Allein zwei Mrd. Euro schrieb E.ON auf Aktivitäten in Spanien und Italien ab, woraufhin am Dienstag die Aktie zeitweise deutlich nachgab. Auch in weiteren Ländern hat sich E.ON offenbar verkalkuliert. Zugleich wagt Vorstandschef Johannes Teyssen mit seinem Offert für den portugiesischen Versorger EDP ein neues Abenteuer im Ausland. Chancen für Wachstum sieht er vor allem in der Ferne.Der einst vor Kraft nur so strotzende Energieriese hatte in diesem Jahr schon viele schlechte Nachrichten zu verkraften.Nun kam eine weitere Hiobsbotschaft hinzu: Drei Mrd. Euro müsse E.ON auf Geschäfte in Süd- und Osteuropa sowie in den Benelux-Staaten abschreiben, teilte der Versorger nach einer Sitzung des Aufsichtsrats mit. Seine Prognose dampfte der Konzern ein, die Dividendenzusage behielt er bei. In Spanien und Italien seien die Abschreibungen unter anderem notwendig, weil der Konzern die langfristige Strompreisentwicklung nun pessimistischer einschätze. In Ungarn und der Slowakischen Republik lägen die Margen der Kraftwerke unter den Erwartungen, während sich in den Benelux-Staaten der Betrieb alter Kraftwerke nicht mehr lohne.E.ON hatte im Oktober 2010 Wertberichtigungen von 2,6 Mrd. Euro auf Geschäfte in Südeuropa bekanntgegeben. Die Märkte hätten sich im Zuge der Wirtschafts- und Finanzkrise schlechter entwickelt als erwartet, hieß es damals.Der Konzern zahlt damit die Zeche für die Einkaufspolitik von Teyssens Vorgänger Wulf Bernotat. Der hatte nach der Niederlage im Bieterkampf um den spanischen Versorger Endesa rund zehn Mrd. Euro für Kraftwerke und andere Aktivitäten in Spanien, Italien, Frankreich, Polen und der Türkei hingeblättert. Inzwischen ist E.ON selbst Europa nicht mehr genug: In Russland und den USA ist der Versorger schon länger vertreten. Neue Märkte außerhalb Europas sollen 2015 oder später ein Viertel zum bereinigten Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) beitragen. Teyssen hat dafür unter anderem Brasilien ins Visier genommen, wobei ihm der dort stark vertretene portugiesische Versorger EDP helfen könnte. E.ON hat nach Angaben mehrerer mit der Angelegenheit vertrauter Personen ein bindendes Angebot für den zum Verkauf stehenden Staatsanteil von 21,35 Prozent an EDP vorgelegt, trifft aber auf harte Konkurrenz. Eine Entscheidung wird noch in diesem Jahr erwartet.E.ON treibt parallel den Abbau von weltweit bis zu 11.000 der knapp 80.000 Jobs voran, davon 6.000 in Deutschland. Neben den Stellenstreichungen setzt Teyssen auch auf die Veräußerung von Unternehmensteilen. Er will bis Ende 2013 durch Beteiligungsverkäufe 15 Mrd. Euro einnehmen – er will damit auch den durch die früheren Zukäufe aufgetürmten Schuldenberg von 35 Mrd. Euro abbauen. apa/reuters