„Für Brasilien ist der Druck einfach zu groß. Ich sehe Parallelen zu unserem WM-Gewinn 1990“, sagte Franz Beckenbauer der „Bild“ (Dienstag). Ähnlich wie der damalige Teamchef des Weltmeisters urteilt Berti Vogts, der die DFB-Elf 1996 zum EM-Triumph führte: „Noch nie seit 1990 war die Chance auf den Titel größer.“Bei aller Freude über die hohe Wertschätzung in der Heimat sprach der Bundestrainer jedoch der Seleção die Favoritenrolle zu. „Brasilien spielt mit 200 Millionen Menschen im Rücken. Für uns ist es eine ganz besonders große Herausforderung, gegen den Gastgeber zu spielen“, erklärte Löw im Anschluss an das Abschlusstraining seiner Mannschaft am Montagabend im Spielort Belo Horizonte. Auf dem Weg ins achte WM-Finale müsse sein Team die schwere Aufgabe mit viel Herz und Selbstvertrauen bestehen. „Wichtig ist, dass die Spieler konzentriert und mutig ihre Dinge erfüllen“, betonte der Bundestrainer.Erst zum zweiten Mal in der WM-Historie treffen Brasilien und die DFB-Elf aufeinander, im Endspiel der WM 2002 in Südkorea und Japan siegte der Rekordweltmeister mit 2:0.„Holland, Argentinien, Deutschland und Brasilien, das sind schon die großen Nationen mit den ganz bekannten Spielern. Ich glaube, für das Weltinteresse ist das die beste Konstellation“, befand Löw. „Eines steht fest: Wir wollen unbedingt noch mal in Rio im Maracanã-Stadion spielen. Am 13. Juli. Wir sind noch nicht fertig“, sagte Löw mit Blick auf das Finale am Sonntag.Der Bundestrainer setzt im Kampf um den Endspiel-Einzug auch auf einen konsequenten Schiedsrichter. Er erwartet, dass der Mexikaner Marco Rodríguez eine Härte wie im Viertelfinale zwischen Brasilien und Kolumbien nicht dulden wird. „Ich habe bei diesem Spiel gesehen, dass der Einsatz über die Grenzen hinaus betrieben wurde. In Europa wäre dieses Spiel nicht mit 22 Spielern beendet worden“, sagte Löw.So sehr die Fußball-Nation Brasilien und auch die deutschen Protagonisten den Ausfall von Neymar bedauern – Löw erwartet keineswegs einen schlechteren Gegner. „Man sollte jetzt auch nicht denken, dass der Ausfall von Neymar und Thiago Silva ein Nachteil für Brasilien sein wird“, erklärte der 54-Jährige, dem bis auf den verletzten Shkodran Mustafi alle Profis zur Verfügung stehen.Lahm & Co. profitieren vom TeamgeistLaut Wolfgang Niersbach profitieren Philipp Lahm & Co. vor allem von ihrem großen Teamgeist. Darüber hinaus hob der DFB-Präsident in einem Interview auf der Homepage des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) die Arbeit des Bundestrainers hervor: „Ich würde Joachim Löw diesen Titel gönnen. Allein schon deshalb, damit das blöde Gerede aufhört, mit ihm wäre der Sprung auf das oberste Podest nicht möglich. Denn das stimmt ganz einfach nicht.“Der andere Finalist wird einen Tag später in der Partie zwischen Argentinien und den Niederländern in São Paulo (22.00 Uhr MESZ/ARD) ermittelt. Dabei stehen Lionel Messi und Arjen Robben im Fokus. Im Duell der Superstars droht einer herausragenden Fußballer-Generation der WM-Abgang ohne Krönung. Argentinien um Alleinunterhalter Messi und die Niederlande mit ihrem spektakulären Angriffstrio stehen im Zenit des Könnens, jetzt soll endlich der Titel her.Doch eine Fußball-Großmacht wird auch diesmal scheitern. „Argentinien bleibt Argentinien, aber wir sind Niederlandes Elftal“, betonte Altstar Wesley Sneijder die eigene Stärke – und will nicht an die 1:3-Finalpleite gegen die Albiceleste von 1978 erinnert werden: „Die Geschichte ist schön und gut, aber wir müssen sie jetzt vergessen.“dpa