Mit allen Mitteln wollen die EU-Staats- und Regierungschefs der 17 Euroländer eine Ausbreitung der gefährlichen Schuldenkrise auf große Länder wie Italien oder Spanien verhindern. Krisentreffen am FreitagWegen der zugespitzten Lage auf den Finanzmärkten sei ein Krisentreffen an diesem Freitag (15.7.) geplant, berichteten Diplomaten am Dienstag in Brüssel.Der Sprecher von EU-Gipfelchef Herman Van Rompuy sagte der Nachrichtenagentur dpa: „Es ist nicht ausgeschlossen, aber noch nicht entschieden.“ Der Belgier Van Rompuy bereitet Gipfeltreffen vor und führt diese auch.Die Finanzmärkte nehmen derweil das hoch verschuldete EU-Gründungsmitglied Italien unter Beschuss. Die Risikoaufschläge für langfristige Staatsanleihen steigen. Auch Spanien, das immer noch unter den Folgen einer geplatzten Immobilienblase leidet, gilt als Wackelkandidat. Die Euro-Währung verliert gegenüber dem US-Dollar an Wert – am Dienstag rutschte der Euro unter die Marke von 1,40 Dollar.Krise eingrenzen um Ansteckung zu verhindernEU-Währungskommissar Olli Rehn sagte beim Finanzministertreffen in Brüssel: „Wir sind uns natürlich bewusst, dass wir uns in einer ernsten Phase der Schuldenkrise befinden.“ Diese Krise müsse eingegrenzt werden, um eine Ansteckung anderer Länder zu verhindern. Der Wirtschaftsaufschwung im gemeinsamen Währungsgebiet könnte beeinträchtigt werden. Bisher erwarten die Euroländer im laufenden Jahr im Schnitt ein Wachstum von 1,6 Prozent.Zuletzt waren die 17 Staats- und Regierungschefs der Eurozone am 11. März zu einem Sondertreffen zusammengekommen. Sie beschlossen damals Maßnahmen zur Absicherung der Euro-Währung. In den vergangenen Monaten hatte sich Van Rompuy mit Krisentreffen der „Chefs“ zurückgehalten. Aus den Reihen der Mitgliedstaaten gab es Kritik, wonach diese Art von Treffen die Verunsicherung der Finanzmärkte nicht beseitigt, sondern gelegentlich sogar noch verstärkt hätten.Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble versicherte, es werde alles unternommen, um die finanzielle Stabilität des Eurogebiets zu sichern. „Wir sind über Griechenland hinaus bereit, alles Erforderliche zu tun.“Neues Rettungspaket für GriechenlandDie Euro-Finanzminister beschlossen, in Kürze ein neues Rettungspaket für Schuldensünder Griechenland aufzulegen. Ein konkreter Termin steht dafür aber bisher nicht fest.Die österreichische Ressortchefin Maria Fekter sagte: „Das Reformpaket für Griechenland muss spätestens bis September fix und fertig sein.“ An der Beteiligung von Banken und Versicherungen an dem Paket wird festgehalten. Sie sollen einen Teil der Milliardenlasten tragen. Das Paket soll einen Umfang von bis zu 120 Milliarden Euro haben.Bald konkrete Vorschläge Im Kampf gegen die Schuldenkrise soll der Rettungsfonds für klamme Eurostaaten (EFSF) neue Aufgaben bekommen, beschlossen die Euro-Kassenhüter. Dazu soll es bald konkrete Vorschläge geben. Die Laufzeiten von Krediten sollen verlängert werden und die Zinsen sinken. Wenn nötig, könnten Schuldensünder mit Vermögenswerten haften – damit kommt die Eurozone finnischen Forderungen nach.Rehn schloss nicht aus, dass der EFSF-Fonds künftig den Kauf von Staatsanleihen von Privatgläubigern finanzieren oder Schuldenländern den Rückkauf eigener Anleihen ermöglichen könnte. Bisher ist das nicht möglich. Erst vor einigen Wochen hatten die Europäer beschlossen, die Garantien für diesen Fonds auf 780 Milliarden Euro auszuweiten. Laut Diplomaten soll dieser Betrag nicht weiter steigen.Die Bankenbeteiligung an dem neuen Griechenland-Paket ist umstritten. Der niederländische Ressortchef Jan Kees de Jager sagte, in der Eurogruppe werde eine Bewertung dieser Einbeziehung als zeitweiser Zahlungsausfall inzwischen in Kauf genommen.Die Europäische Zentralbank beharrt jedoch auf ihrem Standpunkt, dass ein solcher Zahlungsausfall, der Kettenreaktionen an den Märkten nach sich ziehen könnte, unbedingt vermieden werden müsse. Die Notenbank ließ die Haltung in der Abschlusserklärung festhalten.dpa