Zwischen 2004 und 2006 wurde für das Südtiroler Bibliothekenzentrum ein internationaler Wettbewerb mit 200 Architektenteams aus ganz Europa ausgeschrieben. Als Sieger ging das Planungsteam unter der Leitung von Arch. Mayr Fingerle aus Bozen hervor."Es soll kleiner und billiger werden" - wieder mit WettbewerbNach vielen Jahren Planungsarbeit, politischer Auseinandersetzung und der 2014 erfolgten Finanzierungszusage durch die neue Landesregierung löst die Landesverwaltung nun mitten in der Ausführungsplanung den Auftrag auf. "Es soll kleiner und billiger werden", hatte Bautenlandesrat Christian Tommasini bereits vorher anklingen lassen (STOL hat berichtet).Dazu soll es wiederum einen neuen Planungs- und Firmenwettbewerb („appalto integrato“) geben.Eine Fingerle-Unterstützerfront macht nun dagegen in einem offenen Brief mobil (siehe unten: das Dokument vollinhaltlich), der an Landeshauptmann Arno Kompatscher, die Mitglieder der Landesregierung und des Landtages erging. Der Tod der Architektur und eine Vorarbeit für die Katz"Gute Architektur hat immer bedeutet, dass der Architekt vom Anfang bis zum Ende ein Bauwerk begleitet, vom ersten Konzept über die Ausführungs- und Detailplanung bis zur Einrichtung. Wenn man sich davon verabschiedet, bedeutet das den Tod der Architektur", steht da zu lesen. Man könne nicht nachvollziehen, dass das Bibliothekszentrum, ein Kulturbau von landesweiter Bedeutung, nun unter Missachtung der bisher geleisteten Arbeit im Eilverfahren erledigt werden solle.Und - eine berechtigte Frage stellt sich natürlich auch: Soll die ganze Vorarbeit für so ein komplexes Projekt, bei denen Erfahrungen nationaler und internationaler Fachleute von Amsterdam über Seattle und Bologna einbezogen wurden, einfach über Bord geworfen werden?Die Unterzeichner sind zahlreich. Nicht als Billigversion versenkenDarunter vertreten sind neben Freischaffenden auch Präsidenten von Architektenvereinigungen, wie Wolfgang Thaler von der Kammer der Architekten in Südtirol, Hanno Vogel für die Kammer der Architekten und Ingenieurkonsulenten für Tirol und Vorarlberg sowie der Ex-Präsident des Bundes Deutscher Architekten, aber auch Roman Delugan und Marco Pognacnik, ihres Zeichens Mitglieder der Wettbewerbsjury des Bibliothekenzentrums."Es ist uns ein großes Anliegen, dass dieses Projekt nicht in einer Billigversion versenkt wird, sondern der Kultur ein nachhaltiges, vorbildliches und einladendes Gebäude gewidmet wird, das wir in Südtirol notwendigst und unbedingt brauchen", heißt es in dem gemeinsamen Schreiben.Die Realisierung eines Bibliothekenzentrums "als Knotenpunkt, als Schnittstelle für zeitgenössisches Denken und soziales Miteinander, disziplinenübergreifend und internationalen Standards genügend", könne über einen Firmenwettbewerb nämlich nicht bewältigt werden.Die Konsequenzen seien "erkennbare Einbußen oder gravierende Defizite in der Gebäudequalität und seiner Funktionen".1. Aussprache - 2. WeitermachenDie Unterzeichner fordern nun, dass es eine klärende Aussprache zwischen den verantwortlichen Ämtern und den Generalplanern geben soll und natürlich, dass für die Ausführungsplanung erforderliche Schritte fixiert werden. Sprich: man soll dort weitermachen, wo man nach Jahren der Planung angelangt ist.Ein Eingeständnis: Die bisher errechneten Kosten sowie eine mögliche Reduktion derselben sollen analysiert und - wieder eine Forderung: die vordefinierten Kostenstellen wirklich verbindlich festgelegt werden.Gehör gefunden hat die Fingerle-Unterstützer-Front auch auf politischem Parkett.Grüne: Katastrophale Folgen für ein kulturelles ExzellenzprojektDie Grünen schreiben in der Sache von einem "denkbar schlechten Stil und katastrophalen Folgen für ein kulturelles Exzellenzprojekt Südtirols".stol/kerDas Dokument vollinhaltlich: Offener Brief Bibliothekenzentrum Bozen.pdf 1,47 MB