„Für eine Fachausbildung ist die Sprache die Mindestvoraussetzung“, sagt Stefan Luther vom Arbeitsmarkt-Service des Landes im Interview.<BR /><BR /><b>Kann sich Südtirol Schüler leisten, die ohne ausreichende Deutschkenntnisse aus der deutschen Schule kommen?</b><BR />Stefan Luther: Das ist ja wohl eine rhetorische Frage. Denjenigen möchte ich sehen, der ohne Ironie behauptet, wir brauchen keine gut gebildeten jungen Leute. Zumal an der Sprache ja das Erlernen fast aller anderen in der Schule vermittelten Kompetenzen dranhängt, ist sie die Basis. Aber ganz unabhängig davon hängt auch das Zusammenspiel auf gesellschaftlicher Ebene, der soziale Friede, von einer Bildungs-Teilhabe für alle ab.<BR /><BR /><BR /><b>Bleiben wir beim Arbeitsmarkt. Wie wird sich der entwickeln?</b><BR />Luther: Eine mittlere Prognose, die also von keinen besonderen großen Umbrüchen ausgeht, errechnet allein in den kommenden 10 Jahren für jedes Jahr etwa ein Minus von 3000 Beschäftigten. Das heißt, in 10 Jahren fehlen uns bereits 30.000 Beschäftigte im Vergleich zu heute. Einiges kann man wohl auffangen, indem man Personen aktiviert, die aktuell nicht arbeiten. Einige Arbeitsplätze wird die Automatisierung überflüssig machen. Bleiben immer noch 15.000 bis 18.000 fehlende Arbeitskräfte.<BR /><BR /><BR /><b>Wo wird es am meisten fehlen?</b><BR />Luther: Automatisierung und Digitalisierung werden gerade Arbeitsplätze für unqualifiziertes Personal verschwinden lassen. Ein Restbereich wird sicher bleiben, aber wir werden nicht mehr in dem Maße wie heute unqualifizierte Arbeiter brauchen. Im Gegenteil, eben diese Entwicklung schafft zusätzliche und neue Arbeitsplätze für Fachkräfte. <BR /><BR /><BR /><b>Ist der demografische Wandel da das einzige Problem?</b><BR />Luther: Nein, wir sehen, dass es einige Bereiche gibt, in denen es bereits jetzt mehr Ab- als Zuwanderung in Südtirol gibt. <BR /><BR /><BR /><b>Zurück zur Schule. Was bedeutet das dann für unser Schulsystem – und die Migrantenkinder?</b><BR />Luther: Wir haben gesehen: Der Südtiroler Arbeitsmarkt braucht in Zukunft immer mehr qualifizierte und sogar hochqualifizierte Fachkräfte, sozusagen jeden Kopf. Für eine solche Ausbildung ist aber die Primärkompetenz Sprache die Mindestvoraussetzung. Investitionen und Anstrengungen heute sichern uns qualifizierte Arbeitskräfte von morgen. Und das gilt ganz unabhängig von der Herkunft für jeden unserer Schüler.