„Geschützter Markt“ – das klingt nach einem Schutzmechanismus vor zu hohen Strompreisen. Tatsächlich war es bisher so, dass die staatliche Behörde ARERA bisher den Strompreis am geschützten Markt alle 3 Monate im Voraus festlegte; auf dem freien Markt können ihn die Anbieter selbst bestimmen. Was bedeutet das für die Haushalte, wenn die bisher vom Staat geregelten Tarife im kommenden Jahr abgeschafft werden? <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="941479_image" /></div> <BR /><BR /><b>Bis zum angekündigten 1. April mit dem Aus für den „Geschützten Markt“ ist noch ein halbes Jahr Zeit: Sollten Stromkundinnen und -kunden abwarten oder jetzt aktiv werden?</b><BR />Gunde Bauhofer: Grundsätzlich sollte ich wissen oder jetzt nachschauen, ob ich den Strom auf dem freien oder dem geschützten Markt beziehe. Wer auf dem freien Markt ist, muss gar nichts tun. Etwa 25 Prozent der Haushalte in Südtirol sind aber auf dem geschützten Markt. Sie sollten sich jetzt überlegen, ob sie im kommendem Jahr bei irgendeinem Anbieter landen wollen oder nicht. Zudem ist es eine Überlegung, ob die Kommunikation mit dem Stromanbieter in deutscher Sprache möglich sein soll, also zum Beispiel bei den Rechnungen. Wer derzeit auf dem geschützten Markt ist und sich den künftigen Stromlieferanten selbst aussuchen will, sollte aktiv werden. Wir empfehlen, dies zeitnah in Angriff zu nehmen.<BR /><BR /><b>Warum besteht die Gefahr, bei einem beliebigen Anbieter zu landen?</b><BR />Bauhofer: Ab 1. April gehen die Haushalte voraussichtlich vom bisherigen geschützten Markt in den geregelten Markt über. Wer hier den Strom liefert, ist noch nicht bekannt, das wird erst zu Beginn des Jahres 2024 über eine Versteigerung ermittelt. Die Lieferungen für Garagen und Treppenhäuser wurden zum Beispiel bereits versteigert, daher kommen in Südtirol jetzt die Rechnungen vom Hera Comm. Es haben sich einige bei uns gemeldet und Betrug vermutet, aber es hat alles seine Richtigkeit. <BR /><BR /><embed id="dtext86-61332811_quote" /><BR /><BR /><b>Was passiert, wenn ich auf dem geschützten Markt bin und jetzt nicht auf den freien Markt wechsle, sondern bis April 2023 warte?</b><BR />Bauhofer: Grundsätzlich gilt: keine Panik! Es wird niemand im Dunkeln und auch niemand im Kalten sitzen. Die Lieferungen bei Strom und Gas gehen ohne Unterbrechung weiter, die Umstellung ist eine rein verwaltungstechnische Angelegenheit. Außerdem bleiben „schutzbedürftige“ Kundinnen und Kunden mit dem Tarif des geschützten Marktes beim bisherigen Anbieter.<BR /><BR /><b>Wer sind diese „schutzbedürftigen“ Kunden?</b><BR />Bauhofer: Es sind Personen über 75 Jahre, außerdem Personen mit einem niedrigen Einkommen, die einen Sozial-Bonus für Energie beziehen und Menschen, die Begünstigungen nach dem Gesetz 104/92 beziehen. <BR /><BR /><b>Mit Blick auf den Strompreis: Kann ich Geld sparen, wenn ich vom geschützten auf den freien Markt zu wechsle?</b><BR />Bauhofer: Unser regelmäßiger Preisvergleich für einen Durchschnittshaushalt zeigt, dass hier tatsächlich Geld gespart werden kann. Beim Wechsel vom geschützten auf den freien Markt hängt das Sparpotential vom gewählten Anbieter ab. Wer auf den freien Markt wechselt, sollte sich genau informieren, denn die Preisunterschiede zwischen den einzelnen Anbietern sind beträchtlich. Generell gilt, dass unsere lokalen Anbieter die Nase vorne haben, während Anbieter, die auf dem nationalen Markt kräftig werben, im Preisvergleich weit hinten sind. Die Unterschiede betragen für die Durchschnittsfamilie pro Jahr bis zu 300 Euro, vom teuersten bis zum billigsten von uns verglichenem Anbieter.<BR /><BR /><b>Zum Schluss noch die Preisfrage: Müssen wir in diesem Winter wieder mit teurem Strom rechnen?</b><BR />Bauhofer: DDas ist ganz schwierig zu sagen, denn es hängt wesentlich vom Gaspreis ab, da dieser den Strompreis beeinflusst. In Fachkreisen rechnet man beim Gas mit einer Teuerung zwischen 7 und 10 Prozent, übertragen auf den Strom wäre das für einen Durchschnittshaushalt ein Plus von etwa 80 Euro im Jahr. Das klingt verkraftbar, aber in Zusammenhang mit der langen Reihe von Teuerungen wird es viele doch hart treffen. Irgendwann ist hier tatsächlich das Ende der Fahnenstange erreicht.