Im Interview spricht Plakolm zudem über Initiativen für die Jugend, die unter Corona mitunter am meisten gelitten hat.<BR /><BR /><b>Frau Staatssekretärin, Sie besuchen morgen die WorldSkills, die heuer in 15 Ländern stattfinden, in Bozen. Warum haben Sie Bozen gewählt und nicht einen anderen Austragungsort?</b><BR />Claudia Plakolm: Unsere Teilnehmer bei den WorldSkills sind Aushängeschilder für das Erfolgsmodell. Deshalb ist es mir wichtig, unseren Lehrlingen auch vor Ort die Daumen zu drücken. Südtirol, als so eng verbundene Region, eignet sich dafür natürlich besonders gut. <BR /><BR /><b>Was kann Österreich in Sachen Lehre von Südtirol lernen? Normalerweise blicken wir nach Österreich, wenn es um die duale Ausbildung geht…</b><BR />Plakolm: Genau das ist auch einer der Gründe für meinen Aufenthalt in Südtirol. Ich tausche mich im Zuge meines Besuches auch gemeinsam mit Landesrat Philipp Achammer mit Südtiroler Lehrlingen aus. Man kann immer voneinander lernen, darauf hoffe ich auch in Südtirol.<BR /><BR /><b>Handwerk hat goldenen Boden, heißt es. Und trotzdem gibt es noch viele, die ihre Kinder lieber in einem Gymnasium oder einer Fachoberschule sehen. Hat die Lehre immer noch ein Image-Problem?</b><BR />Plakolm: Zumindest für Österreich gesprochen, glaube ich schon, dass wir weiterhin am Image der Lehre arbeiten müssen. Die Lehre ist schon lange nicht mehr die berufliche Einbahnstraße, sondern eine Karriereautobahn, mit der später alle Wege offenstehen. Der Lehrling von heute ist die Fach- und Führungskraft von morgen und der Arbeitgeber von übermorgen. Das muss auch in den Köpfen ankommen.<BR /><BR /><b>...gerade heute, in Zeiten des Fachkräftemangels. Dieser schlägt sich auch auf die Ausbildung nieder: Es fehlen die Fachlehrer. Muss aber der Zugang zur Ausbildung beschränkt werden, wird es künftig noch weniger Fachkräfte geben. Haben Sie bzw. hat Österreich eine Lösung für dieses Problem?</b><BR />Plakolm: Die Zahlen entwickeln sich für die Lehre in Österreich derzeit positiv. Das angewandte System, dass auch Praktikerinnen und Praktiker aus den Unternehmen die jungen Menschen unterrichten und damit ihre Expertise weitergeben, leistet dabei einen guten Dienst. <BR /><BR /><b>Sie sind als Staatssekretärin für die Jugendagenden zuständig. Die Jugend ist eine der Bevölkerungsgruppen, die unter Corona am meisten gelitten haben. Kann das Verlorene dieser Jahre wieder aufgeholt bzw. wiedergutgemacht werden? </b><BR />Plakolm: Keiner kann den jungen Menschen die Zeit zurückgeben, die sie während Corona nicht nutzen konnten. Aus meiner Sicht können wir nur an die Jungen appellieren, die verpassten Meilensteine, wie das Feiern der Lehrabschlussprüfung oder den Auslandsaufenthalt, jetzt nachzuholen. Andererseits ist es mir ein besonderes Anliegen, einen starken Fokus auf das Ehrenamt zu legen und junge Menschen dafür zu begeistern. Denn das Ehrenamt ist nicht nur die sinnvollste und schönste Freizeitbeschäftigung, sondern auch ein starkes Netz, das gerade während Krisen wie Corona, junge Menschen auffängt.<BR /><BR /><b>Corona, Krieg in der Ukraine, massive Teuerungen, Klimakrise – keine rosigen Aussichten für die Jugend. Verstehen Sie als junge Politikerin, dass sich Frust und Gegenwehr breitmacht? Was kann/muss die Politik hier tun?</b><BR />Plakolm: Ich glaube, dass hier 2 Dinge ganz wichtig sind: Das eine ist, dort zu helfen, wo diese vielen Belastungen akut zu Problemen führen. Wir haben in Österreich zu Beginn dieses Jahres das Projekt „Gesund aus der Krise“ geschaffen, wo wir betroffenen Jugendlichen in Form eines One-Stopp-Shop Hilfe zur Verfügung stellen, von der Vermittlung des Therapieplatzes bis zur Abrechnung. Dieses Projekt haben wir fürs kommende Jahr um 50 Prozent auf 20 Mio. Euro aufgestockt. Das zweite ist: Wir müssen von einer Generation Krise zu einer Generation Zuversicht kommen. Viele junge Menschen packen jetzt schon an, trotz aller Krisen, die Welt besser zu machen. Wir müssen sie ermutigen und unterstützen.<BR /><BR /><b>Sie waren 2017 die jüngste Abgeordnete zum Nationalrat und sind derzeit wohl eine der jüngsten Staatssekretärinnen. Wie schwierig ist es, sich als junge Frau in der doch noch sehr von Männern und älteren Jahrgängen dominierten Politik Gehör zu verschaffen?</b><BR />Plakolm: Ich scheue mich nicht vor inhaltlicher Diskussion und hatte bisher nicht das Gefühl, dass mein Alter oder die Tatsache, dass ich eine Frau bin, mich einschränken. Viel wichtiger sind der richtige Zeitpunkt, die richtigen Themen und der notwendige Fleiß, diese mit Verbündeten voranzutreiben.