Auch der ab Jänner in die EZB-Führung aufrückende Deutsche Jörg Asmussen gilt als Vertreter dieser jungen Garde, die nun in der EZB Karriere macht. Doch beide könnten sich bald im Rennen um den prestigeträchtigen Posten des Chefvolkswirts ins Gehege kommen. Auch wenn mit Jürgen Stark und zuvor Otmar Issing dieses Amt stets in deutscher Hand war, hat die größte Volkswirtschaft der Euro-Zone kein Abonnement darauf.Neben dieser Personalie birgt auch der politische Streit zwischen Deutschland und Frankreich über die Rolle der EZB Konfliktstoff. Schon bald könnte es zum Schwur kommen: Die EZB gerät unter immer stärkeren Druck, ihre umstrittenen Staatsanleihekäufe massiv auszuweiten, um klamme Euro-Staaten wie Spanien und Italien über Wasser zu halten. Frankreich drängt und Deutschland bremst in dieser Frage.Ökonom Coeure – Jahrgang 1969 – gilt als Vertreter eines geschmeidigen geldpolitischen Kurses, der 63-jährige Stark hingegen als Verfechter der alten orthodoxen Schule. Ihr geht Preisstabilität über alles. Stark, der mit dem Ressort Volkswirtschaft (Economics) einen der Zentralbereiche im Führungsgremium verantwortet, tritt im Jänner ab.Zwar rückt mit dem derzeitigen Finanzstaatssekretär Asmussen ein Landsmann in das Direktorium nach. Doch kann er nicht sicher sein, dass er automatisch Starks Funktionen erbt und somit die Fahne der deutschen Stabilitätskultur in diesem Amt hoch halten kann.Denn das Direktorium der EZB und nicht die Politik entscheidet darüber, welche Aufgabenbereiche Asmussen zufallen. Das Vorschlagsrecht hat dabei der Präsident und damit zurzeit der Italiener Mario Draghi. Nach seinem Aufstieg an die Spitze der EZB als Nachfolger des Franzosen Jean-Claude Trichet war Italien zuletzt mit zwei Posten im Direktorium vertreten, was den Personalproporz in der EZB empfindlich störte und für böses Blut in Paris sorgte. Erst nach langer Hängepartie entschloss sich Lorenzo Bini Smaghi zum Rückzug, der den Weg für Coeure frei machte. Seine Bestätigung durch Finanzminister und Regierungschefs der Euro-Zone gilt als Formsache.apa/reuters