Sie erwirtschafteten 41 Prozent des Gesamtumsatzes der italienischen Weinwirtschaft im Jahr 2024 und waren für fast die Hälfte der Exporte verantwortlich: Die Rede ist von den „glorreichen 27“ – jenen Weinbetrieben, die im vergangenen Geschäftsjahr jeweils einen Umsatz von über 100 Millionen Euro erzielen konnten. Gemeinsam generierten sie mehr als sechs Milliarden Euro. Davon entfielen rund 3,8 Milliarden Euro auf das Auslandsgeschäft. Zusammengetragen hat die Zahlen die Tageszeitung „Corriere Della Sera“. <BR /><BR />An der Spitze des Rankings liegt die Genossenschaft Cantine Riunite & Civ aus Reggio Emilia. Sie verkaufte im vergangenen Jahr Weine – vor allem Prosecco unter dem Markennamen Maschio – im Wert von 676,6 Millionen Euro (siehe Grafik). Auf Platz zwei folgt Argea, die größte private Weinholding Italiens, mit einem Umsatz von 464,2 Millionen Euro.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1163202_image" /></div> <BR /><BR />Den dritten Platz belegt Italian Wine Brands (IWB) mit einem Jahresumsatz von 401,9 Millionen Euro. Unter der Leitung von Alessandro Mutinelli feiert das Unternehmen zehn Jahre Börsennotierung – mit Ergebnissen, die über dem Branchendurchschnitt liegen.<BR /><BR />Knapp dahinter rangiert Caviro auf Platz vier mit 385,2 Millionen Euro Umsatz. Die traditionsreiche toskanische Gruppe Marchesi Antinori belegt Platz fünf mit einem Volumen von 262,5 Millionen Euro und ist zugleich der größte reine Produzent Italiens. Zum Vergleich: Marchesi Antinori bewirtschaftet 3350 Hektar – mehr als die Hälfte der gesamten Südtiroler Anbaufläche.<h3> Der „stille Riese“ aus Auer</h3>In den Top 10 findet sich zudem auf Platz acht die neu firmierte Herita Marzotto Wine Estates (früher Gruppo Santa Margherita), das Weingeschäft der Brüder Marzotto. Dazu gehört seit 1986 der bekannte Kalterer Sektproduzent Kettmeir, der zu den Pionieren der Schaumweinproduktion nach der klassischen Methode (Méthode Champenoise) in Südtirol zählt.<BR /><BR />Der zweite Vertreter aus Südtirol in der Liste ist Schenk Italia – der mit Abstand größte Akteur im Ranking mit Hauptsitz in Südtirol. Das Unternehmen schafft es mit einem Umsatz von 134,3 Millionen Euro und jährlich knapp 60 Millionen verkauften Flaschen auf Platz 22 italienweit.<BR /><BR />Erstaunlich ist, dass Schenk in Südtirol trotz dieser beeindruckenden Zahlen vergleichsweise wenig bekannt ist. Selbst Weinliebhaber tun sich mitunter schwer, den Namen zuzuordnen – was damit zusammenhängt, dass Schenk nicht als Markenname im Weinregal auftaucht.<h3> Wer ist also dieser „hidden Champion“?</h3>Die Schenk-Gruppe, 1893 im schweizerischen Rolle gegründet, zählt heute zu den Schwergewichten des europäischen Weinmarkts. Mit über 3500 Hektar eigenen Rebflächen in der Schweiz, Frankreich, Spanien und Italien sowie rund 600 Mitarbeitenden weltweit – davon 105 in Italien und 80 am Hauptsitz in Auer – ist das traditionsreiche Familienunternehmen auch über 130 Jahre nach seiner Gründung vollständig in Familienbesitz.<BR /><BR />Schenk Italia wurde 1952 in Reggio Emilia gegründet und siedelte 1960 nach Auer um. Der Standort wurde bewusst gewählt: „Aufgrund der geografischen Nähe und der gemeinsamen Sprache war Südtirol ideal, um die damals wichtigsten Absatzmärkte Schweiz und Deutschland effizient zu bedienen“, wie Schenk Italia gegenüber diesem Medium betont.<BR /><BR />Was als Großhandel mit Offenwein begann, wandelte sich in den 1980er-Jahren zum qualitätsorientierten Produzenten mit eigenem Markenportfolio. Heute produziert Schenk Italia in Südtirol, Venetien, Piemont, Toskana, Sizilien und Apulien – mit zehn firmeneigenen Önologen und modernster Technik. In Auer werden auf zwei Abfüllanlagen täglich bis zu 300.000 Flaschen produziert.<h3> Der Bestseller ist ein Primitivo</h3>Schenk verkauft seine Weine in über 30 Länder. Der unangefochtene Bestseller ist nach eigenen Angaben der „Masso Antico Primitivo Salento IGT“, ein kraftvoller Süditaliener aus leicht angetrockneten Trauben.<BR /><BR />Auch die Weingüter und Marken Bacio della Luna (Prosecco DOCG) und Lunadoro (Vino Nobile di Montepulciano – Toskana) tragen zum internationalen Renommee von Schenk Italia bei. Seit einigen Jahren stellt das Unternehmen auch entalkoholisierte Weine her. Geschäftsführer Daniele Simoni sieht in diesem Bereich noch erhebliches Wachstumspotenzial – aktuell liegt der Anteil an den Verkäufen bei vergleichsweise überschaubaren zwei bis drei Prozent.<h3> Kleinstrukturierte Realität in Südtirol</h3>Repräsentativ für Südtirol ist Schenk also nicht, vielmehr ein Exot, der in industriellem Maßstab herstellt und abfüllt. Ein weiterer Vergleich verdeutlicht das: Die Kellerei Kaltern etwa als größte hiesige Winzergenossenschaft produziert jährlich zwischen 3,5 und vier Millionen Flaschen – weniger als ein Zehntel der Produktion von Schenk Italia. Der Umsatz der Kalterer belief sich zuletzt auf 24 Millionen Euro. <h3> Der Blick ins Trentino</h3>Und wie sieht es im benachbarten Trentino aus? Bekanntlich verfügt die Nachbarprovinz vor allem im Genossenschaftsbereich über sehr große Realitäten, angeführt von Cavit und Mezzacorona, die beide 2024 mehr als 100 Millionen Euro Umsatz erzielten. Wobei es klar ist, dass ein hoher Umsatz nicht zwangsläufig mit hoher Rentabilität gleichzusetzen ist.<BR /><BR />Unter den nicht-genossenschaftlich organisierten Akteuren sticht – wenig überraschend – die Gruppe Lunelli mit Sitz in Trient hervor, bekannt vor allem für seine Schaumweine Ferrari Trento DOC – Jahresumsatz knapp 140 Millionen Euro.