Das Schwimmbad in Andrian öffnet wochentags um zehn Uhr, doch Pächter Stefan Pattis ist bereits ab sechs Uhr vor Ort. „Ich habe täglich meine gewissen Aufgaben zu machen: die Wassertechnik kontrollieren, die Putzroboter rausholen, Laub von der Liegewiese sammeln, in der Bar nachsehen, ob alles in Ordnung ist, und Sachen nachbestellen.“ All das erledigt er, bevor er pünktlich um zehn die Türen aufsperrt und sich hinter die Kassa setzt. „Ich bin hier sozusagen der Tuttofare.“<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1185960_image" /></div> <BR /><BR />Im Lido Neumarkt, das nach dem Chemieunfall im Vorjahr wieder offen hat, nimmt diese Rolle seit über 20 Jahren Manfred Zanotti ein. Als technischer Leiter der Sportarena Unterland kennt er jede Fliese und jede Schraube. „Das hat seine Vor-, aber auch Nachteile, denn so rufen sie immer mich, wenn etwas kaputt ist“, lacht Zanotti. Auch er bestätigt: „Vor der Öffnung und nach der Schließung sind wir so drei bis vier Stunden mit Arbeiten beschäftigt.“ Hinzu kommen Instandhaltungs- und Reparaturarbeiten, die oft Zeit fressen.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1185963_image" /></div> <h3> Schwierige Mitarbeitersuche</h3>Obwohl in den Freibädern jede Menge Arbeit anfällt, ist es oft schwierig, Mitarbeiter zu finden. In Andrian besteht das Team aus vier Kräften in der Bar, einem Koch und zwei Bademeistern. „Man reißt sich wirklich die Haxen aus, um Leute zu finden. Meistens kommt die Absage, weil die Saison einfach zu kurz ist“, erklärt Pattis. Zudem ist es schwierig, Mitarbeiter in die nächste Saison mitzunehmen. „Eigentlich müssen wir immer wieder neu suchen.“<h3> Von Chemie über Strom: Hohe Kosten</h3>In den vergangenen Jahren sind die Eintrittspreise in den Schwimmbädern gestiegen. In der heurigen Saison liegt der Eintritt für Erwachsene zwischen fünf und zehn Euro, zeigt ein Vergleich der Verbraucherzentrale Südtirol (VZS). <BR /><BR />Auch in Andrian hat man die Preise anheben müssen. „Wir haben steigende Kosten, auch die Pacht hat sich der Inflation angepasst“, erklärt Pattis. „Der Stromverbrauch ist ebenfalls ein großer Faktor. Wir kommen hier in drei Monaten auf rund 60.000 Kilowattstunden“. Zum Vergleich: Ein Haushalt mit drei Personen verbraucht rund 300 kWh pro Monat. Hinzu kommen hohe Wasserspesen und nicht zuletzt das Gas, mit welchem die Becken zu Saisonbeginn aufgeheizt werden.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1185966_image" /></div> <BR /><BR />Im Lido Neumarkt sind die Personalkosten der größte Ausgabeposten. „Wir beschäftigen zwei Teilzeit-Fixangestellte, weil wir auch die Würtharena führen, sowie Saisonkräfte. Da kommen Kosten von gut 150.000 Euro zusammen“, so Zanotti. Weitere Kosten entstehen durch die Chemikalien für die Wasseraufbereitung, die zwischen 30.000 und 35.000 Euro liegen. „Dazu kommen Reinigungskosten von rund 7.000 bis 8.000 Euro sowie mehrere Tausend Euro für Verbrauchsmaterialien wie Toilettenpapier und Putzmittel“, so Zanotti. Die ordentliche Instandhaltung übernimmt meist der Pächter – mit weiteren 20.000 bis 25.000 Euro pro Jahr.<h3> So viele Lidos – „nicht selbstverständlich“</h3>Dass Südtirol so viele Freibäder hat, ist nicht selbstverständlich, sagt Zanotti. „In Deutschland schließen reihenweise Schwimmbäder in mittelgroßen Städten, während in Südtirol fast jedes Dorf einen Lido hat. Das ist vor allem der öffentlichen Hand zu verdanken.“ Andernfalls würde der Badespaß in manch einer Gemeinde längst geschlossen haben.<BR /><BR />Zum Schluss stellt sich die Frage: Bleibt am Ende der Saison was übrig? „Das hängt stark vom Wetter ab“, sagt Stefan Pattis. „Und es erfordert jede Menge Eigeninitiative. Wer bereit ist, 90 Tage lang bis zu 15 Stunden täglich durchzuarbeiten, kann einen lukrativen Sommer erleben.“