Wie attraktiv sie sind und vor allem für wen, klären wir mit Alex Weissensteiner, Finanzprofessor an der Universität Bozen.<BR /><BR />Seit sich die Europäische Zentralbank (EZB) von ihrem Null-Zins-Kurs verabschiedet und eine Art Zinsnormalität wiederhergestellt hat, können Banken auch wieder aktiv mit Zinsen aufs Ersparte hausieren gehen. Damit sind freilich nicht die Zinsen auf gewöhnliche Bankeinlagen (z.B. aufs Kontokorrentkonto oder Sparbuch) gemeint; diese bewegen sich nach wie vor in einem Bereich, der vernachlässigbar ist. Besonders, wenn man die aktuellen Inflationsraten miteinbezieht. <BR /><BR />Vielmehr geht es um Liquidität, auf die der Kunde für eine bestimmte Zeit freiwillig verzichtet – im Gegenzug erhält er dafür Zinsen bzw. eine Rendite. Bei Festgeldkonten und Sparbriefen ist genau das der Fall. Überhaupt sind sich beide Produkte sehr ähnlich, weshalb viele Banken entweder Sparbriefe oder Festgeldkonten anbieten. In den meisten Fällen sind mit Sparbriefen und Festgeld wieder gut 2 Prozent und mehr drin – abhängig von der Bank und der Laufzeit. <BR /><BR />Festgeldkonten und Sparbriefe sind grundsätzlich sehr risikoarm. Es werden im Voraus ein fester Betrag, eine feste Laufzeit und ein fester Zinssatz vereinbart. „Geboten wird ein hohes Maß an Sicherheit und Planbarkeit, dafür verzichtet der Kunde bei Festgeldkonten für meist 6 Monate bis 2 Jahre, bei Sparbriefen auch mehrere Jahre, auf einen Teil seiner Liquidität“, so Universitätsprofessor Weissensteiner. In ihrer Bauweise sind sie also relativ starr. Grundsätzlich kann man sagen, dass der Zinssatz höher ist, je länger man der Gegenpartei das Geld überlässt. Die Zinsen werden beim Festgeld in der Regel am Ende der Laufzeit ausbezahlt. Bei Sparbriefen ist je nach Typus auch eine jährliche Auszahlung nicht unüblich. Zudem unterliegen beide Produkte der EU-weit geltenden gesetzlichen Einlagensicherung, die bei maximal 100.000 Euro pro Sparer und Geldinstitut liegt.<h3> Festgeld und Sparbriefe: Für wen eignen sie sich? </h3>„Ganz allgemein würde ich sagen, dass sich Festgeldkonten und Sparbriefe für jenen Teil des Geldes eignen, der nicht unmittelbar benötigt wird, sondern für eine gewisse Zeit irgendwo geparkt werden kann. Dafür erhält er dann wesentlich mehr Zinsen als wenn er es auf seinem Kontokorrent liegen lässt“, so Weissensteiner. Wer wiederum weiß, dass er in einigen Monaten eine größere Neuanschaffung plant und das Geld benötigt, sollte einen Bogen um derlei Angebote machen. Man kann das Geld im Unterschied zu anderen Anlageformen (z.B. vielen Investmentfonds, ETF usw.) entweder gar nicht oder nur mit erheblichen Mehrkosten vor Vertragsende zurückbekommen. <BR /><BR />„Auch die Risikoneigung des Sparers spielt natürlich eine Rolle: Wenn jemand die Schwankungen an den Aktienmärkten nicht aushält, könnten Sparbriefe oder Festgeld im Sinne einer Diversifizierung des Portfolios eine Ergänzung darstellen, die ihn ruhiger schlafen lässt. Einen Teil der Aktien könnte er also durch Festgeld oder Sparbriefe ersetzen, die den Bewegungen am Kapitalmarkt nicht ausgesetzt sind. Auch gibt es Anleger, die sich das Aktien-Risiko nicht leisten können. Auch das gibt es.“ Eher ungeeignet sind derlei Angebote hingegen zum Vermögensaufbau, besonders bei einem längeren Anlagehorizont: „Aktien werden auf lange Sicht auch in Zukunft deutlich mehr Rendite abwerfen“, so Weissensteiner.