Der Hürdenlauf für die Rettung Griechenlands ist lange nicht vorbei: In gut einer Woche geht es um das nächste Hilfspaket. Dazu gibt es bislang nur Eckdaten: Bis zu 120 Milliarden Euro soll es enthalten – und bis Mitte September geschnürt sein. Bis dahin sind viele offene Fragen zu klären. Der Teufel steckt im Detail.Stichworte „freiwillig“ und „substanziell“Die Stichworte im Schuldendrama lauten: „Freiwillige“ und „substanzielle“ Beteiligung von privaten Gläubigern wie Banken und Versicherungen, Zustimmung der Ratingagenturen für eine Laufzeitverlängerung griechischer Schuldtitel, und schließlich eine wackelnde Koalitionsmehrheit im Bundestag. Bei alledem ist nicht klar, ob Griechenland sich überhaupt auf die Schnelle fangen kann. Industriepräsident Hans-Peter Keitel rechnet damit, dass das fünf oder gar zehn Jahre dauern kann, bis das Land wettbewerbsfähig sei.Europäischer „Marshall-Plan“Forderungen nach einem auf mehrere Jahre angelegten Wirtschaftsprogramm ähnlich dem Aufbau Ost in den neuen Ländern werden daher lauter – die Sozialdemokraten und auch Schäuble sprechen von einer Art europäischem „Marshall-Plan“.Wichtige Maßgabe der Europartner und der Koalitionsparteien in Berlin ist, dass auch private Geldgeber an dem zweiten Hilfspaket beteiligen müssen. „Freiwillig“, weil sonst die Ratingagenturen damit drohen, griechische Anleihen als Zahlungsausfall („default“) zu werten – mit unkalkulierbaren Folgen für das Finanzsystem.Verhandlungen schwierigDie angestrebte europäische Lösung für die Gläubigerbeteiligung zieht sich jedoch hin, die Verhandlungen sind schwierig. Die mühsam ausgehandelte und an Bedingungen geknüpfte Zusage privater deutscher Banken und Versicherer, sich mit zwei Milliarden Euro zu beteiligen, dürfte Kanzlerin Angela Merkel und Finanzminister Wolfgang Schäuble (beide CDU) nicht wirklich froh machen.Für die zusätzlich in Aussicht gestellten 1,2 Milliarden Euro, die die staatlichen Abwicklungsanstalten („Bad Banks“) der Krisen-Bank HRE und der WestLB beisteuern sollen, müssten letztlich auch die Steuerzahler geradestehen. Ob es überhaupt bei der Summe bleibt, muss sich erst zeigen. Noch wird emsig hin und her gerechnet.Wird mit alledem der immer wieder in Berlin beschworene „substanzielle“ Beitrag der Privatgläubiger erreicht? Von immerhin 30 Milliarden Euro war einmal die Rede. Wirtschaftswachstum dringend erforderlichWie die europäischen Partner mitziehen, ist noch nicht deutlich. Frankreich, dessen Banken in Griechenland besonders exponiert sind, macht große Anstrengungen. Ob die Koalition in Berlin mehrheitlich mitzieht, ist noch unklar.Parallel zum Gefeilsche über Gläubigerbeteiligung und ein zweites Rettungspaket wächst die Sorge, dass die von Griechenland verlangten Sparmaßnahmen und Ausgabenkürzungen letztlich das Land näher an den Abgrund treiben. Athen benötigt dringend auch Wirtschaftswachstum.Spätestens Ende August beginnt die Experten-„Troika“ eine neue Kassen- und Kontenprüfung in Athen zur Auszahlung der sechsten Kredittranche. Diplomaten hoffen, dass sich die Zitterpartie der vergangenen Wochen nicht wiederholt.Telefonkonferenz der FinanzministerIm Schnelldurchlauf durchgewunken wurde auch der jüngste Notkredit an Athen nicht. Zweieinhalb Stunden dauerte die Telefonkonferenz der zusammengerufenen Euro-Finanzminister. Die bewilligten dann aber wie erwartet am Samstagabend die 12 Milliarden Euro der europäischen Partner und des IWF. Vorbehaltlich der Zustimmung auch des Internationalen Währungsfonds (IWF) soll das Geld zum 15. Juli überwiesen werden.Gegen 20.30 Uhr stand fest: Eine Staatspleite des krisengeschüttelten Euro-Landes ist vom Tisch – bis Herbst zumindest. In Brüssel wurde die Entscheidung mit großer Erleichterung aufgenommen. Im Geheimen waren schon erste Pläne geschmiedet worden, wie einer Staatspleite begegnet werden könnte. Mit dem Beschluss der Euro-Chefs wird Athen, den Märkten und den Euro-Rettern eine kleine Atempause verschafft. Mehr aber auch nicht.dpa