Freitag, 9. Juni 2023

Südtirol: Der Arbeitslosen-Report

Mehr Erwerbstätige, weniger Arbeitslose: 2022 brachte einen positiven Trend am Südtiroler Arbeitsmarkt – besonders für die Frauen. Hier lesen Sie die Ergebnisse im Detail.

2022 brachte eine deutliche Erholung am Südtiroler Arbeitsmarkt – vor allem bei den Frauen. - Foto: © Shutterstock

Laut einer Erhebung des Landesstatistikinstituts Astat zeigt die Arbeitskräfteerhebung für das Jahr 2022 eine deutliche Erholung des Südtiroler Arbeitsmarktes.

Damals wurden 269.230 Erwerbspersonen verzeichnet, also 9605 Personen mehr als ein Jahr zuvor. In allen 3 beobachteten Altersklassen (15-34 Jahre, 35-49 Jahre, 50 Jahre und mehr) stieg vor allem die weibliche Komponente (+7649).

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Die größte Altersgruppe bei den Erwerbstätigen war jene der Über-50-Jährigen mit 37,3 Prozent, auch wurden hier sowohl bei den Männern (+2186 Personen) als auch insbesondere bei den Frauen (+4887 Personen) die stärksten Zunahmen verzeichnet.

Arbeitslosigkeit so niedrig wie seit 10 Jahren nicht mehr

2022 waren durchschnittlich 2398 Männer und 3721 Frauen auf der Suche nach einer Beschäftigung. Damit lag die Arbeitslosenquote – nach dem Anstieg in den Jahren 2020 und 2021 – im Vorjahr bei 2,3 Prozent, dem tiefsten Wert der letzten 10 Jahre.

Dennoch, so schreiben die Experten des Astat, sei zu beobachten, dass die Arbeitslosenquote bei Personen mit ausländischer Staatsangehörigkeit zwar auf 6,4 Prozent gesunken ist (2021: 11,7 Prozent), aber immer noch viel höher sei als bei Personen mit italienischer Staatsangehörigkeit, bei denen sich die Quote auf 1,8 Prozent belief (2021: 3,0 Prozent).

Mehr Unternehmerinnen, Freiberuflerinnen und Arbeiterinnen

Nach einem deutlichen Rückgang der befristet und unbefristet unselbstständig Erwerbstätigen als auch der selbstständig Erwerbstätigen während der Pandemie wurde 2022 wieder ein Wachstum verzeichnet.

Die selbstständig Erwerbstätigen klettern auf 61.543 Personen (+5689 im Vergleich zu 2021), die unselbstständig Erwerbstätigen auf 201.569 Personen (+7703).

Laut Astat ist bei den Selbstständigen vor allem bei Unternehmern, Freiberuflern und Selbstständigen (+4238 Personen) ein Wachstum zu beobachten, besonders bei den Frauen (+2815 selbstständig Erwerbstätige). Bei den Unselbstständigen sinken die männlichen Arbeiter (-1496 Personen), während die Arbeiterinnen steigen (+4414 Personen).

16,7 Prozent unfreiwillig teilzeitbeschäftigt

2022 belief sich die Zahl der Vollzeitbeschäftigten auf 200.441 Personen (76,2 Prozent aller Erwerbstätigen), jene der Teilzeitbeschäftigten auf
62.670 Personen, 80,8 Prozent davon Frauen.

Wie die Experten des Astat berichten, gab ein Großteil der Teilzeitbeschäftigten an, aus „anderen familiären oder persönlichen Gründen“ diese Form der Arbeitszeit gewählt zu haben, etwa um mehr Zeit für sich oder die Familie zu haben (36,4 Prozent). 24,3 Prozent der Teilzeitbeschäftigten führten ihre Wahl auf andere Verpflichtungen oder Gründe zurück, 22,6 Prozent arbeiteten in Teilzeit, um sich um ihre Kinder oder um pflegebedürftige Personen zu kümmern.

16,7 Prozent erklärten, keine Vollzeitstelle gefunden zu haben, bzw. dass es nicht genug Arbeit gab (unfreiwillige Teilzeit).

Niedrige Studientitel holen auf

Nachdem sie in den Jahren 2020 und 2021 am stärksten unter der Pandemie gelitten hatten, nahmen die Erwerbstätigen mit niedrigem
Studientitel 2022 wieder Fahrt auf.


Die Zahl der Erwerbstätigen mit einem Schulabschluss bis zur Mittelschule stieg um 4429 Personen, womit die Erwerbstätigenquote um 4,7 Prozentpunkte auf 62,0 Prozent kletterte.

Personen mit einer beruflichen Qualifikation waren von der Pandemiekrise nicht besonders betroffen; ihre Erwerbstätigenquote war auch 2022 weiterhin hoch (82,1 Prozent).

Die Quote von Personen mit Matura stieg um 3,0 Prozentpunkte auf 76,4 Prozent, jene von Personen mit Hochschulabschluss um 3,4 Prozentpunkte auf 87,2 Prozent.

Bei den männlichen Erwerbstätigen nahm vor allem die Zahl der Personen mit Matura zu (+3884 Personen). Am meisten holten jedoch die Beschäftigten mit Mittelschul- oder geringerem Abschluss auf (+3,4
Prozentpunkte).

Die Zahl der Frauen stieg in allen Studientitelkategorien; den höchsten Anstieg verzeichneten die weiblichen Erwerbstätigen mit Mittelschul- oder geringerem Schulabschluss (+5,9 Prozentpunkte).

Alle Sektoren holen auf, insbesondere der Tertiärsektor

Besonders der Handel und das Gastgewerbe haben 2020 und 2021 unter der Pandemie gelitten. 2022 arbeiteten 189.013 Personen im Dienstleistungssektor, was einer Zunahme um 13.167 Personen im
Vergleich zum Vorjahr entspricht. Der Industriesektor, der nicht so stark von der Pandemie betroffen war, zählt 58.165 Beschäftigte. In der Landwirtschaft blieb die Situation mit 15.933 Beschäftigten stabil.

Die Daten des Astat zeigen, dass das Gastgewerbe nach den pandemiebedingten Verlusten mit einem Plus von 3149 Männern und
6186 Frauen 2022 wieder auf Hochtouren arbeitete, auch Handel (+2214 Personen) und Grundstücks- und Wohnungswesen, Dienstleistungen für Unternehmen, sonstige freiberufliche und wissenschaftliche Tätigkeiten (+2789) wiesen einen Zuwachs auf.

Allerdings meldete der öffentliche Sektor Verluste, mit einem Minus von 1309 Personen in Öffentliche Verwaltung, Verteidigung; Gesetzliche Sozialversicherung und einem Minus von 2590 Personen (vor allem Frauen) in Erziehung und Unterricht, Gesundheits- und Sozialwesen.

Mehr technische Berufe, weniger Handwerker, Facharbeiter und Bauern


Werden die Erwerbstätigen nach der ISTAT-Klassifikation der Berufe (CP2011) betrachtet, so zeigt sich, dass die Südtiroler Erwerbstätigen, überwiegend Frauen, am häufigsten qualifizierten Berufen in Handel und Dienstleistungen (59.119 Personen) nachgehen. An zweiter Stelle folgen die technischen Berufe (46.574 Personen).
Diese letzte Berufskategorie zeigt zudem im Vergleich zu 2021 das größte Wachstum in absoluten Zahlen: +9177 Personen, von denen mehr als die Hälfte Frauen sind.

Auf der anderen Seite verzeichnen die Handwerks- und verwandten Berufe, Fachkräfte in Land- und Forstwirtschaft und Fischerei im Vergleich zu 2021 die größten Verluste mit mit einem Minus von 3677 Personen.

Smart Working bleibt, die Angst vor dem Verlust der Arbeit steigt

Vor der Pandemie im Jahr 2019 hatten 18.442 Südtiroler Erwerbstätige von zu Hause aus gearbeitet, 2020 waren es 34.698, 2021 dann 34.041 und im vergangenen Jahr waren es noch 32.643.

Wie eine Analyse zur Wahrnehmung der Unsicherheit des Arbeitsplatzes zeigt, befürchteten auch 2022 immerhin 8568 Erwerbstätige (3,3 Prozent), in den kommenden 6 Monaten ihre Arbeit zu verlieren und erachteten es für unwahrscheinlich oder gar ausgeschlossen, eine ähnliche Arbeit zu finden.

liz

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