Er sei beeindruckt von der bescheidenen Art, wie der neue italienische Ministerpräsident Mario Draghi, Dinge angehe, sagt Stefan Pan. Auch gebe es einen Grund, optimistisch in die Zukunft zu schauen.<BR /><BR /><BR /><i>Von Arnold Sorg</i><BR /><BR /><BR /><b>Herr Pan, wie sehen Sie die Regierung Mario Draghi?</b><BR />Stefan Pan: Mario Draghi hat ein wichtiges Zeichen gesetzt, indem er noch vor der Annahme des Regierungsauftrages durch Staatspräsident Sergio Mattarella die Sozialpartner zum Gespräch eingeladen hat. Wir waren beeindruckt von der bescheidenen Art und Weise von Drahgi, die Dinge anzugehen. In diesem Gespräch nannte er 3 prioritäre Ziele: schnelles Impfen, Schule und die Ankurbelung der Wirtschaft, eingebettet in eine europäische Vision. Diesen 3 Punkten kann man voll und ganz zustimmen. Die Herausforderung besteht auch darin, die erheblichen Geldmittel, die Italien aus dem „Recovery Fund“ und den anderen europäischen Fonds erhält, insgesamt an die 400 Milliarden Euro, effizient zu nutzen, um Italien wieder auf Vordermann zu bringen und aus der tiefen Krise zu holen. Draghi hat diesbezüglich die Formulierung des „buon debito“ geprägt...<BR /><BR /><BR /><b>Also der guten Schulden...</b><BR />Pan: Genau. Gute Schulden sind jene, die helfen, besser zu werden, wettbewerbsfähiger zu werden und durch Wettbewerbsfähigkeit Sozialleistungen zu erbringen. <BR /><BR /><b>Sie sind also sehr zuversichtlich, was die Regierung Draghi anbelangt?</b><BR />Pan: Es war bezeichnend, dass Maurizio Landini von der Gewerkschaft CGIL gesagt, hat, dass man sich vorbereiten muss, wenn man zu Mario Draghi geht. Das ist etwas, was wir wieder dringend benötigen: sich vorzubereiten und sich mit Fakten zu beschäftigen. Dies ist die beste Voraussetzung für eine gute Politik. Draghi hat in einer Rede einmal 3 Dinge genannt, die es brauche, um einer Führungsrolle gerecht zu werden: Wissen, Bescheidenheit und Mut. Gerade in einer Zeit wie der aktuellen, in der die Gesellschaft vor einer Zerreißprobe steht, sind diese 3 Eigenschaften enorm wichtig. <BR /><BR /><b>Mario Draghi hat eine Reform des Steuersystems und des Justizsystems angekündigt. Er hat aber wenig Zeit für sein ambitioniertes Programm. Schon in eineinhalb Jahren endet diese Legislaturperiode. Glauben Sie trotzdem, dass er seine Pläne in die Tat umsetzen kann?</b><BR />Pan: Es gibt großen Grund zur Hoffnung, da die Regierung Draghi, anders als andere Regierungen, über Geldmittel verfügt, die die Vorgänger-Regierungen nicht zur Verfügung hatten. Wenn die Mittel aus dem „Recovery Fund“ und die restlichen Geldmittel aus dem EU-Haushalt unter Vorlage eines vernünftigen Plans eingesetzt werden, dann kann man optimistisch sein, dass Italien wieder wettbewerbsfähig wird. Gleichzeitig müssen die angesprochenen Reformen angegangen werden, um Italien zu modernisieren und die sozialen Unterschiede zu verringern.