Wie soll es mit der Filmbranche in Südtirol weitergehen? Ein Interview mit Philipp Achammer. <BR /><BR /><BR /><BR /><b>Herr Achammer, die Filmschaffenden verlangen eine klare Positionierung der Verantwortlichen: Will das Land Südtirol die Filmbranche noch haben, und wenn ja, auch entsprechend fördern?</b><BR />Philipp Achammer: Es verwundert mich, dass diese Frage im Raum steht. Ich habe das klare Bekenntnis zum Filmland Südtirol zig Mal gegeben und tue es ein weiteres Mal. Der Politik und auch mir ist nicht entgangen, dass in Südtirol durch die Filmförderung eine aktive Szene entstanden ist, dass der Name Südtirol nach außen getragen wurde und dass ein großes Interesse am Filmstandort Südtirol besteht. Deshalb wird es selbstverständlich weiterhin eine Filmförderung geben.<BR /><BR /><BR /><b>Verstehen Sie, dass die Filmschaffenden aufgrund schwindender Beiträge und nach dem Stopp für den zweiten Filmcall im Mai um ihre Zukunft fürchten?</b><BR />Achammer: Ich verstehe, dass es für die Filmschaffenden, wie für alle anderen Branchen auch, im Moment ganz schwierig ist. Andererseits muss allen bewusst sein, dass sich auch das Land Südtirol in einer schwierigen Situation befindet. Es fehlen zum einen die Steuerrückflüsse aus den Wirtschaftsbereichen, die während Corona nicht oder kaum arbeiten konnten. Zum anderen verschlingt Corona gerade Unsummen an Geld. Da muss es zwangsläufig Kürzungen geben, und davon ist die Filmförderung leider nicht ausgenommen.<BR /><BR /><BR /><b>Also ist ausschließlich Corona Schuld am Beitragsstopp?</b><BR />Achammer: Am Aufschub des zweiten Filmcalls auf jeden Fall. Aber das heißt nicht, dass es in diesem Jahr kein Geld geben wird. In der Diskussion um den Nachtragshaushalt, der im Juli verabschiedet werden soll, werde ich die Filmförderung erneut aufs Tapet bringen. Und ich hoffe – nein, ich gehe davon aus, dass auch Geld zur Verfügung gestellt wird. <BR /><BR /><BR /><b>Können Sie eine Summe nennen?</b><BR />Achammer: Nein, aber ich arbeite darauf hin, dass wir uns auf dem Niveau von 2019 und 2020 bewegen. <BR /><BR /><BR /><b>Von den einst angestrebten 5 Millionen ist also nicht mehr die Rede?</b><BR />Achammer: Wir haben in den vergangenen Jahren immer versucht, ein gewisses Niveau zu halten, aber die Filmförderung ist, wie gesagt, nicht der einzige Bereich, für den die Mittel knapper werden. So hart es klingt, aber ich glaube, da herrscht oft eine selektive Wahrnehmung vor. Alle wissen, dass wir mit weniger Geld auskommen müssen, aber jeder glaubt, dass er selber wichtiger als andere ist und man mit dem Sparen daher beim anderen beginnen sollte. Das gilt natürlich nicht nur für die Filmszene. Die Wahrheit ist, dass wir einen Ausgleich finden und dafür leider in alle Bereiche eingreifen müssen. <BR /><BR /><BR /><b>Können Sie nachvollziehen, dass die Filmschaffenden dennoch in einer besonderen Situation sind, weil ihre Beiträge in Wirklichkeit nur Vorschüsse sind, die dann durch Folgeinvestitionen doppelt wieder zurückkommen?</b><BR />Achammer: Da haben Sie allerdings Recht. Und trotzdem würde es niemand verstehen, wenn die Filmförderung von den Kürzungen ausgenommen wäre. <BR /><BR /><BR /><b>Die Film Association Südtirol (FAS) sagt, sie hätte nach dem Stopp der Beiträge bisher vergeblich versucht, direkt mit Ihnen in Kontakt zu treten …</b><BR />Achammer: Dazu ist anzumerken, dass die FAS zuerst an die Medien gegangen ist, bevor sie das Gespräch mit mir gesucht hat. Ich hätte es mir anders gewünscht. Mit einzelnen Filmschaffenden habe ich gesprochen, und ich hatte dabei nicht den Eindruck, dass der Aufschub des Fördercalls das Ende der Szene bedeutet, sondern dass man für alle Seiten vertretbare Lösungen finden möchte. <BR /><BR /><BR /><b>Die Filmschaffenden wünschen sich mehr Planbarkeit. Wäre ein Mehrjahres-Topf an Fördermitteln eine machbare Lösung?</b><BR />Achammer: Das wäre in Zeiten wie diesen kaum umsetzbar. Planbarkeit ist ein Gut, das es im Moment nirgends gibt. Dennoch betone ich noch einmal: Dass wir an der Filmförderung festhalten und sie auf einem stabilen Niveau halten wollen, steht außer Zweifel.             (er)<BR /><BR /><BR />