Fast zeitgleich mit der Eröffnung des ersten Megawatt-Chargers der Alpitronic entlang der Brennerautobahn hat das Bozner Speditionsunternehmen Fercam seinen ersten eActros 600 von Mercedes-Benz in Empfang genommen – also einen Elektro-Lkw. Dieser innovative elektrische Langstrecken-Lkw markiert einen bedeutenden Schritt in Richtung nachhaltiger und emissionsfreier Logistik auf der wichtigsten Nord-Süd-Verbindung Europas.<BR /><BR />Bei Fercam begann die Elektrifizierung im Fernverkehr vor zwei Jahren mit dem eActros 300, der wegen der beschränkten Reichweite nur für kurze Strecken eingesetzt wird. <BR /><BR /><BR /><BR />Wir haben mit dem CEO von Fercam, Hannes Baumgartner, über die ersten Erfahrungen mit dem neuen E-Lkw gesprochen, über Kinderkrankheiten und über unerwartete Probleme. <h3> „Die Route muss genau gewählt werden“</h3><b>Herr Baumgartner, wie lautet die erste Bilanz mit dem neuen E-Lkw?</b><BR />Hannes Baumgartner: Es ist natürlich eine Umstellung. Man muss sich vorstellen, dass die Batterie des Lkw eine Reichweite von rund 600 Kilometer hat. Der Fahrer muss also immer im Hinterkopf haben, dass er nicht zu lange fahren kann, ohne aufzuladen. <BR /><BR /><b>Im Vergleich zu einem Diesel-Lkw: Er muss einfach öfter „tanken“…</b><BR />Baumgartner: So ist es. Nur, im Gegensatz zu herkömmlichen Tankstellen, sind E-Aufladestationen bei Weitem nicht so verbreitet. Daher muss die Route genau gewählt werden bzw. der Fahrer muss sich schon vorher bewusst sein, dass er auf seiner Route stets eine Aufladestation im Blick haben muss. Das ist aber noch nicht das Einzige, das eine Herausforderung ist. <h3> Die Ladestation kann an Kapazität verlieren</h3><b>Nämlich?</b><BR />Baumgartner: Wenn an einer Aufladestation alle Ladesäulen gleichzeitig benutzt werden, dann hat eine Ladestation nicht mehr die Kapazität von 350 kW, sondern bei Weitem weniger. Das bedeutet, dass der Fahrer in diesem Fall öfter aufladen muss bzw. weniger Kilometer bis zum nächsten Ladevorgang fahren kann. <h3> „Es wird sicher eine wichtige Sparte werden, aber nicht die einzige“</h3><b>Aber trotzdem sind E-Lkw die Zukunft im Speditionsbereich?</b><BR />Baumgartner: Das will ich nicht sagen. Es wird sicher eine wichtige Sparte werden, aber nicht die einzige, davon gehe ich aus. <BR /><BR /><b>Bisher ist das der erste E-Lkw dieser Marke. Werden Sie weiter ankaufen, trotz aller Kinderkrankheiten und Herausforderungen?</b><BR />Baumgartner: Ja, wir werden sicherlich weitere ankaufen, auch wenn man sagen muss, dass derzeit die Anschaffungskosten im Vergleich zu Verbrenner-Lkw noch deutlich höher sind. Aber ich denke, dass sich in Zukunft diesbezüglich etwas ändern wird und muss.