Ob es sich wirklich um eine feindliche Übernahme der CiviBank handelt und ob die Ukrainekrise sich hier negativ auswirken könnte, lesen Sie im Interview.<BR /><BR />Die Südtiroler Sparkasse ist dabei, die CiviBank mit Sitz in Cividale del Friuli (Udine) zu übernehmen. 41,48 Prozent der Aktien kann sie aktuell für sich verbuchen. Präsident Gerhard Brandstätter ist – trotz der Kritik des Verwaltungsrates der Friulaner Bank – zuversichtlich, auch bald die nötigen 45 Prozent zu erreichen, wie er am Rande der gestrigen Aktionärsversammlung der Sparkasse sagte. Gelingt die Übernahme, rückt die Sparkasse zur fünftgrößten Bank im Nordosten Italiens auf. <BR /><BR /><b>Herr Brandstätter, seit dem 8. April läuft das öffentliche Übernahmeangebot für die CiviBank, am 6. Mai endet die Zeichnungsfrist. Wie groß ist das Interesse? </b><BR />Gerhard Brandstätter: Es läuft überraschend gut, wir stellen einen großen Zuspruch fest und haben bis Donnerstag schon 41,48 Prozent erreicht. Und der Trend ist weiter steigend. Die Idee einer Bankengruppe – unter unserer Kontrolle – wird gut angenommen sowohl von den institutionellen Aktionären als auch von den Kleinanlegern. <BR /><BR /><b>Aber es gibt Gegenwind vom Verwaltungsrat der CiviBank, der von einer feindlichen Übernahme spricht... </b><BR />Brandstätter: Bis vor anderthalb Monaten standen die Zeichen im Verwaltungsrat gut, eine freundliche Übernahme umzusetzen. Dann hat sich aber herausgestellt, dass man – vor allem die Präsidentin – unbedingt die Mehrheit im neuen Gremium haben wollte. Aber es ist klar, dass ein Aktionär, der die Mehrheit vertritt, den Anspruch und die Verpflichtung hat, auch im Verwaltungsrat die Mehrheit darzustellen. Darüber ist es schließlich zum Bruch gekommen. Allerdings muss man bedenken, dass bei der Entscheidung, die Übernahme als feindlich zu bezeichnen, von insgesamt 9 Verwaltungsratsmitgliedern nur 6 anwesend waren; davon hat sich ein Mitglied enthalten und 5 haben dafür gestimmt. Unterm Strich ist der Rückhalt für die Präsidentin somit schwach.<BR /><BR /><b>Dennoch sind auf der Internetseite der CiviBank in einem Brief an die Aktionäre mehrere Punkte aufgelistet, weshalb der Verwaltungsrat das Übernahmeangebot als ungünstig für die Aktionäre bezeichnet. Zum Beispiel sei der Preis sei nicht angemessen und die Übernahme diene nur den Zielen der Sparkasse. Was sagen Sie dazu?</b><BR />Brandstätter: Das Gegenteil ist der Fall. Dazu muss man wissen: Die Bank wurde erst vergangenes Jahr von einer Volksbank in eine AG umgewandelt und hat heute praktisch kein Bezugsaktionariat und somit keine große Zukunft. Denn das macht sie angreifbar gegenüber größeren Systembanken, die wie man in anderen Fällen schon gesehen hat, sie dann „zubetonieren“ könnten. Wir hingegen haben die Idee einer Gruppe. Wir wollen natürlich die Kontrolle, aber wir wollen sowohl die Marke CiviBank als auch den Bankbetrieb im Friaul nutzen. CiviBank gewinnt also mit uns an Know-how, an Produkten und Dienstleistungen – und kann auch mit uns zusammen wachsen. Im Friaul hat die Bank ein großes Potenzial, aber allein schafft sie es nicht. Natürlich sichern auch wir uns durch diese Übernahme ab, das ist schon auch eine Überlegung. Denn als Gruppe in Norditalien sind auch wir schwerer angreifbar. Und was den Preis angeht: Sogar der Advisor der CiviBank hat den Preis als angemessen bezeichnet. Zudem: Vor einem Jahr hat die Civibank selbst bei ihrer Kapitalerhöhung den Preis der Aktie auf 5,27 Euro geschätzt, dann kann man ein Jahr später nicht sagen, 6,50 Euro wären nicht angemessen. <BR /><BR /><b>Sie haben im Dezember angekündigt, das Mindestziel wären 50 Prozent der Aktien zu erreichen, weil Sie damit wirkliche Kontrolle hätten, um die Bank richtig verwalten zu könnten. Schaffen Sie das?</b><BR />Brandstätter: Das Übernahmeangebot ist schon mit 45 Prozent rechtskräftig – und ich hoffe, dass wir dieses Ziel bis Mitte nächster Woche erreichen werden. Auch 50 Prozent könnten vielleicht zu schaffen sein. <BR /><BR /><b>Europa sieht einer neuen Krise entgegen – Stichwort Ukrainekrieg und steigende Energiekosten – , bei der man noch nicht abschätzen kann, wie gravierend die wirtschaftlichen Auswirkungen sein werden. Besorgt Sie das – auch im Hinblick auf diese Übernahme?</b><BR />Brandstätter: Ich bin der Meinung, dass gerade die Regionalbanken Dienstleister vor Ort sind, die es braucht und die weniger leiden werden als die Systembanken, die international verflochten sind. Die Territorialbanken haben die Aufgabe und auch die Kraft, die Wirtschaft und die regionalen Kreisläufe zu stützen. <BR /><BR /><b>Sie fürchten also nicht, dass die Südtiroler Wirtschaft über die steigenden Energiekosten ins Straucheln gerät und größere Kreditausfälle entstehen?</b><BR />Brandstätter: Es wird sicher Spannungen und Probleme geben, aber ich glaube, Klein- und Mittelbetriebe werden das leichter überstehen als Konzerne. Zum Glück ist die Südtiroler Wirtschaft stark diversifiziert, sodass wir eine Krise leichter abfedern können als eine „Monokultur“.<BR /><BR /><embed id="dtext86-53958054_listbox" />