Die Ratingagentur Moody's senkte am späten Montagabend den Ausblick für Deutschland und die beiden Nachbarn von stabil auf negativ. Dies kann der erste Schritt auf dem Weg zu einer Abstufung der Kreditwürdigkeit sein.Eine schlechtere Note kann zu steigenden Zinsen bei der Schuldenaufnahme führen. Denn Investoren müssen von einer höheren Wahrscheinlichkeit ausgehen, dass sie ihr Geld nicht wiedersehen.Bisher besitzen alle drei Länder die Bestnote von „Aaa“. Das deutsche Wirtschaftsministerium kritisierte die Entscheidung und verwies auf die stabilen Konjunkturaussichten. An der Börse ging es zunächst weiter bergab, allerdings weniger stark als in den vergangenen Tagen.Als Grund für die Überprüfung der drei Ratings nannte Moody's die steigende Unsicherheit über den Ausgang der Schuldenkrise. Es sei immer wahrscheinlicher, dass Griechenland die Eurozone verlassen müsse, schrieben die Experten. Selbst wenn dies nicht passiere, sei davon auszugehen, dass Länder wie Spanien und Italien weitere Hilfen bräuchten. Vermutlich müssten dann die Staaten mit einer sehr guten Bonität die neuen Hilfen schultern.Deutschland und die anderen wirtschaftlich starken Länder der Eurozone haben den schwächeren Partnern bereits unter die Arme gegriffen. Die Hilfen könnten sich nun als Bumerang erweisen, weil sie die Haushalte zu belasten drohen und den finanziellen Spielraum für die Regierungen einschränken.Im Falle Deutschland verwies Moody's auch auf die „Verwundbarkeit des Bankensystems“. Die deutschen Kreditinstitute seien stark in den Problemstaaten engagiert und könnten Rückschläge angesichts ihrer mauen Gewinne nur schlecht abfedern. In der vergangenen Finanzkrise hatte der Staat die Hypo Real Estate (HRE) auffangen müssen und war bei der Commerzbank eingestiegen.„Die Aussichten für das Wirtschaftswachstum in Deutschland sind solide“, betonte das Finanzministerium in einer ersten Reaktion. Deutschland erwarte ab 2014 einen ausgeglichenen Staatshaushalt. Die Kapitalisierung des Bankensektors habe sich deutlich verbessert. „Auch an den internationalen Finanzmärkten ist das Vertrauen in Deutschland hoch; dies spiegelt sich in den niedrigen Refinanzierungskosten deutscher Anleihen wider“, betonte das Ministerium. Moody's habe vor allem die kurzfristigen Risiken in den Vordergrund gestellt, „während längerfristige Stabilisierungsaussichten unerwähnt bleiben“, kritisierte das Ministerium noch in der Nacht. Die genannten Risiken in der Eurozone seien auch nicht neu.Am Dienstag reagierte Bundeskanzlerin Angela Merkel mit demonstrativer Gelassenheit auf die Moody's-Warnung. „Die Bundesregierung nimmt das zur Kenntnis. Die Einschätzung betrifft ein Land, von dem man sich Hilfe erhofft“, sagte der stellvertretende Regierungssprecher Georg Streiter am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur. „Die Bundeskanzlerin hat mehrfach betont, dass die Kraft Deutschlands nicht unbegrenzt ist.“ Bei Deutschland und den anderen Ländern dürfte ein Verlust des Spitzenratings in erster Linie einen erheblichen Imageschaden bedeuten. Moody's ist neben Standard & Poor's und Fitch nur eine der großen Ratingagenturen. Investoren reagieren in der Regel erst, wenn zwei der drei großen Ratingagenturen ihre Bewertung zurückgenommen haben – und selbst dann müssen die Refinanzierungskosten nicht zwingend steigen.Moody's hatte bereits im Februar den Ausblick für Österreich und Frankreich auf negativ gesetzt. Noch haben beide Länder aber ihr „Aaa“. Das finnische Spitzenrating sieht Moody's nach der Mitteilung vom Montag weiterhin ungefährdet.apa/dpa