Für den nächsten Schritt in der grünen Revolution der Energieerzeugung bemühen Experten ein Bild aus dem Theater: Die Instrumente sind gestimmt, jetzt fehlt nur noch der Dirigent für die „Symphonie der Energiesysteme“. In den kommenden zehn Jahren soll sich die mit Windenergie erzeugte Strommenge weltweit verzehnfachen, lauten die Prognosen bei der 9. Internationalen Windenergiekonferenz in Istanbul.Die Herausforderung sei nun, Wind- und Wasserkraft, Solaranlagen, Bioenergie, Geothermie (Erdwärme) und die konventionellen Kraftwerke intelligenter zu verknüpfen. Leistungsspitzen der Systeme müssen besser gegeneinander ausgepegelt werden können. „Nicht immer scheint die Sonne, nicht immer bläst der Wind. Wir müssen auf die Übergangsressourcen achten“, sagt Dave Renee, Präsident der internationalen Solarenergiegesellschaft (ISES), am Mittwoch. Richard Taylor, Direktor des Internationalen Wasserkraftverbandes (IHA), sagte: „Wasserkraft kann als Ausgleich im System wirken.“Die Verbände der unterschiedlichen Energiesysteme wollen die Zusammenarbeit ausbauen. Letztlich seien aber die Regierungen gefordert, zusätzliche Weichen für die grüne Energie zu stellen, sagen Experten. Und damit lässt sich inzwischen kräftig Geld verdienen.Künftig soll sich der Windenergiemarkt in der EU sprunghaft entwickeln: Von einem Anteil an der Energieerzeugung von 7 Prozent im Jahr 2007 auf 20 Prozent im Jahr 2020 und weiter auf 27 Prozent im Jahr 2030.„Im Jahr 2050 nur noch erneuerbare Energie ist das Ziel. Und es erscheint möglich“, sagte Osman Mertoglu, Vorstandsmitglied im Internationalen Geothermieverband (IGA).Bis 2020 werde die weltweit mit Windenergieanlagen installierte Leistung von derzeit etwa 200 auf 2000 Gigawatt steigen, sagte Stefan Gsänger, Generalsekretär des Internationalen Windenergieverbandes (WWEA). Ende vergangenen Jahres waren es weltweit etwa 159 Gigawatt, was in etwa dem Gesamtbedarf Italiens entspricht. Die Hälfte der installierten Leistung steht in Europa, aber die Schwellenländer holen mächtig auf. Mexiko, die Türkei und an dritter Stelle China wachsen inzwischen am stärksten.Ein Grund dafür sei, dass in den weniger entwickelten Teilen der Welt die Innovationsbereitschaft oftmals größer sei, sagt Walter Lutz vom Hersteller Fuhrländer AG. „Windkraft ist schon jetzt konkurrenzfähig mit Kraftwerksstrom“, sagt Lutz. Zudem schaffe sie Arbeitsplätze und Wachstum, ohne Verteilungskämpfe auszulösen. Deswegen seien die Anlagen auch ein „Teil der Friedensmission“.dpa