„Mit der Personalaufstockung in den Arbeitsagenturen werden wir künftig sehr viel genauer hinschauen“, sagt Arbeitslandesrat Philipp Achammer – und hofft so, dem Missbrauch einen Riegel vorzuschieben.<BR /><BR />Bereits im vergangenen Sommer wurde der Paradigmenwechsel am Südtiroler Arbeitsmarkt angekündigt, nun folgen erste Schritte: In etwa einem Monat werden die ersten neu geschaffenen Stellen in den Arbeitsagenturen besetzt. „Zugegebenermaßen waren unsere Agenturen in den letzten Jahren im Ve<BR /><BR />rgleich zu anderen Regionen oder auch dem Trentino und Nordtirol wirklich schwach besetzt“, gesteht Landesrat Philipp Achammer. Dies sei der jahrelangen guten Beschäftigungsquote geschuldet, Arbeitskräfte waren keine Mangelware. „Jetzt, wo die Situation knapper wird, fragen zurecht viele, ob jene, die das Arbeitslosengeld beanspruchen, dieses auch wirklich beziehen dürfen.“<h3> Mehr Personal in Agenturen</h3>In den vergangenen Monaten wurden mehrere Dokumente zum Thema Arbeitsmarktpolitik verabschiedet, auch erhält Südtirol mehrere Millionen Euro aus dem Programm zur Beschäftigungsfähigkeitsgarantie (Garanzia Occupabilità dei Lavoratori – GOL). „Jetzt sind wir dabei, die geforderten Maßnahmen umzusetzen, unter anderem, indem wir das Personal in den Arbeitsagenturen massiv aufstocken“, so Achammer. <BR /><BR />Die aktuelle Lage sei unzumutbar: „Auf einen Arbeitsvermittler, zum Beispiel in Bozen, kommen derzeit im schlimmsten Fall durchschnittlich 1500 Klienten. Das ist viel zu viel. In Nordtirol oder im Trentino sind es zirka 400 Klienten je Vermittler.“ Die Neuanstellungen dienten nicht nur der Entlastung der aktuellen Mitarbeiter, sondern auch der Intensivierung der Betreuung. „Ich bin absolut der Meinung: Wer in der Lage ist, zu arbeiten, soll auch arbeiten. Wer arbeitsfähig ist, hat kein Recht, sich auf Dauer von der Öffentlichen Hand versorgen zu lassen“, so Achammer. Das Arbeitslosengeld diene lediglich der Überbrückung. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="867521_image" /></div> <BR /><BR />Spätestens seit dem Jobs Act des damaligen Ministerpräsidenten Matteo Renzi gelte: Erhält eine Person ein konkretes, verhältnismäßiges Angebot, zu dessen Ausübung sie fähig ist und lehnt es unbegründet ab, müssen sämtliche Zuwendungen sofort gestrichen werden.<BR /><BR /> „Und genau hier liegt oft der Hund begraben“, ergänzt Stefan Luther, Direktor des Amts für Arbeitsmarktbeobachtung. Denn: Sagt der Arbeitgeber zu, der Arbeitnehmer hingegen ab, werden die Zuwendungen sofort gestoppt. „Deshalb legen viele 'Arbeitssuchende' ein entsprechendes Benehmen an den Tag, dass es gar nicht zur Zusage des Arbeitgebers kommt. Und dann sind uns die Hände gebunden.“ Bislang seien Südtirols Arbeitsagenturen personell nicht in der Lage gewesen, ebendiesen Sachverhalt aktiv zu kontrollieren. „Das soll sich jetzt ändern“, so Achammer.<BR /><BR />Zwar sei es auch für die Arbeitsagenturen nicht einfach, die notwendigen Stellen zu besetzen. „Auch wir finden nur schwer die Leute, die wir benötigen“, so Achammer. Immerhin müsse nicht nur die Betreuungsintensivität erhöht werden, im Zuge des Programmes sollen auch jene, die Arbeitslosengeld erhalten, auf deren Arbeitsfähigkeit eingeschätzt werden. <BR /><BR />„Bislang konnten wir nur für 2400 Arbeitslose das Assessment durchführen. Davon waren aber 60 Prozent arbeitsfähig und vermittelbar“, ergänzt Stefan Luther, Direktor des Amts für Arbeitsmarktbeobachtung. Ab 2024 soll zusätzlich ein Arbeitgeberservice angeboten werden, im Zuge dessen die Arbeitsagenturen durch Weiterbildungen, Qualifizierungen und Beratungen den Betrieben helfen, selbst aktiv Arbeitskräfte zu finden.<BR />