Das 1985 unterzeichnete Abkommen versprach offene Binnengrenzen, abgesichert durch eine gemeinsam geschützte Außengrenze. Doch während die Grenzbalken fielen und die Reisefreiheit genossen wurde, blieben der Schutz und die Koordinierung der Außengrenze auf der Strecke. Terroranschläge und illegale Migration haben das Vertrauen in diese Außengrenze zerschlagen, und viele Staaten setzten auf ihre eigene Sicherheit. <BR /><BR />Temporäre Grenzkontrollen, die eigentlich nur in Ausnahmefällen eingeführt werden dürfen, sind längst zur Regel geworden: Deutschland kontrolliert seit 2015 an der Grenze zu Österreich, Österreich ebenso an der Grenze zu Ungarn, Frankreich an der Grenze zu Italien – nur um einige Beispiele zu nennen. <BR /><BR />Mit einer Überarbeitung des Schengen-Kodex versucht die EU, dieser Entwicklung entgegenzuwirken. Doch viel mehr sollte die EU ihre Anstrengungen dafür verwenden, die Außengrenze effizienter zu schützen. Denn: Schengen funktioniert im Inneren nur so lange, wie das Vertrauen in einen gemeinsamen Schutz der Außengrenze besteht. Und dieses Vertrauen ist längst erodiert.<BR /><BR />Schengen braucht keine Mauern in Trump-Manier, sondern endlich eine Grenzüberwachung, die ihren Zweck tatsächlich erfüllt – nämlich illegale Einwanderung verhindern, jedoch legale Zuwanderung in einem rechtlichen Rahmen ermöglichen. Der EU-Migrations- und Asylpakt bietet zumindest einen Ansatz: Binnen sieben Tagen sollen Asylsuchende identifiziert und in der „Eurodac“-Datei erfasst werden. Ambitioniert – vorausgesetzt, es bleibt nicht nur bei der Theorie. <BR /><BR />Und der Datenaustausch zwischen Sicherheitsbehörden? Wäre schön, wenn der endlich reibungslos funktionieren würde. Andernfalls droht das Ideal des grenzenlosen Reisens wieder in eine Ära von Grenzwärtern und Schlagbäumen zurückzufallen.