s+ hat mit Landwirtschafts-Landesrat Arnold Schuler über die Vor- und Nachteile gesprochen.<BR /><BR /><b>Herr Schuler, Fotovoltaik ist derzeit in aller Munde. Wie beurteilen Sie die Fotovoltaik in der Landwirtschaft?</b><BR />Arnold Schuler: Das Thema ist, wie wir wissen, ein heikles – auch, weil man bereits negative Erfahrungen gemacht hat. So wurden in der ersten Welle vor einigen Jahren große landwirtschaftliche Flächen mit Bodenanlagen verbaut, was nicht nur dem Landschaftsbild geschadet hat, sondern auch eine Reduzierung der Produktionsflächen zur Folge hatte. Gerade in Italien, das einen Selbstversorgungsgrad von unter 80 Prozent hat – Tendenz sinkend – müssen landwirtschaftliche Flächen für die Produktion von Lebensmitteln verwendet werden. Natürlich ist es aber auch wichtig, energetisch möglichst unabhängig zu werden. Hier wäre die Überbauung der Produktionsflächen mit Fotovoltaik-Paneelen, also die Agri-Fotovoltaik oder auch Agrivoltaik, eine Lösung.<BR /><BR /><b>Was sind die Vorteile einer solchen Kombination?</b><BR />Schuler: Um das herauszufinden, hat mitunter das Versuchszentrum Laimburg probeweise Paneele über einer Apfelanlage installiert. Sicherlich der größte Vorteil ist, dass somit auf einer Fläche sowohl Obst als auch Strom produziert werden können. Auch wird geprüft, ob die Module einen zusätzlichen Schutz bieten könnten, etwa vor Hagel.<BR /><BR /><b>Was sind potentielle Nachteile?</b><BR />Schuler: Bei einem Besuch in der Steiermark konnten wir uns selbst ein Bild von der Kombination aus Obstproduktion und Fotovoltaik machen. Zu bedenken ist, dass es hierfür spezieller Gerüste bedarf, die tief im Boden verankert werden müssen, um auch starkem Wind standzuhalten. Schon allein die Installation ist also sehr aufwändig und zudem eine große Investition für den Landwirt – die sich bei den aktuellen Strompreisen aber sicher bald rechnen würde.<BR /><BR /><embed id="dtext86-56674520_quote" /><BR /><BR /><b>Südtirol profitiert von seiner Landschaft, bereits das Anbringen von Hagelnetzen hat in der Vergangenheit für Diskussionen gesorgt. Könnten solche Paneele wieder für Aufregung sorgen?</b><BR />Schuler: Natürlich ist das Landschaftsbild ein wichtiger Faktor, weshalb wir als Land zuallererst anstreben, bereits bestehende Gebäudestrukturen für Fotovoltaik zu verwenden. Allein auf den Dächern von Parkhäusern oder Genossenschaften stehen riesige Flächen zur Verfügung. Die Agri-Fotovoltaik sollte erst in einem 2. Schritt angegangen werden – und dann sicher nur begrenzt, unter Auflagen und an Orten, an denen das Landschaftsbild nicht beeinträchtigt wird.<BR /><BR /><b>Also ist Agri-Fotovoltaik in Südtirol gesetzlich derzeit gar nicht möglich?</b><BR />Schuler: Nein, aufgrund der Erfahrungen von damals, als plötzlich riesige Fotovoltaik-Anlagen auf den schönsten Sonnenhängen installiert wurden, was gewaltige Auswirkungen auf das Landschaftsbild hatte, mussten wir die Notbremse ziehen. Deshalb ist es derzeit verboten, solche Anlagen auf landwirtschaftlichen Flächen zu installieren. Dieses Verbot müsste nun wieder teilweise aufgehoben werden - und genau das wird nun bis ins kleinste Detail geprüft.<BR /><BR /><b>Könnte die Überbauung von Obstflächen auch negative Auswirkungen haben, wenn Bauern sowohl vom Obst als auch von der Stromproduktion profitieren?</b><BR />Schuler: Das ist sicher einer der Knackpunkte: Wenn die Arbeit in der Landwirtschaft durch die Stromeinnahmen für den Bauern an Wichtigkeit verliert, wäre das eine Katastrophe. Deshalb gilt es, die vielen einzelnen Faktoren genauestens abzuwägen und dennoch so schnell als möglich eine Entscheidung zu treffen.