<b>Von Micaela Taroni</b><BR /><BR />Wie viele andere Regionen Italiens hat auch das Trentino mit Abwanderung zu kämpfen. Die Einwohner vieler Bergdörfer oder kleiner Orte auf dem Land sterben aus, die Nachkommen zieht es in größere Städte oder ins Ausland – so stehen immer mehr Immobilien leer. <BR /><BR />Das Trentino hat im vergangenen April ein Projekt lanciert, mit dem Ziel, der Entvölkerung in kleinen Dörfern entgegenzuwirken und neues Leben in bestehende Gebäude zu bringen. Insgesamt beteiligen sich 32 Gemeinden am Projekt. Dort werden Menschen, die in den Berggemeinden bleiben wollen, mit Zuschüssen unterstützt: Keine Ein-Euro-Häuser also – aber bis zu 80.000 Euro für die Sanierung ( <a href="https://www.stol.it/artikel/chronik/trentino-kaempft-gegen-entvoelkerung-bis-zu-80000-euro-wenn-sie-hin-ziehen" target="_blank" class="external-link-new-window" title="">„s+“ hat berichtet)</a>.<h3> Interessenten aus aller Welt</h3> Das Projekt hat großes Interesse geweckt. Ununterbrochen klingeln die Telefone der Abteilung für Raumplanung der Provinz Trient: Zahlreiche Bürger nicht nur aus Italien, sondern aus mehreren europäischen Ländern, suchen Informationen über das Förderprogramm zur Wiederbelebung von Gebieten mit Abwanderungsrisiko. <BR /><BR />Zum Ende des ersten Bewerbungsfensters wurden insgesamt 291 Anträge gezählt. Unter den Antragstellern befinden sich auch Personen, die bereit sind, aus Edinburgh oder Brüssel ins Trentino zurückzukehren – ein Zeichen dafür, wie groß die Attraktivität der Maßnahme ist.<BR /> Bis Ende 2026 sind noch drei Zeitfenster geplant, in denen weitere Anträge für die Förderungen eingereicht werden können.<h3> In diesen Gemeinden gibt es Zuschüsse</h3>Wer sich verpflichtet, mindestens zehn Jahre in den kleinen Gemeinden zu wohnen, kann den Zuschuss von bis zu 80.000 Euro erhalten. Auch wer eine Immobilie saniert und sie zu einem vergünstigten Miettarif vermietet, kann von den Fördermitteln profitieren. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1197783_image" /></div> <BR /><BR />Hier die Liste der Gemeinden, die von der Maßnahme begünstigt werden: Altavalle, Segonzano und Sover im Cembratal, Bleggio Superiore, Bondone, Borgo Chiese, Castel Condino, Pieve di Bono-Prezzo, Tre Ville und Valdaone in den Judikarien, Bresimo, Cis, Dambel, Livo, Novella und Rumo am Nonsberg, weiters Canal San Bovo, Mezzano und Sagron Mis im Primiero, und in der Gegend Valsugana und Tesino die Gemeinden Castello Tesino, Cinte Tesino und Grigno, Ospedaletto, Pieve Tesino; auch gehören dazu Frassilongo (Garait) im Fersental, das Zimberndorf Lusern, weiters Peio sowie Rabbi und Vermiglio (das dem Film, der weltweit auf roten Teppichen Erfolge feierte, seinen Namen und Drehort gab) im Val di Sole, Terragnolo und Vallarsa im Lagertal (Vallagarina) und Valfloriana im Fleimstal.<h3> Die Förderung im Detail</h3>Die Förderung kann für bis zu drei Wohneinheiten beantragt werden. Voraussetzung für den Zugang zu den Mitteln ist, dass die Antragsteller entweder ihren Wohnsitz in die jeweilige Gemeinde verlegen oder die Immobilie zu einem angemessenen Mietpreis an Personen vermieten, die sich für mindestens zehn Jahre dort niederlassen. <BR /><BR />Interessenten dürfen zum Zeitpunkt der Antragstellung noch nicht in der Gemeinde wohnen, in der sich die Immobilie befindet – es sei denn, sie sind unter 45 Jahre alt. In diesem Fall entfällt die Wohnsitzauflage. Auch Nicht-Italiener können die Fördergelder erhalten, wenn sie alle Voraussetzungen erfüllen. <BR /><BR />Vorgesehen sind Zuschüsse in zwei Kategorien: Für Renovierungsmaßnahmen werden bis zu 40 Prozent der anerkannten Ausgaben in historischen Ortskernen und bis zu 35 Prozent in anderen Bereichen übernommen – jeweils bis zu einem Höchstbetrag von 80.000 Euro bei maximal 200.000 Euro Investitionskosten. Für den Erwerb von Immobilien ist ein Beitrag von bis zu 20.000 Euro vorgesehen. <BR /><BR />Gefördert wird nur, wenn das Objekt als Erstwohnsitz dient oder bei Vermietung für mindestens zehn Jahre. Die Anträge werden in Zusammenarbeit mit den jeweiligen Gemeinden geprüft. Voraussetzung ist ein Sanierungskonzept und eine glaubwürdige Nutzungsperspektive. Die gesamte Fördersumme wird erst nach vollständiger Fertigstellung der Arbeiten und positiver Abnahme ausgezahlt; das erfordert eine solide Finanzierung in Vorleistung. <BR /><BR /><BR /><embed id="dtext86-70925407_quote" /><BR /><BR /><BR />Die Gemeinden stellen Listen an Handwerkern zur Verfügung, die für die geplanten Sanierungsarbeiten beauftragt werden können. Von Seiten der Kommunen ist kein Zeitlimit vorgegeben, innerhalb dessen die Arbeiten begonnen bzw. beendet sein müssen. Die Auszahlung erfolgt innerhalb von 60 Tagen nach Beendigung der Sanierungsarbeiten. <BR /><BR />„Mit diesen Anreizen verfolgt die Provinz das Ziel, Wohnraum in strukturschwachen Regionen wieder attraktiv zu machen und die Lebensqualität langfristig zu sichern“, betont der für das Projekt zuständige Trentiner Landesrat Simone Marchiori gegenüber dem „WIKU“. <BR /><BR />Die Initiative sei Teil einer umfassenderen Strategie des Trentino zur Bekämpfung der Wohnungsnot und der Entvölkerung in den Berggebieten – einem der zentralen Schwerpunkte der politischen Agenda von Landeshauptmann Maurizio Fugatti. <BR /><BR />„In den nächsten Jahren zählt die Provinz Trient zu den wenigen Gebieten Italiens, die mit einem Bevölkerungszuwachs rechnen kann. Dies ist auch darauf zurückzuführen, dass nach der Corona-Pandemie sich viele Menschen nach einem Wohnort mit mehr Naturverbundenheit und Lebensqualität sehnen“, meint Marchiori.<h3> Die Initiative der Ein-Euro-Häuser</h3>In dem von demografischem Rückgang stark belasteten Italien mehren sich die Gemeinden, die die Renovierung verlassener Häuser unterstützen. Ein Beispiel sind die Berggemeinden des Gebietes Pasubio Piccole Dolomiti, die das Projekt „Green communities Case a 1 Euro“ ins Leben gerufen haben. Wie die Verantwortlichen des Gemeindeverbandes betonen, werden die verlassenen Häuser den Käufern zum symbolischen Preis von einem Euro angeboten. Einzige Bedingung ist, dass sie renoviert und bewohnt werden. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1197786_image" /></div> <BR />Das ehrgeizige Projekt zielt darauf ab, unbewohnte Immobilien in jedem Erhaltungszustand zu sammeln, deren Eigentümer bereit sind, sie für einen Euro abzugeben. Diese Gebäude werden dann denjenigen zur Verfügung gestellt, die sich verpflichten, sie mit eigenen Mitteln wieder bewohnbar zu machen – wie viel das Ein-Euro-Haus dann im Endeffekt kostet, bestimmt somit der Sanierungsaufwand.<BR /><BR />In den zehn Gemeinden der Gebirgsunion wurden nicht weniger als 10.000 verlassene Gebäude gezählt. Häufig sind die Eigentümer froh, wenn sie sich von diesen Immobilien trennen können, auch ohne Gewinn zu erzielen. Denn mit dem „Verkauf“ ihrer verlassenen Gebäude können sie sich nicht nur der Steuerlast, sondern auch der Verantwortung für die Gefahren, die von einsturzgefährdeten Häusern ausgehen, entledigen. <h3> Das Konzept scheint aufzugehen – aber nicht immer</h3>In anderen Teilen Italiens hat sich bereits gezeigt, dass Initiativen dieser Art dazu beitragen können, die Entvölkerung ländlicher und gebirgiger Gebiete zu stoppen. Die Idee dazu stammt von Vittorio Sgarbi: 2008 entschied der Kunstkritiker als Bürgermeister von Salemi (Provinz Trapani), verlassene Häuser des Dorfes für einen Euro zu verkaufen. Die Aktion sorgte für großes mediales Aufsehen – blieb jedoch zunächst ohne großen Erfolg. Jahre später griffen zahlreiche Gemeinden in strukturschwachen Regionen Italiens das Konzept auf. <BR /><BR />Die Ergebnisse sind unterschiedlich – besonders positiv fällt die Bilanz in Sizilien aus. „Die erste Ausschreibung war für Ausländer zu kompliziert – wir haben sie vereinfacht, und dann kam der Boom“, erinnert sich der heutige Bürgermeister von Salemi, Vito Scalisi gegenüber dem „Il Sole 24 Ore“. <BR /><BR />„Wir haben 30 Immobilien angeboten, einige davon waren durch das Belice-Erdbeben schwer beschädigt. Zwölf wurden für einen Euro vergeben, mit der Auflage, sie innerhalb von drei Jahren zu sanieren. Rund 20 weitere Häuser wurden von Privatpersonen verkauft, besonders nachdem die BBC eine Immobilie für eine Dokumentation erworben hatte.“ <BR />Einige der neuen Eigentümer leben nun dauerhaft in Salemi, andere kommen nur im Sommer – man schätzt rund 400 Gäste. Die Touristenzahlen seien ermutigend, bestätigt auch eine Studie des Politecnico di Torino.<BR /><BR />Ein besonders großer Erfolg war die Aktion in Sambuca im Agrigent: „Seit 2019 haben wir 230 Häuser für ein, zwei oder drei Euro verkauft“, berichtet der kürzlich abgewählte Bürgermeister Giuseppe Cacioppo. „Vor allem Ausländer haben sich in diesen Teil Siziliens verliebt, was auch der lokalen Wein- und Gastronomieszene zugutekommt. Meist handelt es sich um junge Freiberufler, die vom Homeoffice profitieren.“<BR /><BR />Aber nicht alle Projekte verlaufen erfolgreich. Einige Gemeinden, vor allem im Norden wie Borgomezzavalle im Piemont, haben ihre Programme mangels Ergebnissen bereits wieder eingestellt.<BR /><BR />Ein positives Beispiel liefert aber Zungoli in Kampanien. Das Dorf mit 930 Einwohnern in der Provinz Avellino hat inzwischen die vierte Ausschreibung hinter sich. „Acht oder neun Häuser wurden bereits renoviert, rund 20 vergeben“, berichtet Bürgermeister Paolo Caruso dem „Sole“. Die malerischen Gassen locken zunehmend Touristen an und bringen der lokalen Wirtschaft Auftrieb. Ein Indikator für den Erfolg: „Der Kindergarten hat heute 19 Kinder – vor einigen Jahren waren es nur vier.“<BR /><BR /> <a href="https://www.stol.it/artikel/wirtschaft/ein-euro-haeuser-in-italien-was-sie-wissen-muessen" target="_blank" class="external-link-new-window" title="">Was Sie wissen müssen, wenn Sie ein Ein-Euro-Haus kaufen möchten, lesen Sie hier. </a>