Wie der hds-Präsident die Wirtschaftsgesinnung wahrnimmt und welche Herausforderungen in Zukunft von Politik, Gesellschaft und Wirtschaft angegangen werden müssen, darüber spricht er im Interview.<BR /><BR /><b>Die Wirtschaft generiert bekanntlich Wohlstand. Schafft man, das Niveau auch in Zukunft zu halten?</b><BR />Philipp Moser: Wenn wir den Wohlstand und die Lebensqualität halten wollen, dann müssen wir es schaffen, die Wirtschaft der Gesellschaft wieder positiver zu vermitteln.<BR /><BR /><embed id="dtext86-66285226_quote" /><BR /><BR /><b>Sie sehen die negative Wirtschaftsgesinnung als ein Risiko?</b><BR />Moser: Ja, aber es ist kein neues Risiko. Früher war die Industrie in der öffentlichen Kritik gewesen, in den vergangenen Jahren war es die Landwirtschaft und mittlerweile ist es der Tourismus, der als Buhmann in Südtirol gilt. Es ist aber eine Illusion, einen Sektor abwerten und beschränken zu wollen, weil man sagt: „Das ist mir jetzt zu viel.“ Wir alle leben von der Wirtschaft. Das ist etwas, was grundsätzlich in unser Denken hineinmuss und vor allem in der Politik mitgetragen werden muss, und zwar von allen Parteien.<BR /><BR /><b>Aber ein „Weiter wie bisher“ kann auch keine Lösung sein?</b><BR />Moser: Das stimmt. Alle Bereiche der Wirtschaft sind in einer ständigen Veränderung, mit welcher wir uns befassen. Aber die Wirtschaft oder einen Sektor davon als Feindbild zu sehen, ist nicht der richtige Weg. Wir haben gemeinsame Herausforderungen, die wir gemeinsam lösen müssen.<BR /><BR /><b>Die da wären?</b><BR />Moser: Zum Beispiel der leistbare Wohnraum, der für Einheimische und Wirtschaft gleichermaßen wichtig ist. Wenn wir Mitarbeiter bei uns in Südtirol finden wollen, müssen wir die Möglichkeit geben, auch hier zu wohnen. Und dahingehend stehen in Südtirol gerade alle Türen und Fenster offen, damit Südtiroler wegziehen, weil sie es sich nicht leisten können, hier zu wohnen. Und auch Leute von auswärts herholen ist mit der jetzigen Wohnsituation schwer möglich.<BR /><BR /><embed id="dtext86-66285227_quote" /><BR /><BR /><b>Mit einem höheren Lohn könnte man sich auch mehr Wohnraum leisten, heißt es oft von den Gewerkschaften…</b><BR />Moser: Das ist etwas, was mich sehr stört, wenn es heißt, Unternehmen müssten mehr zahlen, damit sich die Leute Wohnungen leisten können. So funktioniert das nicht. Wenn man mehr zahlt, dann geht auch der Preis nach oben. Wir haben zwar die Verantwortung, dass wir das Lohngefüge anpassen, und wir sind auch derzeit in den Verhandlungen zum Landeszusatzvertrag auf einem guten Punkt. Aber das Problem des leistbaren Wohnens muss vor allem die Politik lösen.<BR /><BR /><b>Und an welchen Hebeln sollte die Politik da ansetzen?</b><BR />Moser: Ein Hebel könnte der Leerstand sein. Wenn wir heute wissen, dass knapp 30.000 Wohnungen in Südtirol da sind und leer stehen, dann muss das Ziel sein, dass wir diese auf den Markt kriegen. Hier könnte zum Beispiel das WOBI ein Mittel zum Zweck sein.<BR /><BR /><b>„Lust auf Zukunft“ heißt das Motto des hds-Abends für die Wirtschaft. Was muss der stationäre Handel tun, um in Zukunft mit der Online-Konkurrenz mithalten zu können?</b><BR />Moser: Es gibt 2 Ebenen. Eine Ebene ist das, was die Unternehmen machen müssen. Mehr digitalisieren, mehr automatisieren, verbesserte Prozesse einführen. Die andere Ebene ist das, was Südtirol als Rahmenbedingung schafft. Und hier ist die Politik auf allen Ebenen gefragt, um günstige Bedingungen zu schaffen. Das hat man in der Vergangenheit auch gut gemacht. Zum Beispiel, dass der Einzelhandel in den Ortszentren gefördert wird und nicht in Gewerbegebieten oder die Förderungen für Nahversorger. Aber es gilt auch zukünftig, die Anstrengungen in Richtung lebendiger und attraktiver Dörfer und Städte zu verstärken.