„Heuer ist es ganz schlimm“, sagt Luise Kritzinger, Chefin der Personalvermittlungsfirma „Agentur Luise“ in Meran. Allein für Meran und Umgebung sucht sie 200 Leute im Service, in der Küche, für den Zimmerservice sowie für Rezeptionen und Verwaltung in den Hotels. Blickt Luise Kritzinger sogar aufs ganze Land, dann hat allein sie in ihrer Agentur 751 freie Stellen in der Gastronomie und in der Hotellerie.<BR /><BR />Zunächst zu den nackten Zahlen für Meran und Umgebung. Für ihre Kunden sucht Luise Kritzinger allein im Service 84 Leute – Saalkellner, Chef de Rang bis hin zur Servierhilfe. Weiters sind 70 Stellen in den Küchen noch ohne Koch und zwar vom Kochlehrling bis zum Chefkoch. 27 freie Stellen hat die Agenturchefin beim Zimmerservice zu bieten. „Dabei meint eh jeder, diese Arbeit machen zu können“, sagt Kritzinger. Und weitere 19 Fachkräfte sucht sie für die Betriebsdirektionen und die Verwaltung.<BR /><BR /><embed id="dtext86-54742818_quote" /><BR /><BR />„Ich kenne Betriebe, die einige Zimmer nicht belegen, weil ihnen schlicht und ergreifend das Personal fehlt“, sagt die Agentur-Chefin.<BR />Und wo sieht sie den Grund für den enormen Personalmangel? „Manche sind während der Covid-Jahre umgestiegen – in Fabriken oder ins Lebensmittelgewerbe und diese Leute fehlen“, erklärt Agenturchefin Kritzinger. <BR /><BR />Bei den Gesprächen mit interessierten Arbeitnehmern stelle sie auch fest, dass sie zunehmend am Samstag und Sonntag nicht arbeiten wollen, „weil sie wegen der Familie nicht zurückstecken wollen“ und drittens kämen seit rund 5 Jahren weniger Arbeitnehmer aus Osteuropa. „Auch dort haben sich die Arbeits- und Lohnbedingungen gebessert und das macht sich bemerkbar, indem viel weniger zu uns kommen als früher“, sagt Luise Kritzinger. <BR /><BR /><embed id="dtext86-54746764_quote" /><BR /><BR />Andrej Avi, Leiter der regionalen Job-Plattform „südtirolerjobs.it“ mit Sitz in Innsbruck, hätte für die Zone Meran und Umgebung 406 Stellen in der Gastronomie zu vergeben. „191 Stellen im Service, 94 in der Küche, 57 in Hotelverwaltung und Rezeption, je 40 im Bereich Housekeeping sowie Beauty & Wellness, weitere 15 in der Instandhaltung und schließlich noch 5 Stellen für Sport & Animation. Den Spitzenreiter bildet damit die Suche nach Servicekräften, insbesondere die Position Chef de Rang, und was die Küche betrifft den Chef de Partie“, sagt Andrej Avi.<BR /><BR /> Was die Gründe für den Personalmangel anlangt, führt er ähnliche Gründe wie Kritzinger ins Feld. „Seit Ausbruch der Pandemie haben wir eine regelrechte Unsicherheit seitens der Bewerber erlebt, den Bewerbungsprozess abzuschließen: Das fängt mit der Sichtung der Stellenangebote und die abschließende Absendung der Bewerbungsunterlagen an und zieht sich mit dem sogenannten Ghosting nach erster Kontaktaufnahme fort. Vor allem die Abwanderung von Gastrofachkräften in andere Branchen ist ein erhebliches Problem“, sagt Andrej Avi.<BR /><BR />Avi wähnt einen Strukturwechsel am Arbeitsmarkt. „Der Arbeitsmarkt, der zunächst ein Arbeitgebermarkt war, hat sich in einen Arbeitnehmermarkt verwandelt. Die zunehmende Präsenz der Generation Z impliziert mehr und mehr eine Veränderung der Anforderungen: Neben angemessenen Lohnvorstellungen spielen z.B. auch die Frage nach der ,Work-Life-Balance„ eine wesentliche Rolle“, betont Avi.<BR />