„Fast jedes fünfte Einzelhandelsunternehmen in Südtirol rechnet heuer mit einem unbefriedigenden Betriebsergebnis. Damit erreicht der Anteil der Betriebe mit pessimistischen Erwartungen – abgesehen vom Corona-Jahr 2020 – den höchsten Stand der letzten zehn Jahre“, erläutert Luciano Partacini vom Wifo.<BR /><BR />Hauptursache sei der Rückgang der touristischen Nachfrage: „Sowohl italienische als auch ausländische Gäste kaufen weniger ein, was spürbare Umsatzverluste nach sich zieht. Hinzu kommt eine allgemeine Verschlechterung der Rahmenbedingungen, die viele Händler belasten“, sagt er. <BR /><BR />Besonders stark betroffen sind Möbel- und Haushaltswarengeschäfte sowie der Wanderhandel, wo ein erheblicher Teil der Unternehmen pessimistisch in die Zukunft blickt. Ein positiveres Bild zeichnen hingegen Apotheken und Drogerien, die von stabiler Nachfrage profitieren. Auch der Bereich Handel und Reparatur von Fahrzeugen kämpft laut Partacini mit schwierigen Bedingungen. „Trotz erneut gestiegener Verkaufspreise wird ein Rückgang der Umsätze erwartet. Steigende Betriebskosten und die sinkende Zahlungsmoral der Kunden verschärfen die Situation zusätzlich.“ Dennoch geben die meisten Betriebe an, mit ihrer Ertragslage zumindest zufrieden zu sein.<BR /><BR />„Im Einzelhandel zeigt sich insgesamt eine Kombination aus konjunkturellen Faktoren wie der Abkühlung in Deutschland und geopolitischen Unsicherheiten sowie strukturellen Herausforderungen durch die Online-Konkurrenz. Diese wirken sich je nach Handelsbranche unterschiedlich stark aus.“ <BR /><BR />Im Großhandel sei die Stimmung insgesamt freundlicher. Fast neun von zehn Unternehmen bewerten ihre Ertragslage positiv, gestützt durch leicht steigende Umsätze und höhere Verkaufspreise. Allerdings sind die Unterschiede zwischen den einzelnen Branchen deutlich: Während Maschinengroßhandel, Einrichtung sowie Lebensmittel, Bekleidung und Baustoffe gute Ergebnisse erwarten, berichten Händler von Haushaltsgeräten und Elektronik häufiger von unbefriedigender Rentabilität. <BR /><BR />Handelskammer-Präsident Michl Ebner betont, kleinere Einzelhändler müssten gestärkt werden, um sich gegen große Ketten und Online-Händler behaupten zu können; sie seien wichtig für die Lebensqualität im ländlichen Raum, und die Digitalisierung eröffne ihnen neue Chancen. In dieselbe Kerbe schlägt Philipp Moser, Präsident des Wirtschaftsverbandes hds: „Stationäre Geschäfte sind unverzichtbar für lebendige Ortskerne und brauchen gezielte Unterstützung.“<BR /><BR />Elena Messina Bonaldi, Präsidentin von Confesercenti Südtirol, erklärt: „Deutschsprachige Gäste sind normalerweise sehr gute Kunden unserer Geschäfte. Bei Touristen aus neuen Märkten zeigt sich jedoch ein anderes Kaufverhalten – sie interessieren sich weniger für Bekleidung und Schuhe, sondern eher für andere Waren.“