Eines vorweg: Es ist durchaus üblich, dass in Italien zwischen dem, was angekündigt und praktisch umgesetzt wird, ein erheblicher Unterschied besteht. „Wir müssen uns das erst einmal anschauen“, sagt auch der Meraner Steuerberater und „WIKU“-Steuerexperte Hubert Berger. Abweichungen im Detail sind immer möglich, die Richtung aber ist klar: So oder so dürften die Zeiten für Steuersünder härter werden – möglicherweise härter denn je.<BR /><BR />Grund dafür ist der neue „Anonimometro“ der Einnahmenagentur (Agenzia delle Entrate), eine Art digitales und intelligentes Superregister aller Steuerpflichtigen in Italien. Es soll sich in der Testphase befinden und demnächst flächendeckend zum Einsatz kommen, teilte Ernesto Maria Ruffini, Direktor der Einnahmenagentur in einem Zeitungsinterview mit. „Die Steuerbehörde will in Zukunft mittels Künstlicher Intelligenz und unter Miteinbeziehung sämtlicher Datenbanken, Informationen abgleichen - mit dem Ziel, nicht erklärtes Einkommen aufzudecken“, so Berger. Das Ganze soll italienweit in automatisierter und anonymisierter Form erfolgen, jedem Steuerpflichtigen wird ein Kodex anstelle des Namens bzw. der Steuernummer zugewiesen.<h3> Bankkonto als wichtiger Informationsgeber</h3>Wichtigste Informationsquelle ist für die Steuerbehörden beim „Anonimometro“ das Bankkonto bzw. die Beziehungen des Steuerpflichtigen zur Bank und alle Geschäfte, die darüber abgewickelt werden. Anders ausgedrückt: Die Steuerbehörde will – auch wenn anonymisiert - Einsicht in die Bankkonten aller Steuerpflichtigen erhalten. Das stellt ein absolutes Novum dar. <BR /><BR /><embed id="dtext86-61428208_quote" /><BR /><BR />Stellt das KI-Tool Auffälligkeiten fest, wird der Ausgeforschte einer eingehenderen Kontrolle unterzogen. „Für die Steuerbehörde ist die Implementierung von derlei Hilfsmitteln der einzig gangbare Weg, um angesichts des Personalmangels Steuerhinterziehung effektiv aufzuspüren. In der Kontrolltätigkeit vor Ort kann man sich dann vorwiegend auf die potenziellen Risikokandidaten konzentrieren.“<h3> Tool erkennt Auffälligkeiten </h3>Wie aber könnte man zum Risikokandidaten werden? Genaue Informationen zur Funktionsweise des Algorithmus hinter dem „Anonimometro“ sind zwar nicht bekannt, dennoch gibt es klare Indikatoren, die darauf hindeuten, dass jemand in den engeren Kreis der Steuerhinterzieher kommen könnte: „Zum Risikokandidaten könnte man etwa dann werden, wenn die Summe aller Ausgaben in einem bestimmten Zeitraum jene des erklärten Einkommens überschreiten. Ein weiteres Beispiel könnte jenes sein, dass die Vermögenswerte eines Kandidaten mit den Einkommenswerten in keiner Weise übereinstimmen. In solchen Fällen wird die Steuerbehörde in Zukunft den Steuerpflichtigen einladen, entsprechende Erklärungen zu liefern“, führt Berger aus.<h3> Vorschlag für jährliche Steuerschuld</h3>„Die Analyse der Daten wird von der Steuerbehörde aber auch dahingehend genutzt, um allen Unternehmern und Freiberuflern bis zu einer bestimmten Größe einen Vorschlag über die jährliche Steuerschuld zu unterbreiten.“ Sollte das Unternehmen laut dem Steuerberater den Vorschlag annehmen, dann bezahlt es für den zukünftigen „abgefundenen“ Zeitraum seine Steuern und ist sicher, dass es keine Kontrollen vonseiten der Steuerbehörde zu erwarten hat. „Immer unter der Voraussetzung, dass sich das Unternehmen innerhalb gewisser Bandbreiten bewegt. Dieser Vorschlag der vorzeitigen Festlegung der Steuerschuld für einen bestimmten zukünftigen Zeitraum ist eigentlich nicht neu. Dieser wurde schon einmal in der Vergangenheit angedacht, schlussendlich aber nie umgesetzt.“