"Der Bürokratieabbau ist ein Thema, das Bürger und Unternehmen schon seit Langem beschäftigt, denn das Ausmaß der bürokratischen Belastung stößt auf Unverständnis und ist oft nur schwer zu bewältigen", unterstreicht die Handelskammer. Die Landesverwaltung habe sich in den vergangenen Jahren bemüht, mit Pilotprojekten das sogenannte Standardkostenmodell einzuführen, mit dem Ziel, die bürokratische Belastung zu reduzieren. "Vor allem im Wirtschaftsressort wurden Anstrengungen in diese Richtung unternommen. Es gibt aber noch viel zu tun. Aus der Sicht der Südtiroler Unternehmen ist es bisher nur begrenzt gelungen, die Bürokratiebelastung in Südtirol zu reduzieren. Dies belegen Umfragen“, so Handelskammerpräsident Michl Ebner.„Mit einer systematischen, flächendeckenden Umsetzung des Standardkostenmodells in der Südtiroler Landesverwaltung könnten die Wirtschaftstreibenden und die Bürger spürbar und nachhaltig entlastet werden.“Das Standardkostenmodell sei ein Verfahren zur Erhebung der Bürokratiekosten, die aufgrund der gesetzlichen Informationspflicht auf der Bevölkerung und der Wirtschaft lasten. Ziel des Standardkostenmodells ist es, Bürger und Unternehmen von unnötigen bürokratischen Belastungen zu befreien, indem Verwaltungsverfahren effizient gestaltet und der Aufwand minimiert wird. "Dabei werden kostenintensive, obsolete, sich wiederholende bzw. ausschweifende Prozeduren ermittelt, die reduziert oder gar gestrichen werden können. Durch Rationalisierungen dieser Art können Zeit und Geld gespart werden. Politische Ziele, der Nutzen, die inhaltlichen Standards oder die Kriterien der untersuchten Rechtsvorschriften werden beim Standardkostenmodell nicht erfasst", betont die Handelskammer.Die Anwendung des Standardkostenmodells habe im Rahmen der Lissabon-Strategie seit Beginn der 2000er Jahre auf europäischer und internationaler Ebene stark an Bedeutung gewonnen, sei aber letzthin wieder in den Hintergrund gerückt. Ziel der Lissabon-Strategie war es, die Bürokratiebelastung bis 2010 europaweit um 25 Prozent zu senken. Deutschland konnte als Vorreiter des Bürokratieabbaus zum Jahresende 2011 signifikante Erfolge nachweisen. „Auch in Südtirol wurden einige Pilotprojekte unter Anwendung des Standardkostenmodells gestartet, die aber nicht weitergeführt wurden. Die öffentliche Verwaltung ist hier gefordert, konkrete Ziele und Fristen zur Bewertung der normativen, organisatorischen und technologischen Maßnahmen zur Reduzierung des Bürokratiedrucks zu setzen“, so Ebner.