Bei der informellen Zusammenkunft von rund 20 europäischen Bank-Finanzchefs gehe es es unter anderem um den Informationsvorsprung, den Standard & Poor's, Moody's und Fitch bei der Erstellung der Ratings erhalten, sagten mit der Angelegenheit vertraute Personen Reuters. Auch die „Financial Times“ berichtet über ein solches Treffen.„Die großen Drei bekommen Einblick in alle sensitiven Informationen, interne Planungen und Bewertungen, Wirtschaftsprüferberichte“, sagte ein Banker. Es sei aber nicht gesetzt, dass neue Rating-Agenturen ebenfalls sofort Zugriff auf diese Informationen bekämen – und ähnlich tiefgründige Analysen erstellen könnten wie die großen Drei.Für neue Agenturen ist der Zugang zu Unternehmensinformationen essenziell. Während das Oligopol der drei amerikanischen Rating-Riesen S&P, Moody's und Fitch bisher gut 90 Prozent des globalen Ratingmarktes beherrscht, stehen einige neue Unternehmen in den Startlöchern. Die Unternehmensberatung Roland Berger hatte vor kurzem Geldgeber für den geplanten Aufbau einer europäischen Ratingagentur gefunden. Die „global tätige Ratingagentur europäischen Ursprungs“ stehe kurz vor der Gründung, hatte Berger Ende April mitgeteilt.Ratings sollen Investoren bei der Bonitätseinschätzung helfen und dank weltweiter Standards einen Vergleich von Schuldnern ermöglichen. Die US-Anbieter waren in der Finanzkrise in die Kritik geraten. Ihnen waren verspätete Ratingänderungen und Interessenskonflikte bei der Bewertung strukturierter Wertpapiere vorgeworfen worden. „Sie haben viel verschlafen und wollten Emittenten, von denen sie ihr Geld bekommen, auch nicht zu schnell runterstufen“, sagte ein Frankfurter Banker. „Wenn Investoren für die Ratings bezahlen würden, würden sie wohl schneller und härter umgehen mit den Emittenten.“Seit Jahren fordern europäische Politiker ein Gegengewicht zu den US-Anbietern. Ein Kernproblem ist allerdings, dass es sehr langwierig ist, eine Vertrauensbasis bei Investoren aufzubauen. „Man kann meckern und maulen über Moody's, Standard & Poor's und Fitch. Am Ende werden die immer gefragt“, hatte Helmut Rödl von der Wirtschaftsauskunftei Creditreform kürzlich erklärt.