Teams“.„Ich habe bestimmt Ideen“Rat könnte sich Todt bei seinem Freund und Wahlkampfhelfer Schumacher holen. „Ich habe bestimmt Ideen. Die werde ich auch mit den richtigen Leuten besprechen. Aber es bringt jetzt nichts, hier tausende Ideen in die Öffentlichkeit zu posaunen“, erklärte der Rekordchampion vor dem zwölften Saisonrennen am Sonntag. Aber auch der Altmeister erwartet kein schnelles Ende des Streits. „Man kann es nicht jedem zu 100 Prozent recht machen. Man muss dann mal schauen, wo die Prioritäten liegen.“dpa