Der französische Staatspräsident zwang den heimischen Banken „die striktesten Regeln" für Prämien auf, die je ein Staat geschaffen hat. Vor ihrem Gipfel Ende September in Pittsburgh baut Sarkozy Druck auf die G20 auf, sich nicht wie bislang mit der Erklärung hehrer Ziele zu begnügen. Nein zu: „Wir handeln erst, wenn die anderen handeln" Insbesondere auf die USA, wo Präsident Barack Obama von der Lobby der Investmentbanker und Börsianer schon stark in die Defensive gedrückt wird.Man dürfe nicht sagen: „Wir handeln erst, wenn die anderen handeln", sagte Sarkozy. Denn dann handele am Ende keiner und es bleibe bei Absichtserklärungen. Am Montag will der französische Präsident Angela Merkel ins Boot holen, die mit ihm in der Boni-Frage auf einer Wellenlänge liegt. Gemeinsam mit der Bundeskanzlerin will Sarkozy dann die EU und am Ende Washington und die ganze G20 dazu bringen, „die französischen Regeln zu übernehmen". Forsch erklärt Sarkozy: „Wenn ein Partner damit nicht einverstanden ist, soll er es sagen: Vor dem Gericht der Öffentlichen Meinung."„Es ist möglich den Finanzkapitalismus zu ändern"Mit seinem theatralischen Auftritt setzt Sarkozy auf die Medien. Seine Minister wurden angewiesen, ausländischen Zeitungen Interviews zu geben, um bei den G20-Partnern öffentlichen Reformdruck aufzubauen. Und damit auch alle verstehen, was er meint, stellte er seine Rede auch in Deutsch, Englisch und Spanisch ins Internet.„Es ist möglich, den Finanzkapitalismus zu ändern", sagt Sarkozy. „Ich will, dass wir kollektiv die Exzesse der Vergangenheit aufgeben." Doch wie weit geht seine Boni-Reform wirklich?Der agile Franzose hat ein „Bonus-Malus-System" durchgesetzt, das die Prämien an längerfristige Erfolge statt am kurzfristigen Profit ausrichtet. Ab jetzt müssen Berufsspekulanten der französischen Banken auf einen Teil ihrer Boni nachträglich verzichten, wenn sich zwei oder drei Jahre später herausstellt, dass sie zu große Risiken eingegangen sind und Geld verloren haben. Einen echten Malus an die Bank zahlen müssen die „golden boys" aber nicht. Ihre Prämien werden veröffentlicht und der Kritik der Medien und Aktionäre ausgesetzt. Die Bankenaufsicht und ein Staatskontrolleur - der ehemalige IWF-Chef Michel Camdessus - wachen über die Regeln. Wer sie nicht einhält, wird bestraft, zum Beispiel, in dem der Staat Verträge kündigt.Bei der Höhe bleibt auch Sarkozy vage Das geht weit in den Kernforderungen Transparenz, Minderung des Risikos und Sanktionen - und setzt den Millionen-Boni doch kein Ende. Denn wenn die Gewinne fließen, sprießen auch weiter die Prämien. Sarkozy will daher den G20 auch eine absolute Begrenzung der Boni vorschlagen. Doch bei der Höhe bleibt er vage. Es wäre einfach, Prämien radikal progressiv zu besteuern. Das kann Sarkozy aber in Frankreich nicht, ohne seine eigene Steuerreform zu torpedieren, die die Gesamtsteuern der Superverdiener deckelt.Ganz so forsch, wie er vorgibt, handelt Sarkozy also nicht. Denn in Berlin und anderen Hauptstädten wird ähnlich gedacht. Und wenn die G20-Staaten nicht mitspielen, wird Frankreich nicht einfach zusehen, wie seine Investmentbanker alle nach London abwandern. „Das Problem ist international und muss auch international gelöst werden" „Das Problem ist international und muss international angegangen werden", sagt Sarkozy. Sprich: Wenn der Gipfel scheitert, werden die Regeln locker angewandt, denn der Finanzplatz Paris darf nicht darunter leiden. Nach dem G20-Gipfel wird Sarkozy erneut die Top-Banker empfangen, um über die Konsequenzen zu reden. Die Regeln müssten „natürlich" weltweit angewendet werden, um „dauerhaft" sein zu können, sagt der Chef von BNP Paribas, Baudouin Prot. „Alleine weiterzugehen wäre Selbstmord", merkt ein Banker-Kollege an.Immerhin: Der Druck ist da. Die Rückendeckung Merkels hat Sarkozy sicher. Und in Europa sind die beiden nicht alleine. Die EU- Kommission hat den 27 Staaten bereits eine Bankenreform für 2011 vorgeschlagen, die auch Regeln gegen zu große Risikoanreize durch Prämien sowie die Möglichkeit von Sanktionen vorsieht. Das große Problem sind die USA, wo Goldman Sachs bereits wieder selbstbewusst elf Milliarden Dollar für Prämien vormerkt. Und wo der Kongress Zusagen Obamas beim G20-Gipfel einfach einkassieren könnte.dpa