Bei der Entwicklung der Zahlen rund ums Bausparen in Südtirol stellt die zuständige Landesrätin Waltraud Deeg einen Faktor in den Mittelpunkt, der sich nicht in Zahlen fassen lässt: die Unsicherheit. Deeg erklärt sich: „Gleich mehrere Komponenten tragen letzthin zu einem Gefühl der Unsicherheit bei, man denke nur an die Preissteigerungen seit dem Kriegsausbruch, die Rohstoffengpässe oder die Frage, was wohl im Herbst und Winter auf uns zukommen wird. Man ist vorsichtiger geworden, und bei großen Investitionen ist Verunsicherung freilich kein guter Berater.“ <BR /><BR />Doch gerade in diesen turbulenten Zeiten erweise sich das Bausparen dank des fixen Zinssatzes und klar kalkulierbarer Konditionen wieder verstärkt als vorteilhaftes Modell zur Finanzierung des Eigenheims. Das untermauern auch die jüngsten Daten: Wenngleich in den Jahren 2020 und 2021 das Interesse für das Bausparen klar rückläufig war, so ist für das erste Halbjahr 2022 wieder ein Aufwärtstrend auszumachen. Das verdeutlichen 182 genehmigte Gesuche mit einem ausbezahlten Gesamtbetrag von knapp mehr als 19,3 Millionen Euro in den bisherigen 6 Monaten des laufenden Jahres. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="805178_image" /></div> <BR /><BR />Zum Vergleich: Im gesamten Verlauf des Vorjahres wurde an die 308 genehmigten Gesuchsteller die Gesamtsumme von 31.261.066 Euro ausbezahlt, durchschnittlich haben die Bausparer folglich ein Darlehen von etwas mehr als 100.000 Euro erhalten. Das waren bedeutend weniger genehmigte Gesuche als in den beiden Jahren zuvor, was auch den erheblichen Rückgang bei den ausbezahlten Darlehen erklärt. In den Jahren zuvor dagegen hatte sich das Bausparen wachsender Beliebtheit erfreut. Seit 2015 wurden bereits mehr als 200 Millionen Euro an Darlehen ausbezahlt.<BR /><BR />Nun scheint also wieder eine Trendumkehr zu erfolgen, vor allem in den Monaten zwischen Mai und Juni habe nach Auskunft des zuständigen Landesamtes die Nachfrage wieder klar angezogen. Deeg plädiert dafür, derartige Entwicklungen mittel- und langfristig zu betrachten und zwischenzeitliche Schwankungen nicht allzu hoch zu bewerten. „Das Bausparmodell ist vor allem für Personen in der Alterskategorie zwischen 35 und 50 Jahren ein lohnenswertes Konzept in zweifacher Hinsicht, denn einerseits finanziert man so die eigenen 4 Wände, gleichzeitig tut man etwas für die Rentenvorsorge“, ist sie überzeugt. Gerade auf diese Weise biete man jungen Leuten, die sich üblicherweise kaum den Kopf über ihre Rentenjahre zerbrechen würden, Anreize zur unverzichtbaren Vorsorge im Alter.<BR /><BR />Beim Bausparen wird der Betrag, den sich ein Interessent in den vorgeschriebenen 8 Jahren in einem Zusatzrentenfonds angespart hat, verdoppelt und über eine konventionierte Bank als Darlehen zur Finanzierung des Eigenheims herangezogen. Die Darlehensraten sind nach wie vor mit einem Fixzinssatz von einem Prozent belegt und werden dann in einen Rotationsfonds zurückbezahlt, die Laufzeit beträgt meistens 20 Jahre. <BR /><BR />„Der Schutz des Wohnraums für unsere Leute gehört zu unserem politischen Auftrag, wir haben als Landesregierung die nötigen Instrumente, müssen sie aber beständig nachschärfen“, äußert sich Deeg zum notorischen Problem des leistbaren Wohnens und verweist auf Phänomene wie bestehende Raumordnungsverträge, das niedrige Lohnniveau in mehreren Sektoren und den immensen Hunger nach Baugrund von großen Investorengruppen. Der Blick von außen zeige, dass Südtirol mit seiner Wohnpolitik vieles richtig gemacht habe, allerdings müsse man sich stetig weiterentwickeln.