Journalist Christian Schubert über Südtirols Pandemie-Management und seine wichtige Brückenfunktion. <BR /><BR /><BR /> <a href="https://www.stol.it/artikel/chronik/suedtirol-uebernimmt-2-covid-intensiv-patienten-aus-bayern" target="_blank" class="external-link-new-window" title="">Südtirol hat in den vergangenen Monaten in das Gesundheitssystem investiert und sogar Covid-Patienten aus Bayern aufgenommen.</a> Jener Mann aus Bayern, der am 11. November vom Klinikum Erding per Hubschrauber ins Bozner Krankenhaus eingeflogen wurde, war einer der Gründe für den Besuch des Journalisten Christian Schubert, Wirtschaftskorrespondent für Italien und Griechenland der Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ), in der Intensivstation von Bozen. Dort sprach er mit Primar und Covid-19-Einsatzleiter Marc Kaufmann. Dieser berichtete gegenüber der FAZ, wie es den bayrischen Patienten ergangen ist. Einer der Patienten ist im mittleren Alter, der seinen Impfzyklus nicht beendet hatte. Er befinde sich auch weiterhin in einem kritischen Zustand. <BR /><BR />Mehr Glück hatte ein anderer Deutscher. Er wurde mit dem Straßentransport von Deutschland nach Meran verlegt und brauchte keine invasive Beatmung. Er konnte inzwischen nach Deutschland zurückkehren, schreibt die FAZ. <BR /><BR /><b>Südtirol hat die Kapazitäten verdoppelt</b><BR /><BR />Wie Marc Kaufmann weiter berichtete, drohte zu Beginn der Pandemie mehrmals der Zusammenbruch des Südtiroler Gesundheitssystems und das, weil in den Krankenhäusern über Jahre gespart wurde. Der Zusammenbruch konnte jedoch vermieden werden, weil Hilfe aus dem Ausland kam. „So war es jetzt klar, dass wir unsererseits helfen“, sagte Kaufmann der FAZ.<BR /><BR />Südtirols Hilfe sei möglich gewesen, weil der Sanitätsbetrieb seine Kapazitäten verdoppelt hat. So sind aus den ursprünglich 35 Intensivbetten über 70 geworden. Außerdem entsteht in Bozen für 600 Millionen Euro ein neues Krankenhaus, von dem ein Bereich für 120 Millionen Euro bereits fertiggestellt worden ist und jetzt als Intensivstation dient.<BR /><BR /><b>Die FAZ berichtet auch über negative Aspekte</b><BR /><BR />Im Bericht stehen aber nicht nur gute Nachrichten über Südtirol. So wird nicht verschwiegen, dass auch Südtirol an Personalmangel leidet. 380 der 10.000 Beschäftigten des Sanitätsbetriebs sind laut letzten Angaben vom Dienst suspendiert, da sie die Impfung verweigern. Auch 16 Ärzte sind darunter. Wenn man die Hausärzte und Private mit einschließt, sind es über 100 Ärzte, die vom Dienst ausgeschlossen wurden.<BR /><BR />Berichtet wird auch über die niedrige Impfquote, vor allem im deutschsprachigen Teil der Bevölkerung. „Es gibt in der deutschsprachigen Bevölkerung generell eine größere Skepsis. Das hatten wir schon bei den Kinderschutzimpfungen gegen Masern und ähnlichen Erkrankungen“,sagte Landeshauptmann Arno Kompatscher der FAZ.<BR /><BR />Die FAZ spekuliert über den Grund der niedrigen Impfrate: Ob es die Überbleibsel der deutschen Romantik seien, ein Überbleibsel des rebellischen Geistes von der Zeit Andreas Hofers, oder doch der Einfluss der Waldorf-Schulen, der zu so einer Einstellung führt, fragt sich die FAZ. Womöglich gebe es dafür dutzende Erklärungen, die zusammenwirken, heißt es im Bericht.<BR /><BR />Die schlechten Impfzahlen seien eine neue Erfahrung, sagte Kompatscher der FAZ . „Südtirol ist es gewohnt, etwa bei der Lebensqualität, der Sicherheit oder dem Bruttoinlandsprodukt pro Kopf im italienischen Vergleich immer weit oben zu stehen“, erklärte der Landeshauptmann weiter. Trotzdem sei das kein Grund sich entmutigen zu lassen. Südtirol habe bei der Impfquote schon aufgeholt und liege jetzt vor Sizilien und Kalabrien, berichtete Kompatscher.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="714173_image" /></div> <BR /><b>Südtirol hat „Brückenfunktion</b>“<BR /><BR />Unsere Provinz erlebe jetzt wieder eine „Brückenfunktion“ über welche die Corona-Welle hinwegziehe, so Kaufmann gegenüber der FAZ. Letztes Jahr sei das Virus über Südtirol in den Norden gelangt, heuer sei es genau umgekehrt. Eine Verschlimmerung der Infektionszahlen südlich der Alpen schließt Kaufmann deswegen nicht aus.<BR /><BR /><b>Wirtschaftliche Lage in Südtirol dennoch stabil</b><BR /><BR />Auch auf die wirtschaftliche Lage geht der Artikel ein. Landeshauptmann Arno Kompatscher kommt zu Wort und lobt im Artikel der FAZ die Südtiroler Unternehmen. Eine Reihe von Gewerbeunternehmen, die in den Bereichen Nahrungsmittel, Automobilzulieferung sowie alpine Technologie arbeiten, hätten die wirtschaftliche Lage in Südtirol stabilisiert, berichtete Kompatscher. <BR /><BR />Die Pandemie hat den Tourismus in Südtirol schwer getroffen, das BIP brach in Folge um 10 Prozent ein. Die Wirtschaft werde sich aber in diesem und nächstem Jahr um 5 Prozent erhöhen, so die Schätzungen des Instituts für Wirtschaftsforschung WIFO. Auch betrage das BIP pro Kopf der Südtiroler 47.100 Euro, das sei die Hälfte über dem EU-Durschnitt. Die Arbeitslosenquote liegt bei weniger als 3 Prozent.<BR /><BR /><b>Südtirol ist auch politisch relevant</b><BR /><BR />Auch wenn unsere Provinz nur knapp ein Prozent der italienischen Bevölkerung ausmacht, behalte Südtirol politisch trotzdem Gewicht, sagte Kompatscher der FAZ. Die Regierung in Rom oder in Wien und in Berlin würden unseren Landeshauptmann immer wieder fragen, wie denn die andere Seite so ticke, schreibt die FAZ. Wir würden von der Brückenfunktion profitieren, so Kompatscher.