Italien soll zurück zur Atomkraft. Der Ministerrat hat bereits einem Gesetzentwurf zugestimmt, der die Grundlage für den Bau neuer Atomanlagen schaffen soll. Dabei setzt die Regierung auf sogenannte „Small Modular Reactors“ (SMR) – kompakte und flexiblere Reaktoren als herkömmliche Atomkraftwerke. <BR /><BR />An der Entwicklung dieser Mini-Reaktoren forscht auch das neu gegründete Unternehmen Nuclitalia, das vom Energiekonzern Enel, dem Rüstungsriesen Leonardo und dem Energietechnikunternehmen Ansaldo gegründet wurde. <h3> „Es gibt noch viele Unklarheiten“</h3>Doch so sehr das Comeback der Atomenergie von den Regierungsparteien gefeiert wird, so unsicher ist es juristisch noch. „Denn eigentlich ist die Erzeugung von elektrischem Strom über Nuklearanlagen untersagt“, sagt Peter Hilpold, Rechtswissenschaftler und Professor an der Universität Innsbruck. <BR /><BR />Grundlage dafür sind zwei Referenden, bei denen sich die Bürger gegen die Kernenergie ausgesprochen haben – 1987, wenige Monate nach der Nuklearkatastrophe von Tschernobyl, und 2011, nach dem Reaktorunfall von Fukushima in Japan.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1170987_image" /></div> <BR /><BR />„Ausschlaggebend war in beiden Fällen das Risiko von Unfällen sowie das Fehlen hinreichender Entsorgungsmöglichkeiten des nuklearen Abfalls“, erklärt Hilpold.<BR /><BR />Wenn Italien also Nuklearanlagen wieder in Betrieb nehmen möchte, müsse man nachweisen, dass die Probleme von damals nun überwunden sind, „also die angewandte Technologie eine völlig neue ist, die mit jener, auf welche sich die Referenden bezogen haben, nichts mehr zu tun hat.“<BR /><BR />Tatsächlich versucht die Regierung genau das: Sie verweist auf moderne Reaktoren der dritten und vierten Generation, die sicherer und effizienter sein sollen. Auch ein umfassender Plan zur Entsorgung des Atommülls ist in Arbeit. Doch ob dieser Nachweis wirklich gelingt, sei umstritten. <h3> Mini-Reaktoren umstritten</h3>Auch unter Fachleuten herrscht Uneinigkeit über die tatsächlichen Fortschritte. Grundsätzlich sind die neuen Reaktoren ähnlich wie herkömmliche Kernkraftwerke – nur eben kleiner. Um dieselbe Strommenge zu erzeugen, müssten daher deutlich mehr dieser kleinen Anlagen gebaut werden. Außerdem bleibt das Problem der Atommüllentsorgung weiterhin ungelöst.<BR /><BR />„Es muss überzeugend argumentiert werden, ansonsten scheitert das Projekt am Verfassungsgericht in Rom“, so Hilpold.