Montag, 22. Mai 2023

Emilia-Romagna: „Die Ernte ist auf null“ – Teure Erdbeeren aus Holland

Marillen, Pflaumen, Kirschen, Kiwis, Erdbeeren: Die Emilia-Romagna ist einer der größten Obst- und Gemüseproduzenten in Italien. Das Hochwasser hat riesige Anlagen zerstört. „Unsere Zulieferer in Ferrara haben enorme Ausfälle“, sagt Giuseppe Pareti, der beim Obst- und Gemüsehandel Fruma in Bozen für den Einkauf zuständig ist. „Die Ernte ist auf null. Sie haben keine Ware. Wer Ware hat, erhöht die Preise.“

Die Felder bei Lugo in der Emilia-Romagna sind überflutet – hier wächst so schnell nichts mehr. - Foto: © APA/afp / ANDREAS SOLARO

Von:
Katrin Niedermair
In einem normalen Jahr hätte Giuseppe Pareti in diesen Tagen Erdbeeren aus Ferrara eingekauft. Conferasta, die dort Obst und Gemüse im großen Stil versteigert, ist einer der größten derartigen Betriebe in Italien. „Nun ist die Ernte auf null. Wir mussten diese Woche Erdbeeren aus Holland einkaufen, was wir sonst um diese Zeit nie gemacht haben – auf dem italienischen Markt bekommt man keine“, sagt Giuseppe Pareti von Fruma in Bozen. „Den Zulieferern aus Verona geht das Produkt aus, Ferrara hat nichts.“ Einkäufer wie Pareti ziehen lokale Erzeugnisse internationalen vor – doch heuer geht das nicht.

Weite Teile der Emilia-Romagna sind überflutet. Wo nicht schlammiges Wasser Felder verwüstet hat, hat der Regen den Erdbeeren zugesetzt. „Erdbeeren sind sehr empfindlich für Fäulnis“, erklärt Pareti. Für die Bauern ist das ein herber Schlag. STOL hat berichtet.

Der Bauernverband Coldiretti schätzt, dass in der Region 50.000 Arbeitsplätze in der Landwirtschaft gefährdet sein dürften. Dazu kommen Schäden an Anlagen, Gebäuden und Maschinen, nicht zu reden von den verwüsteten Feldern.

Ein Bauer bei Faenza stapft durch die aufgeweichte Erde seiner Anlage. - Foto: © APA/afp / ANDREAS SOLARO



Auch die Marillenernte hätte dieser Tage in der Region anlaufen sollen. „Etwas an spanischer Ware ist noch am Markt erhältlich. Normalerweise hätten die Spanier jetzt ihre Preise senken müssen, weil in Italien die Ernte losgeht“, sagt Pareti. Doch: „Die Spanier wissen, dass es jetzt in Italien wenig Ware gibt.“ Die heurige Ernte in der Emilia-Romagna dürfte ausfallen. „Vielleicht bleiben 20 Prozent der Menge.“

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Große Ernteausfälle – Ein riesiges Problem für die Region

50 Prozent des Obsts, das Fruma Ende Mai handelt, sollte eigentlich aus der Emilia Romagna kommen. „Heuer sind es aber nur 10 Prozent“, erklärt Pareti.

Wasser überall: Dabei sollte jetzt in der Region die Ernte starten. - Foto: © APA/afp / ANDREAS SOLARO



Nicht nur Erdbeeren und Marillen, auch Pfirsiche sind der Flut zum Opfer gefallen. 60 Prozent weniger werden es heuer sein, schätzt der erfahrene Einkäufer. Auch die Kirschenernte hätte dieser Tage beginnen sollen. „Die Kirschbäume stehen zwar eher am Hügel, aber auch dort gibt es Probleme mit der Fäulnis. Und wenn überall Wasser steht, ist die Ernte schwierig“, sagt Pareti. Kirschen aus Apulien decken derzeit den Bedarf. „Ferrara verliert jedenfalls die erste Erntewoche.“

Das alles schlägt sich natürlich auch auf den Preis nieder, den der Kunde an der Kasse für sein Obst hinblättern muss: 30 Prozent mehr sind es, schätzt Pareti. Die Preise werden heuer hoch bleiben: „Wenn mit Schulende die Strandsaison richtig Fahrt aufnimmt, steigt auch der Bedarf an Obst. Dann wird es nochmal richtig teuer.“


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