Mit deutlichen Worten signalisiert die EU in Richtung Athen, dass sie mit der Geduld am Ende ist.Europas größter Schuldensünder Griechenland kommt massiv unter Druck. Die EU-Partner verlangen, dass Athen noch mehr Tempo beim Sparen macht – und sein Tafelsilber verkauft.„Die Privatisierung in Griechenland ist in Verzug, das muss sich ändern“, sagte die französische Wirtschaftsministerin Christine Lagarde am späten Montagabend nach Beratungen mit ihren Euro-Kollegen in Brüssel.Nach monatelangen Spekulationen über eine nahende Umschuldung wird nun auch erstmals offiziell über eine mögliche Umstrukturierung des gigantischen griechischen Schuldenberges gesprochen. Der Vorsitzende der Euro-Finanzminister, Luxemburgs Jean-Claude Juncker, sagte, eine „sanfte“ Umschuldung des Landes werde nicht mehr ausgeschlossen. Dazu können laut Diplomaten Laufzeitverlängerungen für Kredite oder die Ermäßigung von Zinsen gehören. Eine Umschuldung im größeren Stil, bei der auch private Gläubiger auf ihre Forderungen verzichten müssen, sei nicht debattiert worden, sagte Juncker.Der luxemburgische Premier hält auch ein neues Hilfspaket für möglich. Zu Beträgen äußerte er sich nicht; in der Debatte sind 30 bis 60 Milliarden Euro. Konkrete Beschlüsse fielen nicht – die Juni-Sitzung der obersten Kassenhüter dürfte mehr Klarheit bringen. Griechenland hat seit Mai 2010 bereits die Zusage für ein Hilfspaket von 110 Milliarden Euro. Das Land war damals das erste, das im Kampf gegen eine Staatspleite internationale Finanzhilfe in Anspruch nehmen musste.Im Club der mächtigen Minister werden inzwischen radikale Maßnahmen zu Griechenland debattiert. So fordern einige Ressortchefs die Einschaltung einer unabhängigen Agentur bei den Privatisierungen. Auch soll ein Gesetz in Athen verabschiedet werden, um die private Kapitalflucht zu unterbinden. Juncker und EU-Währungskommissar Olli Rehn richteten einen dramatischen Appell an Athen, den Ernst der Lage zu erkennen. „Wir brauchen eine parteienübergreifende Vereinbarung, wie in Portugal“, sagte Juncker. Athen kommt nach neuesten Zahlen im laufenden Jahr auf ein Defizit von 9,5 Prozent der Wirtschaftsleistung, das im kommenden Jahr nur geringfügig sinken soll.dpa