Österreichs Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck im Gespräch über Corona-Hilfsgelder, Impfen in den Betrieben und die anstehende Wintersaison. <BR /><BR /><BR /><BR /><b>Frau Ministerin Schramböck, wie hat Österreich die Corona-Pandemie in wirtschaftlicher Hinsicht bislang gemeistert?</b><BR />Margarete Schramböck: Österreich hat auf die Krise rasch und richtig reagiert. Es war immer unser Ziel, die Unternehmen zu schützen, Arbeitsplätze zu retten und damit gut durch die Krise zu kommen. Dafür haben wir auch viel Geld investiert. Wir liegen im EU-Spitzenfeld im Bereich der Wirtschaftshilfen. Diese Akut-Hilfe hat sich bezahlt gemacht. Die Industrie und die Bauwirtschaft laufen auf Hochtouren und sind bereits auf Vorkrisenniveau. Bei besonders betroffenen Branchen, wie dem Städte-Tourismus, werden wir die Auswirkungen noch ein bisschen länger spüren. <BR /><BR /><BR /><BR /><b>Weil Sie die Coronahilfen ansprechen: Viele Unternehmen in Südtirol blickten in den vergangenen Monaten neidvoll nach Österreich, da die Betriebe dort vom Staat hohe Entschädigungssummen bekamen. Wie viel hat der Staat bislang an Hilfsgeldern an die österreichischen Unternehmen ausgeschüttet?</b><BR />Schramböck: Bislang haben wir über 39,8 Milliarden Euro an Wirtschaftshilfen ausbezahlt oder genehmigt. Zusätzlich haben wir neben den Wirtschaftshilfen Anreize gesetzt, damit Betriebe jetzt investieren und damit die Konjunktur anregen. Die Investitionsprämie hat einen regelrechten Run ausgelöst. Durch die Prämie investieren die Unternehmen mitten in der Krise über 78 Milliarden Euro. Nachdem Österreich das einzige Land mit einer solchen Investitionsprämie war, haben wir damit auch Standortentscheidungen beeinflusst. Nicht nur, dass Investitionen vorgezogen wurden, ein Teil der Projekte wurde aufgrund des Zuschusses in Österreich und nicht in anderen Staaten umgesetzt. <BR /><BR /><BR /><BR /><b>Europaweit wird aktuell diskutiert, in welchen Bereichen man den Green Pass einsetzen sollte, um einen weiteren Lockdown im Herbst und Winter zu verhindern. Der italienische Industriellenverband Confindustria fordert eine Greenpass-Pflicht als Zugang zum Arbeitsplatz. Wie stehen Sie als Wirtschaftsministerin dazu?</b><BR />Schramböck: Als Wirtschaftsministerin ist es mir wichtig, einen erneuten Lockdown zu verhindern. Unsere Betriebe haben ihren Beitrag geleistet. Nun ist es an der Zeit, dass auch jeder und jede selbst einen Beitrag zur Pandemie-Bekämpfung leistet. Die Impfung ist dabei ein Gamechanger. Je mehr Menschen sich impfen lassen, desto besser wird unsere Wirtschaft durch den Winter kommen. Viele Betriebe setzen auf Impfungen oder betriebliches Testen. Unsere Unternehmen schaffen damit eine sichere Arbeitsstätte für Arbeitnehmer. Und wir sehen, dass sowohl das betriebliche Testen als auch das betriebliche Impfen sehr gut angenommen werden. <BR /><BR /><embed id="dtext86-50438514_quote" /><BR /><BR /><BR /><BR /><b>In Österreich hat es verhältnismäßig viele Impfungen in den Unternehmen gegeben. Wird es parallel dazu auch weiterhin regelmäßige Test-Screenings geben?</b><BR />Schramböck: Wir haben als eines der ersten Länder eine sehr breite Teststrategie aufgebaut – von den Betrieben, den Gemeinden bis hin zu den Schulen. Mein Ministerium fördert in den Betrieben jeden Test mit 10 Euro. Je nach Impffortschritt und Pandemie-Entwicklung werden wir beurteilen, ob und wie lange dieses Testangebot noch notwendig ist. <BR /><BR /><BR /><BR /><b>In Südtirol ist die Wintersaison im Vorjahr komplett ausgefallen, in Österreich konnten die Skigebiete hingegen öffnen. Wenn Sie eine Prognose wagen: Wie wird die Wintersaison heuer aussehen?</b><BR />Schramböck: Österreich hat diesen Sommer bewiesen, dass wir ein sicheres Urlaubsland sind. Wir werden auch den Wintertourismus so organisieren, dass unsere Gäste ihren Urlaub geschützt verbringen können. Natürlich hängt es von der Pandemie-Entwicklung und den internationalen Reisebeschränkungen ab, wie viele Gäste wir empfangen werden. <BR /><BR /><BR /><BR /><b>Sollten die Infektionszahlen und die Belegung in den Krankenhäusern und Intensivstationen noch einmal deutlich nach oben schießen: Ist für Sie ein weiterer Lockdown im Herbst/Winter vorstellbar?</b><BR />Schramböck: Ich habe keine Glaskugel. Keiner hätte sich vor 2 Jahren gedacht, dass eine Pandemie einmal die gesamte globale Wirtschaft auf den Kopf stellen würde. In Österreich stand immer die Gesundheit der Menschen im Vordergrund. Dank unserer exzellenten Forscher haben wir nun die Impfung. Für mich ist die Impfung die Lösung und nicht ein weiterer Lockdown. <BR /><BR /><BR /><BR /><b>Kann man in wirtschaftlicher Hinsicht aus dieser Krise etwas lernen?</b><BR />Schramböck: Die Corona-Krise war weltweit ein Test für die Krisenfähigkeit. Denken Sie nur an die unterbrochenen Lieferketten. Überall war vor allem die Digitalisierung eine Reaktion und ein Erfolgsfaktor zur Krisenbewältigung. Für mich als Digitalisierungsministerin ist die digitale Transformation daher auch für die Zukunft ein entscheidender Hebel für Wettbewerbsfähigkeit, Wachstum und Wohlstand.<BR />