Wer auf einer italienischen Autobahn im Stau steckt und mit Verspätung ans Ziel kommt, kann in bestimmten Fällen die bezahlte Maut zurückfordern. <BR /><BR /><BR />Eine Autobahn ist dazu da, um schneller ans Ziel zu kommen. In Italien legen die Benützerinnen und Benützer für das erhöhte Tempo auch jede Menge Geld aus. Doch die Autobahnbetreiber halten ihr Versprechen oft schlichtweg nicht ein. Vor allem Baustellen sorgen auf den viel befahrenen Strecken zeitweise für lange Staus, in denen jede Menge Treibstoff, aber vor allem Zeit und Geld „verpufft“. <BR /><BR />Bisher konnten genervte Autofahrer gerade mal bei den völlig unschuldigen Leuten am Mauthäuschen Dampf ablassen oder Beschwerdebriefe und –mails schreiben. Einen Preisnachlass oder gar eine Rückgabe der Maut war auch bei einem stundenlangen Stau nicht vorgesehen. <BR /><BR /><b>Verbraucherschützer setzen sich durch</b><BR /><BR />Damit ist jetzt Schluss. Mehrere Verbraucherschutzverbände haben erreicht, dass zumindest die Gesellschaft Autostrade per l' Italia mit einem Programm zur Rückzahlung der Maut in bestimmten Fällen startet. Autostrade per l' Italia ist mit einem Streckennetz von fast 2900 Kilometern in 14 Regionen vertreten. <BR /><BR />Die Brennerautobahn gehört aber nicht zu dieser Gruppe. „Das Thema Rückzahlung der Maut ist erst seit einigen Wochen aktuell, wir hatten es bisher noch nicht auf dem Radar“, sagt A22-Präsident Hartmann Reichhalter. Im September werde sich das Leitungsgremium mit der Frage befassen, in diesem Jahr werde ein solches Projekt daher mit Sicherheit noch nicht starten. Also im Jahr 2022? „Wir sind eine Gesellschaft mit vielen Mitgliedern, daher kann und möchte ich keiner Entscheidung vorgreifen“, stellt der Präsident klar. <BR /><BR />Damit fahren also die Autostrade per l' Italia in dieser Sache einmal voraus. Zu ihrem Streckennetz gehören freilich Abschnitte, in denen auch Südtiroler nicht selten im Stau stehen, wie die A1 von Mailand nach Neapel mit berüchtigten Stress-Abschnitten etwa bei Bologna. Für alle, die nachweislich im Baustellen-Stau feststecken, stellt Autostrade vorerst 250 Millionen Euro bereit. In diesem Jahr wird das System erprobt, im Jahr 2022 soll es dann definitiv funktionieren. <BR /><BR />Die Probezeit dürfte notwendig sein, denn so einfach funktioniert es mit der Rückzahlung der Maut dann doch wieder nicht. Die wichtigste Regel lautet: Der Stau muss auf eine Autobahn-Baustelle zurückzuführen sein. Wer sich also wegen eines Verkehrsunfalls oder Überlastung der Strecke im Stop-and-go an die gewünschte Ausfahrt quälen muss, sieht die Maut auch in Zukunft nicht wieder. <BR /><BR /><b>Auf langen Strecken wird es schwieriger</b><BR /><BR />Zweite Bedingung: Die Verspätung muss mindestens 15 Minuten betragen, diese Zeitspanne muss aber im Verhältnis zur gefahrenen Strecke stehen. Ein Beispiel: Wer auf der Fahrt von Bozen nach Rom mit einer guten Viertelstunde Verspätung in der Ewigen Stadt ankommt, hat – trotz nachweislicher Baustellen – kein Anrecht auf eine Rückerstattung, weil bei einer solchen Streckenlänge mit einer zeitlichen Verzögerung gerechnet werden muss. Sorgt aber zum Beispiel auf dem Abschnitt von Brescia nach Mailand eine Baustelle für 20 Minuten Verspätung, kann die bezahlte Autobahngebühr zurückgefordert werden. <BR /><BR />Wenn ein Antrag auf Rückerstattung eingeht, wird die Gesellschaft Autostrade per l' Italia also eine Reihe von Daten überprüfen, bevor sie ihr Geld wieder herausrückt. So werden unter anderem die Baustellen und der Zeitpunkt der Ein- und Ausfahrt ermittelt. Mit Satellitendaten lässt sich auch der angegebene Stau beweisen. Kommt Autostrade zum Ergebnis, dass der Kunde tatsächlich ein Recht auf Rückerstattung der Maut hat, so wird ihm das über die hauseigene App „Free to X“ mitgeteilt. Später folgt dann die Überweisung. <BR /><BR /><BR /><BR />