Phytopathogene Pilze sind Schadpilze, die bei Pflanzen Krankheiten auslösen können. Es gibt verschiedenste Klassifikationen, aber eine grundsätzliche und einfache Unterscheidung ist jene anhand des Pathogen-Wirt-Verhältnis. <BR /><BR />Nekrotrophe Pilze sind sogenannte „Killer“, die ihren Wirt töten, weil sie tote organische Substanz benötigen. Dazu zählt etwa der Pilz „Botrytis cinerea“, auch Grauschimmelfäule genannt. Biotrophe Pilze hingegen sind keine Killerpilze: Sie halten ihren Wirt am Leben, weil sie lebendes Gewebe brauchen. Im Vergleich zu den Nekrotrophen sind diese im Labor schwieriger zu handhaben, weil lebende Pflanzen benötigt werden. Ein Beispiel für biotrophe Pilze ist etwa der echte Mehltau (Erysiphe necator). <BR /><BR />Die Arbeitsgruppe Phytopathologie am Versuchszentrum Leimburg unter der Leitung von Sabine Öttl befasst sich mit der Biologie der phytopathogenen Pilze. Neben Laboruntersuchungen werden auch Tests zur Sensitivität von Wirkstoffen gegen die Pilze sowie Glashausversuche zur Resistenzentwicklung der Wirkstoffe gemacht. <BR /><BR />Erst seit Kurzem im Südtiroler Obstbau auftretende Pilze sind etwa Entomosporium sp., Monilinia fructicola, Monilinia polystroma, Ramularia sp. (Klecksartige Lentizellenflecken), Venturia asperata, Colletotrichum spp. oder Epiphyten (Rußtau-Komplex). <BR /><BR />Die Gattung Colletotrichum spp. beinhaltet gegenwärtig fast 200 verschiedene Arten, die zahlreiche Kulturpflanzen infizieren können. Deshalb wurde die Gattung von Experten auch unter die Top 10 der gefährlichsten Pflanzenpathogene gewählt: Sie sind sehr weit verbreitet und können wirtschaftliche Schäden von 50 bis 90 Prozent auslösen. Auch Glomerella Leaf Spot wird durch Colletotrichum-Arten verursacht. <BR /><BR /><b>Bitterfäule und GLS</b><BR /><BR />Beim Apfel spielen vor allem die Bitterfäule („bitter rot“) und das Schadbild GLS („Glomerella leaf spot“) eine Rolle. <BR /><BR />Die Bitterfäule wurde erstmals im September 2020 im Etschtal nachgewiesen, durch das Auftreten nekrotischer Blattflecken (violett-rötlich, nekrotisch unregelmäßige Läsionen) sowie Symptomen an der Frucht (rötlich braune Fruchtflecken, sowie Läsionen). <BR /><BR />„Glomerella leaf spot“ begrenzt sich derzeit noch auf wenige Länder in Asien, Amerika und Europa, in Italien wurde die Art 2019 in der Emilia Romagna nachgewiesen, 2020 auch in Südtirol. Zu den Wachstums- und Infektionsbedingungen ist noch wenig bekannt. Man vermutet, dass warme Temperaturen von 23 bis 28 Grad Celsius sowie sehr hohe Feuchtigkeit für eine Infektion fördernd sind. <BR /><BR />Um den Erreger zu identifizieren, wurde er im Labor der Laimburg isoliert und anschließend morphologisch sowie molekularbiologisch bestimmt. Auch wurde ein Pathogenitätstest an symptomatischen Früchten durchgeführt. Heuer werden diese Untersuchungen fortgeführt sowie auch Versuche zur Sortenanfälligkeit. <BR /><BR /><b>Ramularia sp.</b><BR /><BR />Ramularia sp. oder auch die klecksartige Lentizellenfäulnis ist erkennbar an rotbraunen bis schwarzen Klecksen rund um die Lentizellen des Apfels, oft sind es auch gezahnte, irregulär geformte Flecken. Weiters können leicht eingesunkene Läsionen sowie eine trockene, oberflächliche Fäulnis auftreten. Erste Berichte von Ramularia sp. auf Äpfeln aus Italien gab es 2011 im Piemont, 2012 fanden erste Untersuchungen im Labor an der Laimburg statt. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="912928_image" /></div> <BR /><BR />Zuletzt stieg die Anzahl der Meldungen der Krankheit in Südtirol an, wobei es oft auch zu Verwechslungen mit andern Schadpilzen gekommen ist. <BR /><BR />Außergewöhnlich ist, dass keine Symptome im Feld oder bei der Einlagerung der Äpfel erkennbar sind. Zurzeit führt die Arbeitsgruppe Phytopathologie weitere Untersuchungen mit dem Ziel durch, die Biologie und Physiologie des Erregers aufzuklären sowie eine Übersichtskarte zum Auftreten von Ramularia in Südtirol zu erstellen. Weiters erfolgt ein Fungizidscreening im Labor als Vorbereitung für mögliche Erste-Hilfe-Maßnahmen in betroffenen Anlagen. <BR /><BR /><b>Marssonina coronaria</b><BR /><BR />Der Pilzerreger Marssonina coronaria wurde erstmals 2011 nachgewiesen, anfangs vermehrt in biologisch bewirtschafteten Anlagen, ab 2017 auch in integrierten. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="912931_image" /></div> <BR /><BR />Symptome sind die Beschädigung des Photosyntheseapparates an den Blättern, was zu einer allgemeinen Schwächung des Baumes führen kann. Da die Anfälligkeit sortenabhängig und die Situation im Allgemeinen stabil ist, sind derzeit keine größeren Forschungsprojekte dazu geplant. <BR /><BR /><b>Venturia asperata</b><BR /><BR />Venturia asperata trat im Südtiroler Obstbau erstmals im Jahr 2020 mit unklaren Symptomen im Feld auf. Anschließend wurde der Erreger isoliert und molekularbiologisch untersucht. Die Symptome auf den Früchten sind jenen, die durch herkömmlichen Schorf verursacht werden, durchwegs ähnlich. Allerdings sind die Fruchtflecken weniger markant und nicht so intensiv gefärbt. Deshalb ist es möglich, dass die Art bereits seit einiger Zeit in Südtirol präsent ist, aber entweder nicht in Erscheinung getreten ist oder die Symptome schlicht einer herkömmlichen Schorfinfektion zugeordnet wurden. <BR /><BR /><?Bereich TagName="Bild"_> <BR /><BR />Das Vorkommen des herkömmlichen Schorfpilzes wird durch die Pflanzung Vf-resistenter Sorten reduziert und ermöglicht eine Zunahme der Population von Ventura asperata. Durch die Reduktion von Fungizidbehandlungen kann die Ausbreitung dieses neu auftretenden Pilzes erleichtert werden. Auf jeden Fall steht der „neue“ Schadpilz in keinem Zusammenhang mit dem Durchbruch der Schorfresistenz.<BR /><BR /><b>Monilinia sp.</b><BR /><BR />Weitere Untersuchungen im Labor sind notwendig, um Sortenanfälligkeit, Virulenz und die Wirksamkeit von fungiziden Substanzen abzuklären. Monilinia sp. befällt vor allem Steinobst, weniger Kernobst. Dabei kommt es zu Fruchtfäule oder Spitzendürre (der Triebspitzen). Die Gattung monilinia umfasst mehrere Vertreter, die schwierig zu unterscheiden sind, auch Mischinfektionen am Baum sind möglich. <BR /><BR />Besonders Monilinia fructicola gilt als invasiv, noch nicht weit verbreitet, als besonders virulent und anpassungsfähig. Derzeit führt die Arbeitsgruppe ein Monitoring an Steinobstarten in Ertrags- und Hausgärten mit anschließenden molekularbiologischen <BR /> Bestimmungen durch. Dabei konnte auch der Schadpilz Monilinia polystroma erstmals in Italien nachgewiesen werden.<BR /><BR /><b>Rußtau-Komplex</b><BR /><BR /> Zu den epiphytischen Pilzen zählt der Rußtau-Komplex. Dies sind Pilze, die auf der Oberfläche von lebenden Pflanzen wachsen, aber nicht in das Gewebe eindringen. Sie sind also keine direkten Schaderreger für die Pflanze, sondern anspruchslose Pilze, die sich mit fortschreitender Zuckerbildung und den organischen Säuren in den Früchten sprunghaft vermehren können – auch, weil sie keine Abwehrreaktion der Pflanze auslösen. Sie können zudem als natürliche Gegenspieler anderer krankheitserregender Pilze fungieren. <BR /><BR /><?Bereich TagName="Bild"_> <BR />Der Rußtau-Komplex äußert sich als dunkle, schwarz-graue oder grünliche Flecken auf der Fruchtschale und kann einfach weggewischt werden. Dennoch kann der Apfel ob des „kosmetischen“ Schadens nicht mehr als Tafelware vermarktet werden.<BR /><BR /> Bei diesem Komplex sind bis zu 100 Pilzarten beteiligt, wobei deren Identifizierung und Erforschung sehr aufwendig ist. Niederschlag, relative Luftfeuchtigkeit sowie die Blattnässedauer spielen für das Auftreten eine entscheidende Rolle, ebenso spät reifende Sorten, eine Behandlung mit Blattdüngern, die Oberfläche der Frucht, Fruchtmumien in der Anlage und ein Befall mit Läusen. Hier sollen agronomische Maßnahmen (Sortenwahl, lockerer Baumaufbau, Unterwuchs), Hygienemaßnahmen, Abdeckungen und der Einsatz von Fungiziden Abhilfe schaffen.