Mit Stoßlüften allein, gelingt es häufig nicht, die Virenlast in Räumen zu senken. Die Empfehlung der Deutschen Physikalischen Gesellschaft lautet daher, technische Luftreiniger einzusetzen. Die Brixner Firma Durst baut ein solches System. CEO Christoph Gamper will es nun auch in Südtirols Schulen installieren. <BR /><BR /><BR /><i>Von Rainer Hilpold</i><BR /><BR /><BR /><b>Die Firma Durst hat im Oktober des vergangenen Jahres ihr Luftdesinfektionssystem auf UV-C-Basis vorgestellt. Wo wird die Technologie aktuell eingesetzt?</b><BR />Christoph Gamper: Wir haben inzwischen mehrere hundert Geräte weltweit installiert. Die Nachfrage war zu Beginn sehr hoch, ist dann im November etwas abgeflacht, weil man davon ausging, dass es schon im ersten Quartal gelingen könnte, die Risikogruppen durchzuimpfen. Als klar war, dass das wohl eng werden könnte, stieg die Nachfrage wieder. Jetzt hat sie sich auf einem hohen Niveau stabilisiert, auch weil sich immer mehr die Überzeugung durchsetzt, dass es im Kampf gegen dieses Virus wohl mehr als eine Lösung brauchen wird. Schon allein deshalb, weil es sich ständig verändert und immer neue Mutationen auftauchen.<BR /><BR /><BR /><BR /><b>Ist das Durst-System auch in Südtirol im Praxiseinsatz?</b><BR />Gamper: Ja, und zwar in verschiedenen Bereichen – in Bars, Weinhandlungen, Logistikunternehmen, Restaurants, Arztpraxen, Privatkliniken. <BR /><BR /><BR /><BR /><b>Wie waren bislang die Rückmeldungen?</b><BR />Gamper: Wir hören von unseren Südtiroler Kunden nicht viel, was prinzipiell immer ein gutes Zeichen ist. Der CEO von König & Bauer, einem der größten Druckmaschinenhersteller der Welt, erzählte mir kürzlich, dass er sich mit einigen Geschäftspartnern mehrere Stunden im selben Raum aufhielt, um intensive Verhandlungen zu führen. Später stellte sich heraus, dass einer dieser Sitzungsteilnehmer positiv war und trotzdem hat sich keiner der anderen angesteckt. Im Raum war unser System installiert. Was wir aus eigenen Erfahrungen an den Durst-Standorten in Brixen und anderswo sowie beim Schwesterunternehmen Alupress sagen können, ist, dass wir keinerlei Probleme mit Ansteckungen hatten. Ich will damit nicht sagen, dass Systeme wie unseres das Allheilmittel im Kampf gegen das Virus sind. Sie können jedoch eine wichtige Hilfe sein, um die Situation besser in den Griff zu bekommen, eine technische Lösung als Ergänzung zu allen bestehenden Hygiene- und Sicherheitsmaßnahmen. <BR /><BR /><BR /><embed id="dtext86-47832596_quote" /><BR /><BR /><BR /><BR /><b>Der Laborversuch mit den entsprechenden Bedingungen ist das eine, der Alltagseinsatz eine andere Sache. Um wie viel kann die Virenlast tatsächlich reduziert werden?</b><BR />Gamper: Die Luft wird innerhalb von 12 Minuten komplett ausgetauscht und die Virenlast im Raum deutlich abgesenkt. Um wie vieel genau, das hängt von vielen Faktoren ab: der Geometrie des Raumes, der Temperatur usw. Fakt ist jedoch, das System ist wirksam und es entfaltet seine Stärken vor allem in geschlossenen Räumen, in denen sich Menschen über einen längeren Zeitraum hinweg aufhalten. Wir nutzen UV-C-Strahlung, die wir aber verkapseln, damit sie für Menschen unschädlich gemacht wird. Das Gerät kann also laufen, unabhängig davon, ob jemand im Raum ist oder nicht. <BR /><BR /><BR /><BR /><b>Bislang setzt die Politik kaum auf technische Lösungen im Kampf gegen die Pandemie. Der Versuch, eine App in der Kontaktverfolgung einzusetzen, scheiterte kläglich. Haben Sie dennoch Hoffnung, dass Sie eines Tages einen Anruf von der Politik erhalten?</b><BR />Gamper: Es gibt bereits erste Kontakte, vor allem geht es dabei um den Einsatz unserer Lösung in den Schulen. Die Deutsche Physikalische Gesellschaft empfiehlt dezidiert technische Lösungen gerade für Bildungseinrichtungen, in denen es mit einem einfachen Stoßlüften nicht getan ist. <BR /><BR /><BR /><BR /><b>Wie konkret sind diese Kontakte, gibt es bereits Pläne für den Einsatz in Südtirols Schulen?</b><BR />Gamper: Nein. Wir können als Unternehmen der Politik nur ein Angebot machen. Was dann daraus wird, liegt nicht in unseren Händen. Allerdings wären wir als Gesellschaft insgesamt schon gut beraten, wenn wir uns um neue Bekämpfungsstrategien bemühen würden. Was ist, wenn diese 3 Lockdown-Wochen vorüber sind? Wie will man verhindern, dass es wenig später erneut zu einem Lockdown kommt oder er über ein erträgliches Maß hinaus verlängert werden muss?<BR /><BR /><BR /><BR /><b>Was würde es denn kosten, das Durst-System in einer Klasse zu installieren?</b><BR />Gamper: Speziell für die Schulen bieten wir das System zu den Selbstkosten an. Zudem sind wir gerne bereit, Gerätpatenschaften zu übernehmen. Das heißt, wir würden einzelne Geräte auf unsere Kosten in Klassen installieren, um so wichtige Erkenntnisse aus der Praxis zu bekommen. <BR /><BR /><BR /><BR /><b>Wie viele Geräte wollen Sie in den nächsten Monaten verkaufen?</b><BR />Gamper: Wenn wir 2500 im ersten Quartal installieren können, wären wir schon zufrieden. Unsere Mitarbeiter in Brixen sind mit großem Enthusiasmus dabei und glauben an das Projekt. <BR /><BR /><BR /><BR /><b>Könnten Sie die Technologie auch nach dem Corona-Notstand irgendwie nutzen?</b><BR />Gamper: Wir haben uns neue Kompetenzen angeeignet, vor allem im Bereich der schützenden UV-Technologien und der photochemischen Prozesse. Es ist wahrscheinlich, dass wir dieses Know-how weiter nutzen werden, allerdings können wir heute noch nicht sagen, in welcher Form.