Philipp Außerhofer lebt inzwischen in Telfes im Stubaital, im Hauptberuf ist er Apotheker, doch in jeder freien Minute verschlägt es den 29-jährigen Ahrntaler in die Berge. Er zählt zu den herausragenden Trailrunnern weltweit und bevorzugt die langen Distanzen. <BR /><BR /><b>Wohin führte Sie Ihr bisher letzter Berglauf?</b><BR />Philipp Außerhofer: Das war gestern, als ich am frühen Morgen auf meinen Hausberg gelaufen bin. Danach ging es zur Arbeit in die Apotheke. Der Moment kurz unterhalb des Gipfels, wenn die ersten Sonnenstrahlen die Bergwelt erleuchten, sind einfach magisch. Wettkampfmäßig war es das Rennen beim Penyagolasa Trail in Spanien Ende April, das ich auf Platz 3 liegend nach einem Sturz leider beenden musste.<BR /><BR /><b>Warum planen Sie als Trailrunner auch immer wieder besondere Projekte?</b><BR />Außerhofer: Im Wettkampf zählen die Ergebnisse, der Kampf gegen die Uhr und die Konkurrenz. Fernab davon liebe ich es, eigene Projekte zu realisieren, mit einer viel tieferen Bedeutung und Botschaft als bloß Rekorde aufzustellen. So möchte ich eigene Routen zeichnen, meine persönlichen Grenzen ausloten und somit mich selbst verwirklichen. Mit derartigen Projekten und den damit zugrundeliegenden Werten möchte ich auch andere Läufer inspirieren. <BR /><BR /><embed id="dtext86-54630954_quote" /><BR /><BR /><b>Wie etwa dem Trailkraxl?</b><BR />Außerhofer: Ich wurde mal gefragt, wie für mich der perfekte Lauf aussehe und wie ich meine Art des Laufens beschreiben würde. Da ich vom alpinen Bergsport komme, war der Begriff Trailkraxl eine schöne Metapher: Flowige Trails gehen in steile, ausgesetzte Grate über, jeder Schritt muss exakt sitzen. Wo die allermeisten sich nicht mehr vorstellen können, dass man dort noch laufen kann, fühle ich mich am wohlsten. Das ist für mich Trailkraxl.<BR /><BR /><b>Kommt man genau dann, wenn man sich am wohlsten fühlt, in den vielzitierten Flow?</b><BR />Außerhofer: Wenn das Laufen sich schwerelos und einfach anfühlt und all die Anstrengung abfällt, so befindet man sich wohl in diesem Flow-Zustand. Für mich gibt es nichts Schöneres als die freien Tage, in denen ich morgens meine Laufschuhe schnüre und ohne jegliches Ziel loslaufe. Diese Tage enden Stunden später an irgendeinem fernen Gipfel, voller neuer Eindrücke. Daraus ziehe ich neue Kraft und Energie. Diese Tage bilden den Kontrast zu harten Trainingseinheiten, die eben auch notwendig sind, wenn man als Athlet ganz vorne mitmischen will. <BR /><BR /><b>Hat man als Trailrunner noch einen Blick für die Schönheit der Berge, kann man die Ruhe oder atmosphärische Stimmungen genießen?</b><BR />Außerhofer: Beim Laufen liegt der Fokus natürlich auf der Strecke, aber die Umgebung und Details am Wegrand nimmt man unterbewusst wahr. Gerade wenn man auf einer Ultradistanz unterwegs ist, tut sich so vieles: Der Tag bricht an, das Wetter ändert sich, die Landschaft sowieso. Deshalb fühle ich mich auch zu den Läufen über 100 Kilometer hingezogen. Dort bin ich stundenlang im Gebirge unterwegs, kann somit viel mehr erleben und davon zehren, als würde ich als Vertikalläufer mit Maximalpuls einen steilen Anstieg hochrauschen. So genieße ich beim Training auch intensiver die langen Grundlageneinheiten als die kurzen Tempodauerläufe. Für mich gibt es nichts Lohnenderes als nach einer langen Trainingseinheit mitten in der Bergwelt hinzuhocken und auf den gemeisterten Weg zurückzublicken. Nach einer kurzen Rast begebe ich mich wieder auf den Rückweg. Mag sinnlos klingen, ist es aber nicht. <BR /><BR /><b>Ihr bisher schönster Wettkampf?</b><BR />Außerhofer: Das war sicherlich der Sieg im vergangenen Jahr beim Mozart100 in Salzburg, als ich mein erstes Rennen der Ultra Trail World Serie gewinnen konnte. Damit ging für mich ein Traum in Erfüllung, es war die Belohnung für das viele Training. Natürlich war jener Tag mit großen Strapazen verbunden, aber die Erinnerung daran verblasst schnell und es bleiben die positiven Gefühle zurück. Das gehört wohl zu den faszinierendsten Merkmalen unseres Körpers und Geistes: Tiefs werden schnell abgeschüttelt, die guten Sachen hingegen bleiben bestehen. <BR /><BR /><b>Doch es wird wohl auch Rennen voller Strapazen geben, wo die Leidensfähigkeit einer harten Prüfung unterzogen wird, oder?</b><BR />Außerhofer: Ja, natürlich. Es gibt Erinnerungen an richtig harte Momente im Wettkampf und im Training, in denen man kurzzeitig an allem zweifelt und am liebsten alles hinschmeißen möchte. Solche Momente hatte ich beispielsweise im vergangenen Jahr während des Stubai Ultra Trail. Dort bin ich an meinen eigenen Erwartungen gescheitert, das Rennen musste ich frühzeitig beenden. Diese Hochs und Tiefs sind aber nicht nur Teil eines jeden Ultralaufes, sondern letztlich unseres Lebensweges, sie gehören zu unserem Entwicklungsprozess dazu. Wichtig ist, dass man dranbleibt und niemals aufgibt. <BR /><BR /><embed id="dtext86-54630959_quote" /><BR /><BR /><b>Welche Ziele stehen heuer an?</b><BR />Außerhofer: Mein ganz großes Ziel in dieser Saison ist der Ultra Trail du Mont Blanc (UTMB) Ende August mit 10.000 zu überwindenden Steigungsmetern auf einer Länge von etwa 170 Kilometern, das ist gewissermaßen die inoffizielle Weltmeisterschaft für uns Ultraläufer. Ich kann es kaum erwarten, in Chamonix an der Startlinie zu stehen und mich zum ersten Mal auf die Reise rund um den Mont Blanc aufzumachen. Zudem werde ich mich noch an weiteren Rennen der UTMB-Serie beteiligen, etwa im spanischen Val d'Aran. Viel zu lernen und mich mit den besten Ultraläufern der Welt zu messen, ist mein persönliches Ziel für diese Saison. Natürlich habe ich auch noch einige Projekte im Kopf.<BR /><BR /><b>Wie groß ist denn noch der Bezug zur Heimat, dem Ahrntal?</b><BR />Außerhofer: Sehr groß, das Ahrntal ist meine Heimat und wird es immer bleiben. Dort bin ich aufgewachsen, auf den Trails rund um Weißenbach habe ich mit dem Trailrunning begonnen und versuche so oft wie möglich, dorthin zurückzukehren. Außerdem trage ich die Heimat in Form eines Kristalls an meiner Halskette immer bei mir. Die habe ich damals, als ich das Ahrntal in Richtung Innsbruck für das Pharmaziestudium verlassen habe, von meinem Onkel mit dem Worten „Auf dass du mir die Heimat nicht vergisst“ geschenkt bekommen. <BR /><BR /><b>Ihr Rat als Apotheker: Ist Laufen bzw. Bewegung in der Natur uneingeschränkt zu empfehlen?</b><BR />Außerhofer: Als Apotheker und Läufer spielt für mich die Natur und deren Heilkräfte eine große Rolle. Tägliche Bewegung, eine ausgewogene Ernährung und ein gesunder Lebensstil sind für mich fundamental für ein gesundes und glückliches Leben.<BR />