Die Idee eines Slot-Systems – also einer zeitlich gesteuerten Zuteilung von Lkw-Fahrten über den Brenner – hat zuletzt durch politische Unterstützung aus Deutschland und Österreich neuen Schwung erhalten. Die Bundeskanzler Friedrich Merz und Christian Stocker signalisierten Bereitschaft, ebenso Südtirols Landeshauptmann Arno Kompatscher.<BR /><BR /><embed id="dtext86-70934537_quote" /><BR /><BR />Doch Baumgartner bremst die Euphorie: „Das Slot-System ist ein erster Ansatz, aber es reicht nicht aus“, sagt der Geschäftsführer des größten Südtiroler Transport- und Logistikunternehmens. Zwar könne eine zeitliche Steuerung kurzfristig zur Entzerrung beitragen, doch das eigentliche Problem gehe tiefer. „Insbesondere der PKW-Verkehr macht einen Großteil des Verkehrsaufkommens aus. Es ist wohl kein Zufall, dass das Thema Slot-System vor allem zu Urlaubszeiten bei intensivem Reiseverkehr diskutiert wird.“<h3> Blick in die Schweiz</h3>Ein Blick ins benachbarte Ausland zeige laut Baumgartner, dass man dort bereits weiterdenke: „In der Schweiz überlegt man Maßnahmen wie Autobahnauffahrt-Dosierungen, um dem langen Stillstand entgegenzuwirken.“ Solche Ansätze vermisst er in Südtirol: „Bei uns ist die Zeit dafür offenbar noch nicht reif – oder es ist politisch zu unbequem, mit Konsequenz auch den Personenverkehr zu regeln.“<h3> Drei-Punkte-Plan für den Schwerverkehr</h3>Baumgartner schlägt ein umfassenderes Maßnahmenpaket zur Entlastung des Transitkorridors vor. S Seinen Ansatz für den Schwerverkehr beschreibt er in drei Punkten. „Erstens braucht es weiterhin konsequente Investitionen in den intermodalen Verkehr. Der weist derzeit viele Serviceprobleme auf, die vielfach auf die zu lange verzögerten Arbeiten an der Infrastruktur zurückzuführen sind – die nun alle gleichzeitig anfallen.“ Hinzu komme, dass der kombinierte Verkehr nicht mehr ausreichend subventioniert werde: „Man sieht es beispielsweise an der Deutschen Bahn, wo das von der EU eingeleitete Prüfverfahren zu einem harten Sanierungsplan mit vielen Einschnitten geführt hat.“<BR /><BR />Zweitens spricht sich Baumgartner für eine zeitliche Verlagerung des Lkw-Verkehrs aus: „Eine Verlagerung der Schwerverkehre in die Nachtstunden würde die Bevölkerung ebenso wie den Pendlerverkehr nicht oder weniger stören – wohl aber den Verkehr insgesamt entzerren.“<BR /><BR />Und drittens fordert er eine stärkere Kooperation über die Landesgrenzen hinweg: „Eine intensivere Zusammenarbeit und Koordinierung mit den Nachbarregionen könnte dahin gehend ausgerichtet werden, dass das Problem fairer verteilt wird – zumal über den Brenner alleine drei Mal so viele Lkw fahren wie über alle Schweizer Passübergänge zusammen.“<h3> Auch Warentransporteure im lvh kritisch</h3>Skeptisch zeigen sich auch die Warentransporteure im Südtiroler Wirtschaftsverband lvh. „Einschränkungen ohne praktikable Alternativen helfen niemandem weiter. Wenn Slot-Regelungen kommen, dann bitte für alle – inklusive Pkw – und mit der Möglichkeit für Nachtfahrten“, fordert der Obmann Alexander Öhler.<BR /><BR /><embed id="dtext86-70935451_quote" /><BR /><BR />Insgesamt lobt er, dass „endlich Bewegung in die Debatte kommt und auch, dass der Umweltschutz ernst genommen wird“. Zum Thema E-Lkw betont er jedoch, dass Wunsch und Wirklichkeit noch auseinanderklaffen: „Ein Elektro-Lkw kostet aktuell rund das Dreifache eines Dieselmodells – das kann sich die Vielzahl an Kleinbetrieben in Südtirol schlicht nicht leisten.“ Auch die fehlende Ladeinfrastruktur sowie die geringe Reichweite der Fahrzeuge machen den Einsatz – laut Öhler – derzeit unpraktikabel.