Professor Christoph Kaserer über mögliche weltweite Folgen des drohenden Immobilien-Schocks in China. <BR /><BR /><BR /><BR /><b>Herr Kaserer, einige Experten vergleichen die aktuelle Situation in China bereits mit der US-Immobilienkrise von 2008. Ein Vergleich, der zumindest derzeit noch eher unangebracht erscheint. Sehen Sie das ähnlich?</b><BR />Christoph Kaserer: So wie ich das sehe, ist die aktuelle Beunruhigung an den Märkten überwiegend auf die Sekundäreffekte eines möglichen Zusammenbruchs von Evergrande zurückzuführen und nicht unbedingt auf die unmittelbaren Finanznöte des Immobilienentwicklers.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="682766_image" /></div> <BR /><BR /><BR /><b>Für wie wahrscheinlich halten Sie es, dass die Folgen der Pleite das Banken- und Finanzsystem weltweit treffen könnten?</b><BR />Kaserer: Die direkten Effekte, also Kreditausfälle bei chinesischen Banken, sollten für das internationale Finanzsystem wegen der geringen internationalen Verflechtung chinesischer Banken beherrschbar sein. <BR /><BR /><BR /><b>Aber?</b><BR />Kaserer: Wenn es infolge einer solchen Krise zu einer deutlichen Abwertung am chinesischen Immobilienmarkt käme und eine damit möglicherweise ausgelöste Insolvenzwelle entstehen würde, könnte dies zu einer Abschwächung des weltwirtschaftlichen Wachstums führen. Das ist vermutlich die Angst, die viele Investoren derzeit haben. Hinzu kommen mögliche Verluste an den Aktienmärkten, die sich in den Portfolios internationaler Investoren bemerkbar machen könnten.<BR /><BR /><BR /><BR /><b>Der Zeitpunkt für eine solche potenzielle Krise ist denkbar ungünstig.</b><BR />Kaserer: Richtig. Dieser Fall trifft auf eine etwas labile Gesamtlage. Die Anleger sind derzeit wegen aufkeimender Inflationsängste, ernstzunehmenden Lieferengpässen und der noch offenen Coronasituation ohnehin nervös. Da ist natürlich ein Problem auf dem chinesischen Immobilienmarkt wenig hilfreich.