Der Vorschlag, die Betreuungszeit im Kindergarten in Südtirol auf 11 Monate zu verlängern, hat in den vergangenen Wochen hohe Wellen geschlagen. Dabei sind 2 Dinge klar geworden: Der Wunsch nach mehr ist groß – die Möglichkeiten dazu sind klein.<BR /><BR />Vor allem aus der Wirtschaft gibt es laute Stimmen, die sich für mehr Betreuung stark machen: Dadurch werde die Vereinbarkeit von Familie und Beruf gefördert und viele so dringend benötigte Arbeitskräfte könnten wieder auf den Arbeitsmarkt zurückströmen. Die Gewerkschaften und Kindergärtnerinnen lassen diese Träume platzen, indem sie immer wieder mahnend vorbringen, dass bereits jetzt zu wenig pädagogisches Fachpersonal im Kindergarten arbeite und schon das aktuelle Betreuungsangebot kaum zu stemmen sei. An ein Mehr an Betreuung sei gar nicht zu denken.<BR /><BR /><embed id="dtext86-58443280_quote" /><BR /><BR />In Zukunft dürfte sich an diesem Umstand nicht viel ändern: Aktuell arbeiten rund 2500 Kindergärtnerinnen in Südtirol. Fast die Hälfte von ihnen geht bis zum Jahr 2030 in Rente – und es kommen kaum neue Fachkräfte nach.<BR /><BR />Diese hitzige Debatte hat uns die Symptome eines Problems vor Augen geführt, das wir aktuell erst in einem frühen Stadium zu spüren bekommen. Es rauscht aber mit voller Wucht direkt auf uns zu.<BR /><BR />In Südtirol werden die Arbeitskräfte knapp - nicht langsam aber sicher, sondern schnell und sicher. Aktuell fehlen im Land rund 6000 Mitarbeiter in den verschiedensten Branchen. In 10 Jahren werden es rund 30.000 sein. Darauf hat der Direktor des Arbeitsmarktservice, Stefan Luther, bereits im Dezember im Interview mit STOL hingewiesen. Dabei handelt es sich keineswegs um einen pessimistischen Blick in die Zukunft, sondern um ein Szenario, das man bereits seit Jahren genauso vorhersagen kann. Echte Lösungsansätze gibt es bisher trotzdem noch keine.<BR /><BR /><embed id="dtext86-58443281_quote" /><BR /><BR />Schlechte Prognosen machen zwar Angst, werden aber wohl auch deshalb gerne verdrängt. Wer verändert schon gerne heute etwas, um negative Folgen in 10 Jahren abzuwenden? Die Klimakrise zeigt uns jetzt schon, dass diese Handlungsträgheit fatal sein kann. <BR /><BR />Ähnlich wie bei der Klimakrise gibt es auch für die komplexe Thematik des Arbeitskräftemangels keine einfache Lösung. Hier ist die Politik gefordert, nun umgehend nach Lösungsansätzen zu suchen, um die Situation in Zukunft nicht völlig aus dem Ruder laufen zu lassen. Aber wie so oft kann nicht die Politik alleine für gesellschaftliche Herausforderungen Sorge tragen: Auch die Wirtschaft und die Gesellschaft als ganze sind gefordert. Vielleicht indem wir uns langsam aber sicher daran gewöhnen, dass in Zukunft nicht mehr alles möglich sein wird, weil wir dafür schlicht zu wenige sein werden.<BR />