Die Aufgabe ist gewaltig: Der oder die neue Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bahn muss nicht nur das chronische Pünktlichkeitsproblem lösen, sondern auch die Sanierung des maroden Schienennetzes und den Konzern mit seinen über 300.000 Beschäftigten wieder auf wirtschaftlich solide Beine stellen. Deutschlands Verkehrsminister Patrick Schnieder (CDU) hat sich selbst eine Frist gesetzt: Spätestens bis 22. September soll die Personalentscheidung fallen und die neue Bahnstrategie vorgestellt werden.<h3> Wer ist Evelyn Palla?</h3>Palla gilt als „interne Lösung“, die durchaus gute Karten hat. Nach Stationen bei Siemens, Infineon und E.ON wechselte sie 2011 zur ÖBB, wo sie zur Vorstandsdirektorin im Personenverkehr aufstieg. 2019 zog es sie zur Deutschen Bahn nach Berlin: zunächst als Finanzchefin im Fernverkehr, seit 2022 verantwortet sie als Vorständin den Regionalverkehr. Dort gelang ihr, was sonst kaum einer Sparte gelungen ist – die Rückkehr in die schwarzen Zahlen. <BR /><BR />Von anderen Vorstandsmitgliedern unterscheidet sie zudem eine außergewöhnliche Qualifikation: Als einziges Mitglied des DB-Vorstands besitzt sie einen Triebfahrzeugführerschein, den sie 2024 erwarb, um das Leben ihrer Mitarbeiter besser nachvollziehen zu können.<BR /><BR />Dass sie über das nötige Rüstzeug für den höchsten Job bei der DB verfügt, ist unbestritten. Allerdings gilt Palla als politisch wenig vernetzt – ein möglicher Nachteil im staatseigenen Konzern, in dem das Verkehrsministerium den entscheidenden Ton angibt. Nach Informationen des „Handelsblatts“ hat Palla bislang auch noch keine offizielle Bewerbung eingereicht. Ein Verzicht auf den Posten lässt sich daraus allerdings nicht ableiten – in hochpolitischen Personalfragen ist es nicht ungewöhnlich, dass mögliche Kandidaten ihr Interesse zunächst zurückhalten.<h3> Wer sonst noch infrage käme</h3>Neben Evelyn Palla kursieren weitere Namen für die Nachfolge von Richard Lutz. Als interne Kandidatin gilt auch Sigrid Nikutta, derzeit Vorstand für den Güterverkehr und Chefin von DB Cargo, die zuvor die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) erfolgreich geführt hatte. Externe Optionen sind Michael Peter, Chef von Siemens Mobility, oder René Obermann, der frühere Vorstandsvorsitzende der Deutschen Telekom. Überraschend ins Gespräch gebracht hat der Fahrgastverband Pro Bahn zudem Anna-Theresa Korbutt, Geschäftsführerin des Hamburger Verkehrsverbunds.<h3> Könnte erste Frau an der Spitze werden</h3>In Südtirol jedenfalls ist der Name Palla längst ein Begriff. Evelyn Palla, Tochter des langjährigen Direktors des Raiffeisenverbandes Südtirol Konrad Palla, wuchs in Bozen auf, studierte Wirtschaft in Wien und Köln und brachte es über internationale Stationen bis in die Konzernzentrale der größten Bahngesellschaft Europas. Nun könnte sie – sollte sich die Politik für sie entscheiden – als erste Frau überhaupt an die Spitze der Deutschen Bahn rücken. Damit hätte erstmals eine Frau die Chance, den traditionsreichen, aber krisengeplagten Staatskonzern zu führen.<BR /><BR /> <a href="mailto:redaktion@stol.it" target="_blank" class="external-link-new-window" title="">Haben Sie einen Fehler entdeckt? Geben Sie uns bitte Bescheid. </a>