Lesen Sie hier, was es mit den verschwundenen Goldreserven auf sich hat und was China und Russland damit zu tun haben könnten.<BR /><BR />Gold gilt seit jeher als sichere Wertanlage. Da verwundert es nicht, dass Zentralbanken in der aktuellen Krise ihre Goldreserven aufstocken. 2022 ist dabei ein Rekordjahr, wie aus dem Bericht des World Gold Council (WGC) hervorgeht.<BR /><BR /> Allein im dritten Quartal kamen knapp 400 Tonnen an Goldreserven dazu. Auf das ganze bisherige Jahr verteilt haben die Banken ihre Goldreserven um 673 Tonnen aufgestockt. Ein Rekord seit dem Jahr 1967 als der Dollar noch in Gold konvertierbar war.<BR /><BR />Diese Zahlen allein sind schon eindrucksvoll. Aber eine weitere Zahl lässt doch mehr aufhören: Laut des Berichts fehlt im dritten Quartal 2022 von über 300 Tonnen Gold jede Spur. Lediglich über den Verkauf von rund 90 Tonnen Goldbarren (vor allem in die Türkei, Usbekistan Indien und Katar) sind belegt. Über den Rest herrscht Unklarheit und niemand weiß, wohin das Gold verschwunden ist.<h3> Suche nach Phantomkäufern</h3>Führt man sich die Menge des Goldes vor Augen, von dem jede Spur fehlt, wird schnell klar, dass es sich nicht um einen statistischen Fehler handeln kann. Ein regelrechter Berg von Gold ist in Kassen von Ländern verschwunden, die anschließend keine Veränderung bei ihren Reserven gemeldet haben.<BR /><BR />Wie die italienische Wirtschaftszeitung „IlSole24Ore“ schreibt, komme es zwar vor, dass diese Veränderungen in einigen Fällen mit Verspätung gemeldet werden. Es könne aber auch sein, dass so eine Nachmeldung nie erfolge. Eine häufig angewandte Taktik vor allem dann, wenn Krieg oder Sanktionen im Spiel sind.<BR /><BR />Laut der Wirtschaftszeitung gebe es derzeit einen Hauptverdächtigen für die Phantomkäufe: Russland. Aber auch für Indien und China lägen starke Indizien vor. Vor allem China hatte in der Vergangenheit nicht durch Transparenz aufhorchen lassen und nur sporadisch Informationen über seine Goldreserven und den Goldmarkt im Allgemeinen öffentlich gemacht.<h3> Bereits 2020 besaß Russland ein Fünftel aller Goldreserven</h3>Die russische Zentralbank hatte bereits wenige tage nach dem Einmarsch der russischen Armee in die Ukraine angedeutet, ihre Goldreserven aufstocken zu wollen, nachdem sie im April 2020 ihre Goldkäufe eingestellt hatte. Damals hatte sie ihre Goldreserven innerhalb von 5 Jahren auf 2300 Tonnen verdoppelt, was einem Fünftel der weltweiten Gesamtreserven entspricht.<BR /><BR />Seitdem liegen aus Moskau keine genauen Informationen über den Ankauf von Goldreserven vor. Es sei laut „IlSole24Ore“ davon auszugehen, dass diese stattgefunden hätten, erleichtert durch den Kauf bei lokalen Produzenten, die nun weitestgehend von den internationalen Märkten abgeschnitten sind.<h3> Stille Anhäufung in China</h3>In China lässt sich bereits seit einigen Monaten ein Boom bei den Goldexporten aus der Schweiz beobachten. Diese Ankäufe haben ein solches Ausmaß, dass Analysten von einer stillen Anhäufung von Goldreserven ausgehen.<BR /><BR />Aus Zollstatistiken der Schweiz lässt sich entnehmen, dass Peking allein im Juli 80,1 Tonnen an Goldbarren aus der Schweiz importiert hat. So viel wie seit 6 Jahren nicht mehr. Auch in den Folgemonaten war die Importmenge mit 37,8 bzw. 44 Tonnen doppelt so hoch wie noch im Jahr 2021.<BR /><BR />Rechnet man die Menge zusammen, kommt man auf knapp 162 Tonnen Gold, die China im drittel Quartal 2022 allein aus der Schweiz importiert haben. Dazu kommt, dass China selbst der größte Goldproduzent der Welt ist. 2021 Wurden im Reich der Mitte 370 Tonnen des Edelmetalls gefördert.<h3> Welches Ziel liegt dem Goldkauf zu Grunde?</h3><BR />Welches Ziel verfolgt China mit der Aufstockung seiner Goldreserven? Experten gehen davon aus, dass es Peking um eine „Entdollarisierung“ geht. Das wirtschaftliche Verhältnis zwischen China und den USA ist durch andauernde Handelsstreitigkeiten geprägt.<BR /><BR />Darüber hinaus dürften relativ niedrige Preise den Kaufanreiz in Sachen Gold erhöht haben. Der Dollar hat nun 7 Monate in Folge an Wert verloren. Dieses Szenario ist seit 50 Jahren nicht mehr eingetreten. Eine Unze Gold kostete im März noch über 2000 Dollar. Heute liegt der Preis bei rund 1650 Dollar.<BR /><BR />Schuld daran ist die restriktive Geldpolitik, die die Zinssätze in die Höhe treibt. <a href="https://www.stol.it/artikel/wirtschaft/fed-hebt-us-leitzins-auf-375-bis-40-prozent-an" target="_blank" class="external-link-new-window" title=""> Auch auf die jüngste Fed-Sitzung am Mittwoch </a>reagierte der Goldpreis und beendete einen volatilen Tag bei 1640 Dollar, was einem Rückgang von etwa einem halben Prozentpunkt entspricht.