Lukas Ladurner spricht auch über seine Pläne an der Volksbank-Spitze, steigende Raten für einen Kredit und neue Filialen in Zeiten der Digitalisierung.<BR /><BR /><b>2022 war nach 2021 ein weiteres Rekordjahr für die Volksbank – trotzdem sagen Sie, wenn die strategische Neuausrichtung ein Marathon ist, steht die Bank jetzt bei Kilometer 5. Gibt es noch so viel zu tun?</b><BR />Lukas Ladurner: Mit diesem Vergleich und dem Kilometer 5 wollen wir sagen, dass wir uns warm gelaufen haben, aber weiter aufmerksam bleiben. Es wurde viel getan in den letzten 3 Jahren, aber wie wir gesehen haben, ist das Umfeld sehr dynamisch und volatil: Wir hatten eine Pandemie, es gibt Krieg an den Grenzen Europas, wir haben eine sehr hohe Inflation und die Leitzinsen sind stärker gestiegen, als es in den extremsten Schockszenarien der Aufsichtsbehörden vorgesehen war. Deshalb muss man vorsichtig, wach und konzentriert blieben. Der Vergleich mit dem Marathon soll keine Anspielung auf irgendwelche Ergebnisse sein, die wir uns noch erwarten; wir sind auf einem guten Niveau angekommen, das wir halten und auch ausbauen wollen. <BR /><BR /><b>Die Aktionäre werden sich über die Ergebnisse freuen, die Kunden, die einen Kredit laufen haben, im Hinblick auf die stark steigenden Zinsen weniger. Wie viel Kritik müssen Sie sich deswegen anhören?</b><BR />Ladurner: Es ist natürlich ein Drahtseilakt, einen Ausgleich zwischen unseren 3 Haupt-Stakeholdern zu finden: den Sparern, die für ihr Erspartes gerne so viel wie möglich hätten, den Aktionären, die auch so viel wie möglich bekommen möchten, und den Kunden im Ausgangsbereich, die so wenig wie möglich ausgeben möchten. Wir bekommen Kritik, ja, das stimmt. Aber wir sind meines Wissens auch die einzige Bank, die für Familien mit Hypothekardarlehen eine Erleichterung gewährt hat. Und diese Erleichterung werden wir auch im zweiten Halbjahr fortsetzen.<BR /><BR /><embed id="dtext86-58991871_quote" /><BR /><BR /><b>Und wann werden die Kunden spürbar höhere Zinsen auf ihrem Kontokorrent sehen?</b><BR />Ladurner: Zunächst muss man sagen, dass ein Kontokorrent kein Sparprodukt ist, sondern eine Dienstleistung. <BR /><BR /><b>Ist es also ein weit verbreiteter Denkfehler, wenn man glaubt, wer sein Geld auf dem Konto einlegt, könnte damit sparen?</b><BR />Ladurner: Ja, das Produkt ist nicht dafür gedacht, eine Geldinvestition zu tätigen. Ein Kontokorrent ist eine Dienstleistung, ein Instrument für den Zahlungsverkehr. Wenn man sparen will, gibt es andere Möglichkeiten. Aber für Familien und Betriebe mit einer gewissen Liquidität auf den Konten werden wir schauen, dass der Habenzinssatz auf ein vertretbares Niveau gehoben wird.<BR /><BR /><b>Nochmal zurück zu den Kreditnehmern – für so manchen Kunden werden die höheren Raten nicht leicht zu stemmen sein. Rechnen Sie mit Problemen in dem Bereich?</b><BR />Ladurner: Bis heute haben wir in unserem Einzugsgebiet zum Glück noch keine Anzeichen, dass Familien oder auch Unternehmen Probleme hätten, über die Runden zu kommen. Aber man merkt seit dem letzten Quartal 2022, dass die Investitionsfreude etwas nachgelassen hat. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="881864_image" /></div> <BR /><BR /><BR /><b>In Zeiten der Digitalisierung bauen Banken Filialen zunehmend ab, die Volksbank denkt eher daran, neue zu eröffne...</b><BR />Ladurner: Ja. Vor allem im norditalienischen Raum ziehen sich Banken zurück und schließen Filialen, weil sie kosteneffizienter und digitaler werden wollen. Das wollen wir auch – aber wir sind der Meinung, dass der Kunde auch einen Ansprechpartner braucht. Deshalb möchten wir in den Gebieten, wo wir einen niedrigen Marktanteil haben, selektiv in sehr kleinen Schritten neue Filialen eröffnen, vielleicht 3 bis 4 im Jahr. Zum Beispiel um Padua, Richtung Vicenza und Verona. <BR /><BR /><b>Sind auch Zukäufe geplant?</b><BR />Ladurner: Wir haben nichts auf dem Tisch. So gut, wie wir aufgestellt sind, können wir auch alleine wachsen. Sollte sich etwas ergeben, dass wir beispielsweise in der Gegend von Padua und Verona 10 Filialen bekommen könnten, werden wir es uns anschauen. Zu allem, was größer ist, würde ich Nein sagen, sofern es nicht eine sehr interessante Operation ist, bei der für unsere Aktionäre ein sehr großer Mehrwert generiert wird. <BR /><BR /><b>Zuletzt hat die Rettung mehrerer US-Banken und der Credit Suisse die Finanzwelt heftig durchgerüttelt. Europas Bankensystem sei aber solide, wurde umgehend beruhigt. Sind Sie auch beruhigt?</b><BR />Ladurner: Wir als Volksbank sind sehr beruhigt. Wir sind weit über dem Durchschnitt des Bankensektors liquide und auch die Kapitalausstattung ist auf einem Topniveau, da können wir uns mit allen in Italien und Europa messen. Und was das europäische Bankensystem insgesamt angeht, steht es im Vergleich zum Schweizer und dem amerikanischen Bankensystem sehr viel solider da. Die Aufsichtsbehörden sind hier sehr viel strenger, sodass Europas Banken zu den solidesten der Welt gehören. <BR />