US-Präsident Donald Trump hat mit seiner rabiaten Handelspolitik die Finanzmärkte weltweit auf Talfahrt geschickt. Viele Anleger traten die Flucht aus Aktien an und beschleunigten damit den Abwärtstrend. Binnen einer Woche verloren der größte und wichtigste US-Index S&P 500, der Dax in Frankfurt, der FTSE Mib in Mailand oder der Weltindex Msci World jeweils zwischen 15 und 20 Prozent. Im Börsenjargon nennt man derlei scharfe Korrekturen im Eiltempo auch „Flash Crash“ - den letzten blitzartigen Einbruch sahen wir im März 2020 am Beginn der Covid-Pandemie. Der Montag knüpfte da an, wo die letzte Woche aufgehört hatte: tiefrot. Die Stimmung unter den Anlegern ist weiterhin geradezu panisch.<h3> Also, nix wie raus aus Aktien?</h3>Obwohl das Minus im Depot schmerzt: In Panik zu verkaufen, ist nie eine gute Entscheidung. „Im Moment sind das nur Buchverluste, wenn jemand verkauft, werden die Verluste bittere Realität“, so Armin Weissenegger, Leiter des Bereichs Finanzen & Treasury bei der Südtiroler Sparkasse. „Aussitzen, aussitzen, aussitzen“, sollte vielmehr die Devise lauten. „Aktien sind historisch gesehen immer noch die Anlageform, die am meisten abwirft. Der Preis der höheren Rendite sind die Schwankungen, die wie im aktuellen Fall durchaus heftig ausfallen können. Damit sollte man leben lernen, wenn man auf lange Sicht von den Börsengewinnen profitieren will.“<BR /><h3> Ich habe weder Einzelaktien, noch bin ich in einen Investmentfonds oder börsengehandelten Etf investiert. Also interessiert mich der aktuelle Crash nur am Rande, oder?</h3>Die Wahrscheinlichkeit, dass Herr und Frau Südtiroler in irgendeiner Form von der Talfahrt betroffen sind, ist hoch. Nicht zuletzt, weil auch viele Vorsorgeprodukte einen Teil in Aktien investieren. Die Zeit spielt auch in diesem Fall für die Anlageklasse Aktien. <BR /><h3> Zoomen wir etwas heraus: Auf welches Niveau wirft uns der Crash zurück?</h3>Was sich anfühlt, wie der Weltuntergang, ist die Rückkehr auf das Niveau von vor rund einem Jahr (siehe Grafik vom S&P 500). „Nehmen wir die wichtigsten Indizes her, haben wir sämtliche Gewinne der letzten 12 Monate in wenigen Tagen wieder abgegeben. Nicht mehr, nicht weniger.“ Tatsache sei auch, dass die Aktienmärkte sehr gute Zeiten hinter sich hätten: In den USA hätten Techwerte zum Beispiel Bewertungen erreicht, die jenseits von Gut und Böse gewesen seien, sagt Martin von Malfér, Finanzexperte der Raiffeisen Landesbank. Man denke zum Beispiel an die Big-Tech-Aktien von Nvidia, Meta, Amazon und Co. Üblicherweise sorgt der Markt dafür, dass Überbewertungen abgebaut werden. Im konkreten Fall war es die Politik.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1149909_image" /></div> <h3> Was sagt die Statistik zum Thema Aktien als Anlageform?</h3>Mit einem Minus im Depot vor Augen, fällt es schwer, den längeren Horizont zu sehen. Doch genau darum geht es beim Anlegen. „In den letzten 100 Jahren verzeichnete der S&P 500 durchschnittlich alle 3 Jahre eine negative Performance. Die Durchschnittsrendite pro Jahr betrug inflationsbereinigt dennoch 7 Prozent - trotz aller Krisen („Dotcom“-Blase, Finanzkrise, Covid-Pandemie). So auch in den Jahren von 2000 bis 2024“, so Weissenegger. Und noch mehr Zahlen: „Wer am höchsten Punkt vor einem Crash gekauft hat, war nach spätestens 13 bis 15 Jahren wieder im Plus. Bei einem Sparplan, bei dem man in Abschwungphasen günstiger einkauft und so den Durchschnittspreis pro Anteil senken kann, verkürzt sich der Zeitraum auf 5 bis 7 Jahre.“ Daran sieht man schon: Entscheidend ist bei Aktieninvestments immer die Anlagedauer und die individuelle Situation eines Sparers. „Wenn jemand das Geld bald braucht, sind Aktien nicht das Richtige. Weil, wie man sieht, alles passieren kann - mitunter völlig unerwartet“, so Weissenegger. Dennoch sei eines gewiss: „Einen Totalzusammenbruch des Aktienmarktes wird auch Trump nicht hinkriegen“, ergänzt Malfér. <BR /><h3> Welche Lehren für mein Portfolio kann ich aus der jetzigen Situation ziehen?</h3>Auch wenn im Moment die Börsen rund um den Globus scharf korrigieren, sind die Risiken in den USA derzeit besonders hoch. „Das könnte eine gute Gelegenheit, um im Portfolio nachzusehen, wie groß die Gewichtung von US-Aktien tatsächlich ist. Das heißt nicht, dass man jetzt noch hektisch umschichten sollte, aber es kann helfen, morgen bewusstere Investitionsentscheidungen zu treffen und das Portfolio ländermäßig noch besser zu diversifizieren“, so der Raiffeisen-Experte. Niemand könne sagen, ob das nächste Jahrzehnt für den US-Aktienmarkt weiterhin so stark ausfallen werde wie das letzte. „Unter Trump steigen die Risiken, dass die USA eher etwas von ihrer Dominanz abgeben könnten“, glaubt Weissenegger. Für einen Abgesang auf den US-Aktienmarkt, wie ihn manche bereits anstimmen wollen, sei es aber definitiv viel zu früh. „Die USA sind der mit Abstand kapitalstärkste Finanzmarkt der Welt.“<BR /><h3> Zum Schluss die Million-Euro-Frage: Wie geht es also weiter?</h3>„Die Hoffnung besteht, dass Trump jetzt mal seine Maximalforderungen platziert hat; als Verhandlungsbasis sozusagen. Vielleicht begnügt er sich am Ende damit, dass er einige Erfolge medienwirksam verkünden kann“, mutmaßt der Sparkassen-Experte. „Dann werden wir rückblickend sagen können, dass politische Börsen wieder einmal kurze Beine gehabt haben. Wissen kann das zum jetzigen Zeitpunkt aber freilich niemand.“ Stürze Trump sein Land in eine Rezession, sieht die Sache anders aus. Dass der parteiinterne Druck den Republikaner zur Räson bringen könnte, sei eine weitere Möglichkeit, glaubt Malfér: „Schließlich sind die Mid-Terms, die Halbzeitwahlen, nächstes Jahr. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er bis dahin so weitermachen wird. So beliebig und willkürlich, wie er die Strafzölle berechnet hat, so könnte er sie auch wieder kassieren. Zuzutrauen ist es ihm.“<BR /><BR />Geduld und Streuung bleiben also auch in unsicheren Zeiten das beste Rezept – mit und ohne Trump.